Wegen Trump: Zentralbibliothek Medizin baut Alternative zu US-Datenbank auf
Ein deutsches Informationszentrum will eine Alternative zur PubMed-Datenbank in den USA entwickeln, um die Informationsversorgung in der Biomedizin zu sichern.
Lesesaal der ZB Med am Standort Köln.
(Bild: ZB Med)
Die Deutsche Zentralbibliothek Medizin (ZB Med) hat angekündigt, eine "offene, zuverlässige und nachhaltige Alternative" zur PubMed-Datenbank schaffen zu wollen. Dabei handelt es sich um eine der wichtigsten und umfassendsten Ressourcen für biomedizinische Literatur weltweit. Die Meta-Datenbank mit Referenzen auf einschlägige Artikel und über 38 Millionen Zitaten betreibt die National Library of Medicine (NLM), eine Abteilung der National Institutes of Health (NIH) in den USA. Die ZB Med reagiert mit dem Vorhaben auf Bedenken, dass die US-Regierung unter Donald Trump die Mittel für die NIH kürzt. Zudem gibt es Befürchtungen, dass politische Einflüsse die wissenschaftliche Integrität von PubMed beeinträchtigen könnten.
Die Republikaner unter Präsident Trump bauen die Forschung in den USA um und streichen Gelder. Forschungscluster von Weltrang könnten so verschwinden. Die ZB Med will sich als zentrale Fachbibliothek für Medizin, Gesundheitswesen, Ernährungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften daher "auf den Ernstfall" vorbereiten. Angesichts der Risiken durch die Abhängigkeiten von US-basierten Informationsdiensten sei es geboten, die Resilienz der lebenswissenschaftlichen Forschungsinfrastruktur in Europa zu stärken. Die PubMed-Alternative solle "einen möglichst nahtlosen Ersatz bieten im Falle von Einschränkungen in der Verfügbarkeit" des Originals. Ziel sei es, auch die gewohnte Suchoberfläche nachzubilden.
PubMed ermöglicht den Zugang zu einer großen Menge an wissenschaftlichen Informationen, die für die Forschung, die klinische Praxis und die öffentliche Gesundheit von entscheidender Bedeutung sind. Ein zentraler Meilenstein für die nachhaltige Verfügbarkeit der enthaltenen medizinischen Fachinformationen sei bereits erreicht worden, schreibt die als Informationszentrum Lebenswissenschaften fungierende Kölner Bibliothek: Die aktuellen Inhalte von PubMed seien gesichert und über das Suchportal Livivo der ZB Med zugänglich.
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Auf den Worst Case vorbereiten
Als nächstes müssen laut der Bibliothek die einschlägigen Daten mehrfach gesichert sowie rechtliche Rahmenbedingungen, Arbeitsflüsse zur Datenverarbeitung und die Kompatibilität mit bestehenden PubMed-Datenformaten geklärt werden. Für die Anreicherung mit Metadaten wie Medical Subject Headings (MeSH) würden automatische Verfahren genutzt und Software-Komponenten als Open Source entwickelt.
Da es sich bei PubMed nicht nur um einfache Datenbank handle, will die ZB Med im Zuge des Projekts "weitere Entwicklungsschritte für das Worst-Case-Szenario des Abschaltens" einleiten. Dazu gehörten die Entwicklung und Bereitstellung einer Programmierschnittstelle (API), die Integration weiterer Quellen sowie die Pflege und Erweiterung von MeSH. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) biete dafür Fördermöglichkeiten. ZB Med schreibe derzeit den Antrag für ein Initialprojekt, den Partner unterstützen können. Vorgesehen sei, einen "technischen und administrativen Rahmen für kontinuierliche Erweiterungen" durch neue Publikationen zu bieten. Um die wissenschaftlichen Fach-Communities einzubeziehen, sind erste Online-Meetings und Workshops anberaumt.
(nie)