Meta vs. FTC: Instagram-Algorithmen halfen wohl "Groomern" bei der Opfersuche

Instagram-Algorithmen sollen helfen, mögliche Kontakte zu finden. Bei als problematisch erkannten Konten von Erwachsenen empfahlen sie besonders viele Kinder.

vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Kinder auf einer Bank, alle gucken auf ihr Smartphone

(Bild: BearFotos/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Instagram hat 2019 intern ermittelt, dass es die eigenen Algorithmen potenziellen Pädokriminellen merklich leichter gemacht haben, mögliche Opfer zu finden. Das geht laut Bloomberg aus einem Dokument hervor, das die US-Handelsaufsicht FTC vor Gericht publik gemacht hat. Darin heißt es demnach, dass fast ein Drittel der Konten, die Erwachsenen mit belästigenden oder Missbrauchsabsichten gegenüber Kindern als Kontakte vorgeschlagen wurden, Accounts von Kindern waren. Innerhalb eines Zeitraums von drei Monaten seien zwei Millionen Accounts von Kindern diesen sogenannten "Groomern" vorgeschlagen worden. Insgesamt gehörten demnach 7 Prozent der Konten, die Erwachsenen als Kontakte empfohlen wurden, Kindern.

Die Zahlen wurden demnach im Rahmen des Gerichtsverfahrens der FTC gegen Meta wegen des Vorwurfs, dass der Konzern eine rechtswidrige Monopolstellung im Bereich Social Media einnimmt, veröffentlicht. Ein Manager des Konzerns hat demnach erwidert, dass Schwierigkeiten beim Schutz junger Menschen kein alleiniges Problem von Meta seien: "Diese Herausforderungen sind in der ganzen Industrie vorhanden." Parallel dazu habe ein Sprecher aber noch erklärt, dass es sich um aus dem Kontext gezogenes Dokument handele, das mehrere Jahre alt sei. Dessen Inhalt könne nicht darüber hinwegtäuschen, wie schwach die Argumente der FTC seien.

Videos by heise

Für den zitierten Bericht wurden demnach auch 3,7 Millionen Meldungen angeblich unangemessener Kommentare ausgewertet. Etwa ein Drittel davon sei von Minderjährigen gekommen. Von diesen als unangemessen empfundenen Kommentaren, auf die Kinder und Jugendliche gestoßen sind, stammten etwa 54 Prozent von einem Erwachsenen, zitiert Bloomberg weiter. Das macht das Ausmaß der Problematik deutlich. Laut Meta liegt der Bericht deshalb bei der FTC vor, weil er vor Jahren angesichts einer geplanten Übernahme eingereicht wurde. Meta habe einmal mehr versichert, dass viel in den Schutz von Kindern auf den eigenen Plattformen investiert worden sei.

Das Dokument wurde jetzt im Rahmen des Gerichtsverfahrens öffentlich, das im Dezember 2020 noch in der ersten Amtszeit von Donald Trump angestoßen wurde. Damit versucht die FTC, eine Aufspaltung von Facebook, Instagram und WhatsApp zu erreichen. Mit den milliardenschweren Übernahmen habe Meta den Wettbewerb unterdrückt und aufstrebende Konkurrenten aus dem Weg geräumt. Meta weist das von sich und erklärt, dass der Markt für soziale Netzwerke und damit auch die Konkurrenz viel größer ist, als die FTC behauptet. Die Verhandlungen sollen bis Juli gehen. Es ist davon auszugehen, dass die unterlegene Seite nach einem Urteil in Berufung geht und der Streit noch Jahre dauert.

(mho)