Astronomie: Nachbargalaxie der Milchstraße wird offenbar zerrissen
Die Kleine und Große Magellansche Wolke sind wegen ihrer Nähe gut erforscht. Trotzdem halten die Nachbargalaxien unserer Milchstraße noch Überraschungen bereit.
Die Kleine und die Große Maggellansche Wolke (Mitte rechts) neben der Milchstraße über dem Very Large Telescope
(Bild: ESO/G. Hüdepohl (atacamaphoto.com))
Eine japanische Forschergruppe hat Hinweise darauf gefunden, dass eine Galaxie in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Milchstraße von ihrem größeren Begleiter zerrissen wird und sich zudem unerwarteterweise nicht um sich selbst dreht. Dies teilte die Universität Nagoya mit. Bei den Galaxien handelt es sich um die Kleine und die Große Magellansche Wolke, die beide weniger als 200.000 Lichtjahre von unserer Heimatgalaxie entfernt sind. Eine genaue Messung der Bewegung von Tausenden von Sternen in der kleineren der beiden Galaxien ergab, dass sie sich in entgegengesetzte Richtungen voneinander entfernen. Verantwortlich dafür ist die Große Magellansche Wolke, die die Kleine zerreißt.
Zuerst einen Fehler vermutet
(Bild: Satoya Nakano)
Insgesamt rund 7000 individuelle Sterne in der Kleinen Magellanschen Wolke hat das Team identifiziert und vermessen. Dabei handelt es sich demnach vor allem um solche, die deutlich massereicher sind als unsere Sonne und nur wenige Millionen Jahre alt werden. Ermittelt hat das Team, dass sich eine ganze Reihe davon der Großen Magellanschen Wolke nähert, während sich andere genau davon wegbewegen. Das sei unerwartet gewesen, erklärt Forschungsleiter Kengo Tachihara: "Als wir die ersten Ergebnisse bekommen haben, haben wir einen Fehler in unserer Analyse vermutet." Als das Team dann aber sichergestellt hatte, dass die Resultate unzweifelhaft waren, sei man sehr überrascht gewesen.
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Außerdem haben die Messungen ergeben, dass die massiven Sterne in der Galaxie nicht um ein Zentrum rotieren. Das deute darauf hin, dass sich auch das interstellare Gas, aus dem sie entstanden sind, nicht dreht. Sollte sich das bestätigen, müssten Annahmen zur Masse und zur Geschichte der Interaktion mit der Milchstraße sowie der Großen Magellanschen Wolke überarbeitet werden. Das könnte unser ganzes Verständnis der Geschichte der drei Galaxien verändern, meint das Team. Weil die auch als Modell für das Zusammenspiel zwischen Galaxien vor allem im frühen Universum dienen, könnten die Konsequenzen der Entdeckung noch weiter gehen. Vorgestellt wird die Analyse jetzt im Wissenschaftsmagazin The Astrophysical Journal Supplement Series.
(mho)