TechEd: Microsoft trommelt die Entwickler zusammen

Mit südafrikanischen Trommlern eröffnete Microsoft die EMEA TechEd in Amsterdam und präsentierte neue Produkte, Partnerschaften und seine künftige Strategie.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 105 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Daniel Lüders

Mit südafrikanischen Trommlern versuchte Microsoft dieses Jahr seine Entwicklergemeinde vor Beginn der Keynote der diesjährigen EMEA TechEd in Amsterdam anzuheizen. Die Ehre der ersten Ansprache überließ Microsoft in diesem Jahr allerdings nicht wie erwartet einem Firmensprecher, sondern George Cathomas, Vertreter der Schweizerischen Blinden-Vereinigung und selbst sehbehindert. Im abgedunkelten Raum verdeutlichte der Schweizer dem Publikum zunächst, was es für Blinde bedeutet, nicht sehen zu können. Er demonstrierte danach (bei Licht) eine Windows-Software namens Jaws, die Bildschirminhalte vorliest und so Blinden die Möglichkeit gibt, im Internet zu surfen oder andere Arbeiten am Computer auszuführen, ohne Displayinhalte zu sehen. In einem Appell am Schluss der kurzen Demonstration bat er die anwesenden Entwickler darum, künftig Webseiten und Applikationen auch unter Rücksichtnahme auf behinderte Menschen zu erstellen. Durch solche Webinhalte sei es Blinden mittlerweile möglich, ihre Steuererklärung in der Schweiz online selbstständig auszufüllen.

Jonathan Murray, eigentlicher Keynote-Sprecher und Vice President sowie CTO bei Microsoft, übernahm danach die Bühne. Er sprach davon, dass sich Microsoft in Bezug auf seine Entwicklungen künftig anderen Software-Technologien noch mehr öffnen wolle und auch Fremdprodukte besser unterstützen möchte. Die Zeit, in der man im Stillen sein eigenes Süppchen koche, sei längst vorbei. Microsoft-Produkte sollen künftig mit Entwicklungen anderer Unternehmen wie etwa SAP oder IBM besser zusammenarbeiten. Deshalb, behauptete Murray, arbeite man jetzt verstärkt an besserer Integration der eigenen Produkte in andere Software-Systeme.

Murray gab auf der Keynote die erste Beta der kommenden Entwicklungsumgebung Visual .NET Studio Team Edition frei. Mit der neuen Version soll Applikationsentwicklung im Team und Programmressourcen-Management leichter von der Hand gehen. In einer Demonstration zeigte ein Mitarbeiter, wie man verschiedene Programmteile einer Applikation einfach per Drag & Drop miteinander verbindet und testet. Neu sind beispielsweise integrierte Tools, die erstellte Programme auf Sicherheitsmängel hin testen und diese beheben sollen.

Erstmals bedenkt Microsoft mit den angekündigten Express Editions seiner Entwickler-Software auch den Hobby-Programmierer, Studenten und Anfänger. Jonathan Murray präsentierte auf der Keynote die erste Beta der Entwickler-Suite. Die Visual .Net Express Editions kommen mit über 500 Programm-Schnippseln, die zusammengesetzt bereits viele Anwendungsbereiche abdecken sollen. Für einige Applikationsarten wie etwa DVD-Datenbank, Photoalbum oder Editor legt Microsoft Assistenten bei, mit denen der unerfahrene Freizeit-Entwickler per Mausklick Schritt für Schritt seine persönliche Applikation erstellt, ohne auch nur eine Zeile Programmcode zu schreiben.

Über den mobilen Sektor bekam man wenig Neues zu hören. Weder in Bezug auf das kommende Windows-Mobile-Betriebssystem mit Codenamen Magneto noch künftige Strategien ließ sich der Konzern in die Karten schauen. Lediglich verkündete Murray Partnerschaften mit den Handy-Providern O2 aus Großbritannien und TeliaSonera aus Schweden, die beide Location Based Services auf Basis des Microsoft MapPoint Location Servers anbieten wollen. Damit soll es Handy-Nutzern möglich sein, Dienste abhängig vom Standort zu nutzen -- etwa Wegbeschreibungen zum nächsten Restaurant oder Touristen-Informationen über die Stadt, in der man sich gerade aufhält. Wie viele Inhalte demnächst abrufbar sein werden und ab welchem Zeitpunkt die Nutzer darauf zugreifen können, verschwieg man allerdings. Bereits im vorigen Jahr zeigte auch Vodafone an diesem System Interesse. Was aus dieser Zusammenarbeit mit Microsoft geworden ist, wollte man nicht weiter kommentieren.

Bei seiner Präsentation machte Johnathan Murray aber deutlich, dass Microsoft mehr Potenzial im Smartphone- und Handy-PDA-Markt sieht. Handhelds ohne Mobilfunk erwähnte der Microsoft-Manager nicht mit einem Wort. Stattdessen verwies er auf die Vorteile von Mobilgeräten mit Microsoft Smartphone-Betriebssystemen Windows Mobile für Smartphones und für Pocket PC Phone Edition. Erstmals auf einer TechEd stellt Microsoft durch seinen Partner Dell für die etwa 6500 Delegierten und Besucher neben tausend Surf-Stationen auch ebenso viele IP-Telefone bereit. Mit diesen Telefonen kann jeder Konferenzteilnehmer weltweit umsonst telefonieren. Vom Angebot sind 0190-Nummern allerdings wohlweislich ausgenommen ... (dal)