Kehrtwende bei OpenAI: ChatGPT-Firma schraubt die Pläne für eigenen Umbau zurück

Seit Monaten arbeitet Sam Altman daran, aus OpenAI eine gewinnorientierte Firma zu machen, um Investments anzulocken. Nun gibt er den Plan aber weitgehend auf.

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Logo und Name von OpenAI auf einem Smartphone, im Hintergrund enorm vergrößtere rote Pixel

(Bild: Camilo Concha/Shutterstock.com)

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OpenAI hat in einem zentralen Punkt Abstand von den Plänen zur Umwandlung in ein gewinnorientiertes Unternehmen genommen, denn die gemeinwohlorientierte Non-Profit-Organisation soll auch weiterhin die Kontrolle behalten. Das hat die KI-Firma jetzt mitgeteilt und ergänzt, dass der Entscheidung Gespräche mit den Generalstaatsanwälten von Kalifornien und Delaware vorausgegangen seien. Beide haben sich gegen die geplante Umwandlung ausgesprochen und OpenAI nun offenbar überzeugt. Das wirft aber Fragen zur Zukunft der Firma auf, die für ChatGPT verantwortlich ist. Denn erst Anfang April hat OpenAI in einer rekordträchtigen Finanzierungsrunde 40 Milliarden US-Dollar eingesammelt, die Hälfte davon soll aber nur fließen, wenn aus OpenAI bis Jahresende ein gewinnorientiertes Unternehmen wird. Die Summe soll von dem japanischen Softbank-Konzern kommen.

Wie die US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg ergänzt, hat der OpenAI-Großinvestor Microsoft dem abgeänderten Plan bislang nicht zugestimmt. Der Konzern wolle sicherstellen, dass die Investitionen in Höhe von fast 14 Milliarden US-Dollar abgesichert sind. Hinter den Kulissen werde deshalb noch verhandelt. Mit dem von OpenAI angekündigten Schritt zufrieden sein müsste eigentlich Elon Musk. Der US-Milliardär versucht seit Monaten, die Umwandlung gerichtlich verhindern zu lassen. Gegenüber Bloomberg hat sein Team aber bereits erklärt, dass der Schritt nichts ändere. Es handle sich um ein durchsichtiges Ausweichmanöver, das zentrale Kritik nicht anspreche. Weiterhin würden gemeinnützige Vermögenswerte an Privatpersonen und Firmen übertragen. Der Rechtsstreit dürfte also weitergehen.

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In einem Brief an die Angestellten hat OpenAI-Chef Sam Altman den Kurswechsel verteidigt und versichert, dass OpenAI "keine normale Firma ist und nie sein wird". Man habe weiterhin das Ziel, eine "Artificial General Intelligence" (AGI) zum Nutzen der Menschheit zu entwickeln. Dabei habe man sich aber nicht vorstellen können, dass man zum Training und zur Bereitstellung der Technik "hunderte Milliarden US-Dollar" benötigt: "Gegenwärtig können wir nicht annähernd so viel KI bereitstellen, wie die Welt braucht und müssen die Nutzung unserer Systeme einschränken." Deshalb müsse man die eigene Struktur umbauen, um die Dienste besser abrufbar zu machen. Künftig könnte das sogar "Billionen US-Dollar" kosten und das mache die "größte und effektivste Non-Profit-Organisation der Geschichte" nötig. Details zum jetzt beschlossenen Plan werde man nach weiteren Gesprächen publik machen.

Altman arbeitet eigentlich seit Monaten daran, die Unternehmensstruktur von OpenAI von dem aktuellen Non-Profit-Modell hin zu dem eines gewinnorientierten Unternehmens zu ändern. Das sollte es den Investoren, die bereits dutzende Milliarden in die KI-Firma gesteckt haben, eigentlich ermöglichen, auf lange Sicht auch Geld herauszubekommen. Das ist bei dem gegenwärtigen Non-Profit-Modell nur eingeschränkt möglich. Dabei wird OpenAI von einer nicht gewinnorientierten Organisation kontrolliert. Das soll nun zwar im Prinzip so bleiben, trotzdem soll die Struktur aber überarbeitet werden. So soll das Unternehmen OpenAI in eine Public Benefit Corporation (PBC) umgewandelt werden, ein Modell, das auch bei anderen KI-Unternehmen zum Tragen komme. Die verantwortliche Non-Profit-Organisation soll nicht nur die Kontrolle behalten, sondern auch zu einem großen Anteilseigner werden.

(mho)