KI-Update: Apple Mail-Verwirrung, Neue Struktur bei OpenAI, KI-Fehlerberichte
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Marko Pauli
- The Decoder
Apple Mail stolpert bei KI-Sortierung
Apples neue KI-Funktionen in Mail bringen unerwünschte Nebenwirkungen mit sich. Die automatische Kategorisierung von Nachrichten, seit iOS 18.4 auch auf Deutsch verfügbar, stuft mitunter Phishing-Botschaften als wichtig ein und platziert sie prominent am Anfang der Liste. Dabei werden die betrügerischen Inhalte sogar zusammengefasst. Ob es sich um fehlende Filter oder einen Bug in der deutschen Version handelt, bleibt unklar. Nutzer können die Funktion, die unabhängig von Apple Intelligence arbeitet, in den Einstellungen deaktivieren.
Auch bei der allgemeinen Sortierung zeigen sich Schwächen. E-Commerce-Nachrichten landen häufig in falschen Ordnern, was die Zuverlässigkeit des Systems insgesamt in Frage stellt.
OpenAI behält gemeinnützige Kontrolle
OpenAI vollzieht eine überraschende Kehrtwende bei seinen Umbauplänen. Das Unternehmen wird nun in eine gewinnorientierte Tochtergesellschaft umgewandelt – eine Public Benefit Corporation, die neben wirtschaftlichen auch gemeinwohlorientierte Ziele verfolgen soll. Die ursprüngliche Non-Profit-Organisation behält jedoch die vollständige Kontrolle und wird als Großaktionärin auftreten.
Die Entscheidung folgt auf Gespräche mit Generalstaatsanwälten, die sich gegen eine vollständige Umwandlung ausgesprochen hatten. OpenAI verabschiedet sich vom bisherigen "capped-profit"-Modell zugunsten einer klassischen Aktienstruktur, die die Kapitalbeschaffung erleichtern soll. CEO Sam Altman betont: "OpenAI ist keine normale Firma und wird es auch nie sein." Für die weltweite Bereitstellung seiner Dienste benötige das Unternehmen langfristig "hunderte Milliarden Dollar". Doch die Umstrukturierung wirft Fragen auf: Microsoft, das bereits fast 14 Milliarden Dollar investiert hat, hat dem Plan noch nicht zugestimmt und verhandelt hinter den Kulissen. Elon Musk, der gegen die Umwandlungspläne klagt, bezeichnet den Schritt als "durchsichtiges Ausweichmanöver".
Zuckerberg setzt auf KI-Programmierer
Meta wird in 12 bis 18 Monaten einen Großteil seines Programmcodes von KI schreiben lassen, prognostiziert Mark Zuckerberg. Der Konzern entwickelt spezielle KI-Agenten für die Forschung und Entwicklung seiner Llama-Sprachmodelle. Anders als heutige Anwendungen, die nur Codeblöcke vervollständigen, sollen künftige Tools eigenständig Programme erstellen und testen können.
"Die KI wird qualitativ hochwertigeren Code produzieren als der durchschnittliche, sehr gute Entwickler im Team", erwartet Zuckerberg. Bereits jetzt entstehen bei Meta etwa 50 Prozent des Codes mit KI-Unterstützung, bei Microsoft sind es laut CEO Satya Nadella 20 bis 30 Prozent. Ob durch den KI-Einsatz künftig Arbeitsplätze verloren gehen, ließen beide CEOs offen.
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cURL-Maintainer "Habe die Nase voll" – wegen KI-Bug-Reports
Daniel Stenberg, Maintainer des Web-Tools cURL, hat drastische Maßnahmen gegen KI-generierte Bug-Reports ergriffen. Ab sofort müssen Einreicher auf der Bug-Bounty-Plattform HackerOne angeben, ob sie KI zur Erstellung ihres Reports genutzt haben. Wer den entsprechenden Haken setzt, kann mit zusätzlichen Fragen rechnen, um echte menschliche Intelligenz nachzuweisen.
"Wir werden effektiv geDDoSt. Wenn wir könnten, würden wir ihnen eine Rechnung für das Verschwenden unserer Zeit stellen", erklärt Stenberg verärgert. Auslöser war ein KI-generierter Bericht über angebliche Sicherheitsprobleme in einer Funktion, die in cURL gar nicht existiert. "Wir haben noch keinen einzigen gültigen Sicherheitsbericht gesehen, der mittels KI-Hilfe erstellt wurde", betont Stenberg. Bereits im Januar des Vorjahres hatte er sich über KI-Berichte beschwert, die schwerer als Unsinn zu erkennen seien als manuell erstellte Müllberichte.
Deutsche Start-ups hinken bei KI-Entwicklung hinterher
Deutsche Start-ups entwickeln deutlich weniger eigene KI-Anwendungen als ihre europäischen Wettbewerber. Laut einer Google-Studie liegt Deutschland bei der Entwicklung eigener Sprachmodelle und KI-Tools etwa 23 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt. Nur 4,2 Prozent der befragten deutschen Start-ups entwickeln eigene KI-Tools, europaweit sind es 7,7 Prozent.
Bei der Nutzung bestehender KI-Lösungen ist der Rückstand geringer – hier liegen deutsche Jungunternehmen nur knapp drei Prozent hinter dem europäischen Mittel. Besonders beliebt sind generative KI-Anwendungen, die zwei von drei deutschen Start-ups nutzen. Finanziell profitieren bereits 53 Prozent der Unternehmen von KI-Einsatz, während 40 Prozent noch keine Auswirkungen spüren. Bei 63 Prozent der Firmen hat KI bisher keine Auswirkungen auf die Stellenzahl – 16 Prozent bauten Arbeitsplätze ab, 21 Prozent stellten neue Mitarbeiter ein.
KI überwacht New Yorker U-Bahn
New Yorks Verkehrsbetriebe MTA testen KI-gestützte Überwachung, um Straftaten in der U-Bahn zu verhindern. Die Technologie analysiert Live-Bilder von Überwachungskameras und soll auffälliges Verhalten automatisch erkennen – etwa wenn sich jemand ungewöhnlich an Bahnsteigkanten bewegt oder Konflikte eskalieren. Bei Verdachtsmomenten wird die Polizei alarmiert.
Laut MTA kommt keine Gesichtserkennung zum Einsatz. Dennoch bleiben Bürgerrechtler skeptisch und warnen vor Fehleranfälligkeit und möglicher Verstärkung bestehender Ungleichheiten durch verzerrte Algorithmen. Die Integration von KI ist Teil eines größeren Sicherheitsplans nach vermehrten Angriffen auf Fahrgäste in den vergangenen Monaten.
Vereinigte Arabische Emirate führen KI als Schulfach ein
Die Vereinigten Arabischen Emirate machen Künstliche Intelligenz zum Pflichtfach. Ab dem Schuljahr 2025/26 werden alle öffentlichen Schulen des Landes KI unterrichten – ein ehrgeiziger Schritt, mit dem die Emirate zur führenden KI-Nation im Nahen Osten aufsteigen wollen. Der Unterricht soll grundlegende Konzepte vermitteln, ethische Fragen beleuchten und praktische Anwendungen zeigen.
Mit diesem landesweiten Pflichtfach gehen die Emirate über vergleichbare Pläne anderer Länder hinaus. China etwa hat KI-Kurse angekündigt, jedoch nicht als durchgängiges Pflichtfach. Schon heute gelten die Emirate laut PricewaterhouseCooper als Technologieführer der Region.
(mali)