Google-Studie: Deutsche Start-ups hinken bei KI-Entwicklung hinterher

Start-ups entwickeln und nutzen KI im europäischen Vergleich weniger stark. Dennoch sehen sie überwiegend Steigerungen bei der Effizienz und Rendite.

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Gruppe von Menschen aus verschiedenen Ländern, die gemeinsam in einem Coworking-Space arbeiten.

(Bild: GaudiLab/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Deutsche Start-ups liegen bei der Verwendung und Entwicklung von künstlicher Intelligenz hinter dem europäischen Durchschnitt zurück. Das zeigt eine Studie von Scaleup Global im Auftrag von Google for Startups. So entwickeln rund 23 Prozent weniger Start-ups in Deutschland eigene Sprachmodelle und KI-Anwendungen als die europäische Konkurrenz. Bei der Nutzung von KI ist der Unterschied geringer. Hier liegt der Anteil junger Betriebe aus der Bundesrepublik nur knapp drei Prozent hinter den europäischen Start-ups.

Generative KI-Anwendungen sind in deutschen Start-ups am stärksten vertreten. Zwei von drei jungen Firmen verwenden die Technologie und liegen damit über dem europäischen Mittelwert von 59,8 Prozent. Eigene Tools entwickeln in Deutschland jedoch nur 4,2 Prozent der befragten Firmen, europaweit sind es 7,7 Prozent. Mit einem Nutzungsanteil von 47 Prozent liegen deutsche Start-ups bei der Verwendung von KI für vorausschauende Analysen deutlich hinter der europäischen Konkurrenz zurück. Hier liegt die Verbreitung bei 54 Prozent.

Bei der Nutzung von Machine Learning liegen deutsche und europäische Firmen mit etwa 56 Prozent gleichauf. Eine Adaption von ML nehmen in Deutschland jedoch nur 8,8 Prozent vor, der Durchschnitt in Europa liegt bei 10,5 Prozent. Am seltensten nutzen deutsche Jungunternehmen künstliche Intelligenz im Bereich der Robotik. Dort kommt sie nur in rund 35 Prozent der Firmen zum Einsatz, europaweit liegt der Wert bei knapp 39 Prozent. Insgesamt passen neun Prozent der deutschen Start-ups bestehende KI-Technologien an ihre eigenen Bedürfnisse, sechs Prozent entwickeln selbst KI-Modelle und -Anwendungen.

Aus finanzieller Sicht lohnt sich der Einsatz von künstlicher Intelligenz für viele deutsche Jungunternehmen. Rund 53 Prozent geben an, eine positive Kapitalrendite aus der Nutzung von KI zu erhalten. Indes sehen 40 Prozent keinen finanziellen Einfluss von KI, sieben Prozent der deutschen Start-ups schadet KI finanziell. Am stärksten profitieren die Produktentwicklung, die Kundenbindung und das Marketing von KI. Im Bereich Finanzen ist der Nutzen von KI tendenziell etwas geringer.

Mehr als 59 Prozent der deutschen Start-ups geben an, dass die Nutzung von KI die Effizienz gesteigert hat. Knapp ein Drittel verzeichnete jedoch keine Veränderung. Besonders häufig erhöht künstliche Intelligenz die Effizienz der Datenverarbeitung. Zwei von drei Unternehmen bemerkten hier einen positiven Effekt. Bei der Automatisierung von Routineaufgaben waren es 47 Prozent, bei der Marktanalyse rund 36 Prozent. Wenig nützlich erwies sich KI bei der Markteinführung von Produkten und Dienstleistungen. Rund 56 Prozent der Befragten schätzen ihr Unternehmen seit der Verwendung von KI als innovativer ein, knapp 35 Prozent bemerkten keinen Unterschied.

Einer Einführung von KI-Anwendungen stehen häufig politische Einschränkungen entgegen. Die größte Herausforderung für deutsche Jungunternehmen beim KI-Einsatz ist die rechtliche Situation, geben rund 40 Prozent der Betriebe an. Ebenfalls fehle es jeweils einem Drittel der Start-ups an brauchbaren Daten und ausreichenden Fördermitteln. Dennoch gebe es in Deutschland ein innovatives Ökosystem und eine starke Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschungseinrichtungen.

Mit knapp 63 Prozent bemerken deutsche Start-ups mehrheitlich keine Auswirkungen von KI auf die Anzahl der Stellen im Unternehmen. Etwa 16 Prozent bauten aufgrund von künstlicher Intelligenz bestehende Arbeitsplätze ab, 21 Prozent stellten neue Mitarbeiter ein. Einer Studie des Digitalverbandes Bitkom zufolge hängt die Sicherheit der Arbeitsplätze vom jeweiligen Berufsbild ab. Zuletzt ergab jedoch eine Befragung von Microsoft, dass drei von vier deutschen Unternehmen planen, KI-Agenten als digitale Arbeitskräfte einzustellen.

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Für die Studie befragten die Autoren insgesamt 866 Führungskräfte in europäischen Start-ups mit maximal 500 Mitarbeitern außerhalb von Deutschland und 357 Führungskräfte von Jungunternehmen innerhalb der Bundesrepublik. Mehrheitlich gehören die Unternehmen der Technologiebranche an.

(sfe)