Wegen Trump: Microsoft sichert Quellcode in der Schweiz und investiert in Europa

Viele europäische Kunden haben durch Trump das Vertrauen in digitale Produkte aus den USA verloren. Microsoft will nun ordentlich in Europa investieren.

vorlesen Druckansicht 154 Kommentare lesen
Microsoft office building

(Bild: JeanLucIchard/Shutterstock.com)

Update
Stand:
Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die von der Trump-Regierung geführten Handelskämpfe und plötzlichen Entscheidungen haben in Europa Zweifel an US-amerikanischen digitalen Produkten geweckt. Dem möchte Microsoft entgegenwirken: Im jüngsten Blogbeitrag von Justiziar und Präsident von Microsoft betont Brad Smith die enge wirtschaftliche Verbundenheit und verspricht, dass Microsoft sich nicht aus Europa zurückziehen wird.

Im Blogbeitrag formuliert Smith fünf digitale Zusicherungen an Europa. So will Microsoft in den nächsten zwei Jahren seine Rechenzentrenkapazitäten um rund 40 Prozent aufstocken und auf 16 Länder in Europa ausweiten. Dafür will Microsoft jährlich eine zweistellige Milliardensumme in die Hand nehmen.

Microsoft-Präsident Brad Smith formuliert im Blogbeitrag fünf zentrale Zusicherungen an Europa.

(Bild: Microsoft)

Die europäischen Rechenzentren sollen dabei unabhängig agieren und unter Leitung von EU-Bürgern geführt werden. Microsoft wolle dabei europäische Gesetze umsetzen und respektieren. Weiterhin sichert Microsoft zu, seine Cloud-Aktivitäten in Europa nicht einzustellen, selbst wenn ausländische Regierungen es fordern. Man wolle dann in diesem unwahrscheinlichen Fall mit allen rechtlichen Mitteln dagegen vorgehen.

Da Trump beinahe alle Mitglieder des Gremiums für die Überwachung des Austausches der Daten zwischen den USA und der EU entlassen hat (EU-US-Data-Privacy-Framework), verpflichtet sich Microsoft im Blogbeitrag, die europäischen Daten weiterhin zu schützen und zusätzliche Verschlüsselungsoptionen anzubieten. Dabei erwähnte Smith das EU-Data-Boundary-Projekt, das Microsoft-Kunden ermöglicht, ihre Daten innerhalb der EU zu speichern und zu verarbeiten.

Videos by heise

Weiterhin wolle man die Cybersicherheit in Europa ausbauen und tatkräftig unterstützen. Als Beispiel führte Smith die Unterstützung der Ukraine auf, bei der Microsoft zu Beginn des Angriffskrieges half, die Daten der Ukraine sicher in Europa zu verteilen.

Sollte Microsoft von einem (mutmaßlich US-)Gericht jemals verpflichtet werden, den Betrieb einzustellen, so sollen EU-Kunden darunter nicht leiden. Zu diesem Zweck hat Redmond sich Verstärkung in Form zweier Joint Ventures geholt: "Bleu" gemeinsam mit dem IT-Beratungshaus Capgemini und Telekommunikationskonzern Orange in Frankreich und dessen Pendant in Deutschland. Im deutschen Joint Venture sitzen SAP und Bertelsmann-Tochter Arvato Systems. Die Konsortien sollen mögliche Betriebsausfälle in der EU abfedern und dazu sogar Zugriff auf eine Sicherheitskopie allen Microsoft-Quellcodes bekommen. Eine solche will der Konzern in der Schweiz hinterlegen.

Seit der zweiten Amtsübernahme von US-Präsident Trump kämpfen viele US-Konzerne wie Amazon, Microsoft oder Google um das Vertrauen der europäischen Kunden. Microsoft positioniert sich dabei als starker Partner von Europa, der digitale Stabilität herstellen will.

Es sei laut Smith "unabdingbar, dass wir das Vertrauen der Länder und Regierungen in unsere Technologien aufrechterhalten." Kein Wunder, denn der europäische Markt macht mehr als ein Viertel der Einnahmen von Microsoft aus.

Update

Wir haben einen Abschnitt zum Quellcode-Backup und den europäischen Partner-Konsortien im Text ergänzt.

(wid)