Zeitungen verlieren weiter Auflage und Anzeigen

Der Auflagenschwund bei den deutschen Zeitungen hat sich 2009 etwa auf dem Niveau der Vorjahre fortgesetzt. Hoffnungsträger der Branche sind mobile, elektronische Lesegeräte wie das iPad von Apple. Allerdings kritisieren die Verleger Apples Geschäftsmodell.

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  • dpa

Der Auflagenschwund bei den deutschen Zeitungen hat sich 2009 etwa auf dem Niveau der Vorjahre fortgesetzt. Die Zahl der verkauften Zeitungsexemplare sank im ersten Quartal 2010 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 2,7 Prozent auf 24,7 Millionen. Wegen starker Einbußen im Anzeigengeschäft ging der Branchenumsatz um 640 Millionen Euro oder 7,0 Prozent auf 8,46 Milliarden Euro zurück, wie der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) am Dienstag in Berlin mitteilte. "Damit liegt die Branche auf dem Niveau von 1993", sagte Geschäftsführer Jörg Laskowski bei der Jahrespressekonferenz des BDZV.

Erstmals erwirtschafteten die Verlage 2009 mehr Umsatz mit dem Verkauf der Blätter als mit Anzeigen. Die Vertriebsumsätze stiegen um 2,3 Prozent auf 4,47 Milliarden Euro, während die Anzeigenumsätze um 15,9 Prozent auf 3,90 Milliarden Euro einbrachen. "Insgesamt ist die Wirtschaftskrise noch nicht ausgestanden", so Laskowski weiter. Inwieweit sich das Anzeigengeschäft bis Jahresende erholen werde, sei schwer vorauszusagen.

(Bild: bdzv.de/)

Der negative Trend hat sich zu Jahresbeginn zunächst fortgesetzt. Von Januar bis Mai wurden 8,3 Prozent weniger Anzeigen geschaltet als in den ersten fünf Monaten 2009. Am stärksten fiel das Minus bei Immobilienanzeigen (–19,3 %), Reiseanzeigen (–13,4 %) und im Kfz-Markt (–12,8 %) aus.

Hoffnungsträger der Branche sind mobile, elektronische Lesegeräte wie das iPad von Apple. Das iPad sei das erste Endgerät, "auf dem Zeitungslesen Spaß macht", sagte Multimedia-Experte Hans-Joachim Fuhrmann. Apples Geschäftsmodell entspreche jedoch nicht den Vorstellungen der Branche. Apple habe die Kundenbeziehungen, diktiere die Geschäftsbedingungen und habe sogar die Hoheit über die Inhalte.

Die Zeitungsverlage wollten hingegen, dass ihre Inhalte ohne technische Hindernisse auf allen Plattformen und Endgeräten laufen können. "Wir wollen die Hoheit über das Anzeigengeschäft und über die Inhalte", erklärte Fuhrmann. Die Branche sei noch in einer Experimentierphase. Möglich sei auch, dass die Verlage eine eigene Plattform auf die Beine stellten.

Es habe sich gezeigt, dass "die Refinanzierung der teuer produzierten Inhalte im Internet durch Werbung nicht funktioniert". Deshalb setzen die Verlage nach und nach auf mehr kostenpflichtige Inhalte. Die Branche erwarte, dass in zehn Jahren etwa die Hälfte des Umsatzes im Internet mit Bezahlinhalten gemacht werde.

BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff kritisierte scharf die gebührenfinanzierten Online-Auftritte der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Angebote wie "tagesschau.de" und "heute.de" seien quasi "Zeitungen im Internet". "Verlage können Bezahlmodelle nicht entwickeln, wenn öffentlich-rechtliche Sender kostenlose Angebote mit gleichen Inhalten machen", sagte Wolff. Es sei ein Skandal, dass die Rundfunkräte solchen Angeboten grünes Licht geben. Die Zeitungsverleger würden sich dagegen in den Bundesländern und bei der EU-Kommission in Brüssel zur Wehr setzen. (anw)