Premium-Kopfhörer: Bundeskartellamt verdonnert Sennheiser zu Millionenstrafe

Die Kartellwächter haben gegen Sennheiser, Sonova und drei Manager Geldbußen von insgesamt knapp sechs Millionen Euro wegen illegaler Preisabsprachen verhängt.

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Sennheiser-Schild in Berlin

(Bild: Tobias Arhelger/Shutterstock.com)

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Sennheiser hat die Verkaufspreise für High-End-Kopfhörer über viele Jahre hinweg in unerlaubten Absprachen mit Händlern hochgehalten. Zu diesem Ergebnis ist das Bundeskartellamt nach einer Untersuchung und einer Razzia im September 2022 bei dem Hersteller von Studio- und Übertragungstechnik mit Hauptsitz in Wedemark bei Hannover gekommen. Die Bonner Behörde hat daher Geldbußen in Höhe von insgesamt knapp sechs Millionen Euro gegen Sennheiser, die deutsche Tochterfirma des Schweizer Hörgeräteherstellers Sonova sowie drei verantwortliche Manager verhängt.

Sonova übernahm die Unterhaltungselektronik-Sparte von Sennheiser im März 2022 und führte die Rechtsverstöße den Kartellwächtern zufolge bis zu der Durchsuchung einige Monate später in abgeschwächter Form fort.

Sennheiser-Mitarbeiter hätten zumindest seit 2015 neben den üblichen Verhandlungen über Einkaufspreise mit deutschen Vertragshändlern auch Abstimmungsmaßnahmen über Verkaufspreise für Premium-Kopfhörer an Endverbraucher getroffen, teilte das Kartellamt am Mittwoch mit. Das Unternehmen habe die Angebote der Händler "fortlaufend beobachtet", wobei es neben Preisvergleichsdiensten im Internet auch eine spezielle Software benutzt habe. In der Regel sollen die Verkäufer nach Interventionen von Sennheiser etwa beim Unterschreiten der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) eine Erhöhung der beanstandeten Endverbraucherpreise zugesagt haben. Intern sei für die Maßnahmen eine gesonderte Code-Sprache verwendet worden.

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Beim Festlegen der Bußgelder haben die Kartellprüfer nach eigenen Angaben berücksichtigt, dass Sennheiser und Sonova umfassend kooperierten und das Verfahren einvernehmlich abgeschlossen werden konnte. Die Strafbescheide seien damit auch rechtskräftig. Gegen die beteiligten Händler hat das Kartellamt "aus Ermessensgründen" keine Geldbußen verhängt.

"Sennheiser hat über einen langen Zeitraum die freie Preisbildung bei dem Vertrieb von Premium-Kopfhörern eingeschränkt", monierte der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt. Mitarbeiter des Herstellers seien sogar einer kartellrechtlichen Schulung unterzogen worden. Sie hätten die gewonnenen Erkenntnisse aber genutzt, "um die Preisbindung zu verschleiern". Dies zeige, "dass Compliance-Maßnahmen in Unternehmen nicht nur durchgeführt, sondern auch gelebt werden müssen". Einen ausführlichen Fallbericht will die Behörde in Kürze veröffentlichen.

(mack)