Dienstag: Debatte um designierten Digitalminister, Stromgebotszone im Visier

Überraschung im Digitalministerium + Neuordnung der Stromgebotszonen + Blackout in Südeuropa + Netzneutralität angemahnt + Brasilien lockt mit Steuervorteilen

vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Reicxhstagkuppel, dazu Text: DIENSTAG Digitalminister, Stromgebotszone, Stromausfälle, Netzneutralität & Rechenzentren

(Bild: In Green / Shutterstock.com / heise online)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Das neue Bundesdigitalministerium soll mit Karsten Wildberger ein im politischen Berlin unerfahrener MediaMarkt-Saturn-Manager führen. Während die Branche für Informations- und Kommunikationstechnik (ITK) die Personalie bejubelt, kommen von der Initiative Transparente Zivilgesellschaft Einwände und Fragen nach der Unabhängigkeit Wildbergers. Bislang gilt in Deutschland eine einzige Stromgebotszone und damit ein einheitlicher Strompreis. Die Übertragungsnetzbetreiber schlagen eine Neuordnung vor. Das könnte den Strom günstiger machen. Und auf der iberischen Halbinsel ist es am Montag zu einem massiven Stromausfall gekommen – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.

Videos by heise

Seit Montag ist klar, wer die Minister der neuen Bundesregierung aus den Reihen der CDU/CSU sein werden. Dabei gibt es durchaus einige überraschende Personalien. An die Spitze des neuen Bundesdigitalministeriums, das erst aufgebaut werden muss, soll Karsten Wildberger rücken. Der 55-Jährige war zuletzt Manager bei der Ceconomy AG, die hinter den Marken Media Markt und Saturn steht; politische Erfahrung hat er kaum. Er steht vor großen Aufgaben. Viele fragen deshalb: Wer ist der vorgesehene neue Digitalminister Karsten Wildberger? Aus der Informations- und Kommunikationsbranche kommt ungeteilte Zustimmung, aus der Zivilgesellschaft Kritik. Digitalminister Wildberger: "Top-Lobbyist" oder “Rettungsanker”?

Eine Debatte gibt es auch um Stromgebotszonen. Eine Gebotszone ist ein Gebiet, in dem Käufer und Verkäufer auf dem Strommarkt innerhalb einer Zone Strom handeln können, ohne auf den Transportbedarf des Stroms achten zu müssen. Innerhalb der Gebotszone ist der Strompreis gleich. Diese Zonen halten sich weitgehend an die europäischen Ländergrenzen, mit Ausnahmen: Deutschland ist bisher eine Zone; Schweden hingegen ist in vier solche Zonen unterteilt. Eine aktuelle Studie des Verbands Europäischer Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E kommt nun zu dem Schluss, dass eine Neuregelung der Gebotszonen finanzielle Vorteile bringen könnte, sprich günstigere Strompreise. Die angeregte Neuordnung der Gebotszonen stößt trotzdem auf Gegenstimmen. Aufteilung der deutschen Stromgebotszone soll deutlichen Kostenvorteil bringen

In der Nacht waren vier Fünftel der Stromversorgung in Spanien wiederhergestellt, in Portugal war der Strom nach neun Stunden wieder da – der Blackout vom Montag dürfte beide Länder aber noch länger beschäftigen. Die iberische Halbinsel erlebte zum Wochenbeginn den schlimmsten Stromausfall ihrer Geschichte. Menschen blieben in Fahrstühlen stecken, U-Bahnen fuhren nicht mehr, Ampeln fielen aus, Supermarktkassen streikten – in Spanien und Portugal funktionierte während des großen Stromausfalls nichts mehr, nur Geduld. Die große Unbekannte bis spät in die Nacht: die Ursache für den Blackout. Die spanische Regierung zögert mit Mutmaßungen über den Auslöser für die großräumigen Stromausfälle in Portugal und Spanien

Immer wieder monieren Kunden der Deutschen Telekom, dass manche Webseiten langsam laden, Audio- oder Videostreams holprig laufen oder sogar abbrechen. Nun sieht sich die Telekom scharfer Kritik eines zivilgesellschaftlichen Bündnisses gegenüber. Verschiedene Digitalrechtsorganisationen und Verbraucherverbände aus Deutschland und Österreich haben bei der Bundesnetzagentur Beschwerde eingereicht. Sie werfen der Telekom vor, "künstliche Engpässe" an den Zugängen zu ihrem Netz zu schaffen und so das Netz "zu drosseln". Das verstoße gegen die Netzneutralität. Die Telekom weist die Vorwürfe zurück. Netzneutralität: Bündnis reicht Beschwerde gegen Telekom ein

Brasilien hat ein gewaltiges Potenzial an erneuerbaren Energien – sei es Sonnenenergie, Wasser- oder Windkraft. Dieses Potenzial soll nun eingesetzt werden, um sich als globaler Standort für IT-Rechenzentren ins Spiel zu bringen, die ihrerseits einen gewaltigen Strombedarf haben. Steuererleichterungen für IT-bezogene Investitionsausgaben sollen Tech-Unternehmen aus aller Welt nach Brasilien locken. In dieser Woche will Finanzminister Fernando Haddad im Silicon Valley bei US-Tech-Konzernen mit der neuen Steuerpolitik um Investitionen werben. Der TikTok-Mutterkonzern ByteDance aus China ist da vermeintlich schon einen Schritt weiter. Brasilien: Steuererleichterungen für Investitionen in Rechenzentren

Auch noch wichtig:

(akn)