Platform Engineering: Fitnessplan für Entwicklerplattformen
Das Platform Engineering Maturity Model der CNCF unterstützt Organisationen auf dem Weg hin zur individuell wunschgemäß funktionierenden Entwicklerplattform.
(Bild: iX)
- Dominik Kress
Platform Engineering und KI sind derzeit die heißesten Trends in der Softwareentwicklung und -bereitstellung. Viele Organisationen haben bereits begonnen, eigene Plattformen zu entwickeln – doch wo sie aktuell mit ihrer Plattform stehen, welchen Zweck sie erfüllen soll und wie sie dieses Ziel erreichen, sind für viele noch offene Fragen. Das Platform Engineering Maturity Model kann helfen, Antworten auf diese Fragen zu finden.
Wie wichtig das Thema Platform Engineering ist, hat nicht zuletzt die diesjährige KubeCon EU 2025 in London deutlich gemacht. Auf der Hauptkonferenz gab es nicht nur einen eigenen Track für Platform Engineering, sondern die ausrichtende Cloud Native Computing Foundation (CNCF) widmete dem Thema sogar noch einen Extra-Tag, den Co-Located Platform Engineering Day.
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Obwohl schon viele Organisationen eigene Plattformen oder Plattform-Teams aufgebaut haben, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass auch alles wunschgemäß funktioniert. Denn wie Kubernetes- und Cloud-Native-Experte Kelsey Hightower schon im vergangenen Jahr so treffend formulierte: "Platform Engineering ist wie eine Fitnessstudiomitgliedschaft. Jeder kann sich eine kaufen, aber Ergebnisse erfordern tatsächliche Arbeit."
Wie beim Fitnessstudio gilt auch beim Platform Engineering: Man muss nicht gleich der nächste Arnold Schwarzenegger werden, um erfolgreich zu sein. Für die meisten Menschen reicht der Besuch im Studio, um fit und gesund zu bleiben. Was eine gute Plattform darstellt, hängt also in erster Linie von der eigenen Erwartungshaltung ab.
Wie sieht eine gesunde Plattform aus?
Wie und wann ist die eigene Entwicklerplattform gut genug? Um diese Frage zu beantworten, muss man zuerst einschätzen, wo die eigene Plattformorganisation steht und was man für die Zukunft erwartet. Um das zu vereinfachen, hat die CNCF Platforms Working Group das Platform Engineering Maturity Model erstellt. Dabei handelt es sich um ein Reifegradmodell, das fünf Kernaspekte in der Organisation des Platform Engineering (Investment, Adoption, Interfaces, Operations und Measurement) mit vier Reifegraden (Provisional, Operational, Scalable und Optimizing) abgleicht.
(Bild: CNCF)
Anhand recht offen gehaltener Charakteristika und Beispielszenarien lässt sich für jeden Kernaspekt einschätzen, welcher Reifegrad auf die eigene Organisation zutrifft. Gehen Anwender die einzelnen Aspekte des Modells durch und markieren die Reifegrade, deren Charakteristika oder Beispielszenarien am ehesten zur eigenen Situation passen, erhalten sie ein klareres Bild der derzeitigen Plattformreife.
Dabei ist zu beachten, dass die unterschiedlichen Aspekte nur selten ein einheitliches Bild im Reifegrad ergeben. Meist befinden sich einzelne Aspekte bereits in fortgeschrittenen Reifegraden, während andere noch dahinter liegen. Das ergibt sich in der Regel vor allem dadurch, dass in manchen Organisationen einige der aufgelisteten Aspekte eine wichtigere Rolle spielen als andere. Unabhängig davon müssen Organisationen auch nicht zwingend anstreben, im Platform Engineering Maturity Model bei jedem Aspekt stets den höchsten Reifegrad zu erreichen.
Wie beim Bodybuilder im Fitnessstudio ist auch beim Maturity Model der höchste Fitnessgrad nur mit viel Aufwand und Anstrengung zu erreichen. Das umfasst sowohl zeitliche als auch finanzielle Investitionen. Gerade für kleine Organisationen kann das schnell zu einem erheblichen Mehraufwand führen, ohne Mehrwert zu liefern. Selbst für große Organisationen wird wahrscheinlich der höchste Reifegrad nur in einzelnen Aspekten erstrebenswert sein. Wie bereits erwähnt, hängt das vom eigenen Kontext und den Erwartungen ab.
Der bessere Ansatz ist daher, anhand der Charakteristika und Beispielszenarien nicht nur den aktuellen Zustand der Entwicklerplattform zu dokumentieren, sondern auch ein Zielbild pro Aspekt zu definieren. Anschließend lassen sich anhand der Abweichungen Möglichkeiten zur Verbesserung ableiten. Eine Priorisierung der Aspekte liefert anschließend eine konkrete Roadmap hin zur der Plattform, die am besten geeignet für die eigene Organisation ist.
(Bild: cloudland.org)
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