Informationen im Netz: Viel heißt nicht Vielfalt

Es gibt zwar viel Information im Netz, trotzdem leidet die Vielfalt – zu diesem Schluss kommt eine Studie der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK).

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 43 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

So vielfältig, wie Informationsangebote im Internet erscheinen, sind sie in Wirklichkeit nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK), die am Dienstag in Potsdam vorgestellt wurde. "Die Gleichung 'Vielzahl ist gleich Vielfalt' geht nicht auf", sagte Gutachter Christoph Neuberger, Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster.

Das Internet vermittle den Eindruck, es bringe eine enorme Erweiterung der Informationsmöglichkeiten, und jeder könne mitreden. "Doch auch im Internet gibt es Hierarchien", sagte Neuberger. Vor allem Ableger traditioneller Medien hielten auch online ihre führende Position. Viele Texte würden mehrfach verwertet. Zudem griffen die Anbieter häufig Themen von Konkurrenten auf. Diese Faktoren begrenzten die inhaltliche Vielfalt.

Durch die Ausweitung ihrer Inhalte von Printmedien ins Internet steige die Relevanz großer Medienkonzerne für die Meinungsbildung, sagte die Vorsitzende der KEK, Insa Sjurts. Sie forderte daher ein Medienrecht, dass auch diese Verknüpfungen verschiedener Medien im Blick habe.

Dennoch bringe das Internet durch viele kostenlose Angebote auch eine Erweiterung der Meinungsvielfalt, betonte der zweite Autor der Studie, Professor Frank Lobigs vom Institut für Journalistik an der Universität Dortmund: "Wer hat früher schon die FAZ und die Süddeutsche Zeitung an einem Tag gelesen?" Heutzutage gebe es das ganze Spektrum journalistischer Vielfalt frei Haus. Dieser "Vielfaltsluxus" für die Nutzer erhöhe aber auch den Druck auf die Unternehmen, weiterhin kostenlos Inhalte bereitzustellen.

In ihrem Gutachten untersuchten die Wissenschaftler die Bedeutung des Internets für die Meinungsbildung. Die Expertise enthält eine kommunikationswissenschaftliche Analyse der Vielfalt im Internet. In einem medienökonomischen Teil werden die Verflechtungen der Betreiber von Internetangeboten dargestellt. (vbr)