Linux: Betriebssystem im Excel-Tabellenblatt
Linux läuft auf ziemlich vielen Geräten. Nun haben Bastler gezeigt: Es läuft auch als Minimal-Betriebssystem in Excel.
Linux-Ausgabe in der Excel-Tabelle.
(Bild: Screenshot / dmk)
Auf zahlreichen Prozessoren läuft der Linux-Kernel bereits. Jetzt haben Bastler es geschafft, Linux auch in der Tabellenkalkulation Excel laufen zu lassen.
(Bild:Â Screenshot / dmk)
Ein Github-Projekt aus der vergangenen Woche von dem Bastler mit dem Handle "NSG650" enthält den Quellcode zu "LinuxInExcel". Mit der Community-Edition von Microsofts Visual Studio lässt sich die "fun.dll" kompilieren, die als zentrale Komponente für Linux-in-Excel nötig ist.
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NSG650 hat den kleinen RISC-V-Emulator "mini-rv32ima" als DLL-Bibliothek kompilierbar umgesetzt. Diese lässt sich von einem VBA-Makro einbinden und daraus heraus aufrufen – dazu müssen in dem Makro Pfade zur Bibliothek angepasst werden und allgemein in Excel in den Sicherheitseinstellungen die Makro-Ausführung erlaubt. Das ist natürlich unsicher und sollte besser nur auf einer zurücksetzbaren Maschine geschehen. Auf unserer Testmaschine war das Ergebnis jedoch nicht lauffähig zu bekommen, selbst bei sehr weitreichenden Makro-Berechtigungen.
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Der Youtuber Enderman hat basierend auf dem Git-Projekt jedoch eine erweiterte Variante erstellt, die nicht nur die Ausgabe in Excel anzeigen kann, sondern auch Kommandozeilen-Eingaben in einer Zelle der Tabelle unterstützt. Diese Variante war auch direkt bei uns lauffähig, nach Anpassung der Pfade im Makro. Selbst der Aufruf von "vim" ist dem Bastler zufolge möglich, mangels einer Möglichkeit, das Drücken der Escape-Taste zu übertragen, lassen sich Texte damit jedoch nicht editieren. Steuerungstasten lassen sich ebenfalls nicht nutzen, da man damit lediglich in anderen Zellen der Excel-Tabelle landet.
Technisch handelt sich die Lösung um einen minimalistischen Emulator, der einen RISC-V-Linux-Kernel mit Shell startet und dem als Standard-Interface die Excel-Tabelle dient. Im Video erklärt Enderman einige Kniffe, wie die Ein- und Ausgabe mittels Polling bewerkstelligt wird.
Im Februar wurde ein Projekt bekannt, das Linux im PDF zum Laufen gebracht hat. Auch da war die Basis ein RISC-V-Emulator, der dort jedoch in WebAssembly lief, was in PDF lauffähig ist. Die Ausgabe mit "PDF-Display" ist etwas grobkörnig, aber direkt nutzbar, auch für Eingaben – hier allerdings mit einer virtuellen Tastatur. Die im aktuellen Fall genutzte, nativ kompilierte Bibliothek für "LinuxInExcel" ist jedoch deutlich performanter als die Emulation in WebAssembly.
(dmk)