Scott Galloway: Vom Ärsche küssen und Metas Macht

Beim OMR Festival hat Scott Galloway Prognosen für das Jahr 2025 abgegeben. KI nimmt viel Platz ein, besorgter ist er jedoch wegen Testosteron.

vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen
Scott Galloway auf der Bühne des OMR Festivals.

Scott Galloway auf der Bühne des OMR Festivals.

(Bild: emw)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Scott Galloway ist so etwas wie ein professioneller Wahrsager. In diesem Jahr hat er erneut auf dem OMR Festival seine Glaskugel rausgeholt. Wobei diese vor allem Informationen zeigt, die auf Börsenwerten beruhen und von bisherigen Entwicklungen abgeleitet werden. Dennoch sagt Galloway: Prognosen zu machen sei schrecklich, Twitter erinnere ihn tausendmal daran, wenn er falschliegt. Richtig gelesen, Twitter. Vom Publikum in den Hamburger Messehallen würden sich wahrscheinlich viele das alte soziale Netzwerk zurückwünschen, das nun X heißt.

Galloway ist Professor für Marketing an der Stern School of Business der New York University – und mit seinen Vorträgen ein bekanntes Gesicht der digitalen Branche. Das hat er auch erreicht, da seine Prognosen nicht nur mutig sind, sondern auch deutlich.

Videos by heise

OpenAI sei völlig überbewertet, sagt er. Es ist bekannt, dass das Geschäftsmodell noch krankt, das Geld aus Abonnements reicht nicht für die Aussagen und Betriebskosten. Galloway spricht dennoch davon, Openvidia werde das Jahr dominieren. Gemeint sind OpenAI und Nvidia.

Noch etwas deutlicher wird Galloway als es um die Big-Tech-Bosse geht. Er zeigt ein Foto, wo die Köpfe von Sundar Pichai (Google), Mark Zuckerberg (Meta), Satya Nadella (Microsoft), Jeff Bezos (Amazon) und weiteren auf Dominosteine gedruckt sind und nennt es: Domino der Feigheit. Niemand wehre sich aktuell gegen die Politik in den USA, im Gegenteil "küsse man Ärsche". Was genau der Dominoeffekt umfasst, bleibt allerdings unklar.

Scott Galloway und das Domino der Feigheit.

(Bild: emw)

Doch einer dieser Köpfe wird auch in diesem Jahr und in der Folge besonders erfolgreich sein. Galloway sagt, Meta werde das Unternehmen des Jahres. Meta sei erfolgreicher als jedes andere Unternehmen der Welt, "erfolgreicher als die Kardashians". Ein Witz, der sich auf das vergangene OMR Festival bezieht, bei dem Kim Kardashian über ihre Erfolgsstrategie sprach. Meta habe die Daten, fast jeder nutze einen der Dienste. Alleine die Beiträge bei Facebook machten 180 Billionen Token aus. Sprachmodelle wie in ChatGPT und Meta AI unterteilen Fragen und Antworten in Token, sie entsprechen den wahrscheinlich nächsten Buchstaben oder Buchstabenkombinationen. Diese Daten werden für das KI-Training benötigt.

Meta hat laut Galloway aber auch die Rechenleistung, sie haben schon Nvidias Chips in Massen im Schrank stehen. Und sie haben das Geld, die besten Köpfe gut zu bezahlen. Ähnlich klang das auch im vergangenen Jahr. Da hatte Galloway Meta und Google als wahrscheinliche Gewinner des KI-Rennens bezeichnet.

Zu Galloways Prognosen gehört auch, dass Youtube die wichtigste Plattform wird vor Netflix und anderen Streamingdiensten. Mr. Beast werde viel mehr gesehen als jede Folge bei Netflix. Auch Podcasts wandern immer häufiger auf Youtube. Die Menschen schauen Podcasts und hören nicht mehr nur hin. TV falle dabei völlig zurück. Aber, so warnt Galloway: Es werden immer weniger Unternehmen und Verlage, die Inhalte bereitstellen. Es sei 3,5 Mal wahrscheinlicher, dass man zu den Olympischen Spielen zugelassen wird, als dass man einen erfolgreichen Podcast startet.

Und was hat es mit dem Testosteron auf sich: Galloway glaubt, besonders jungen Männern gehe es immer schlechter. Die wirtschaftliche Lage vor allem in den USA ist nicht gut. In der Konsequenz werden immer mehr zu sogenannten Incels.

(emw)