Platform Engineering: Fitnessplan für Entwicklerplattformen

Das Platform Engineering Maturity Model der CNCF unterstützt Organisationen auf dem Weg hin zur individuell wunschgemäß funktionierenden Entwicklerplattform.

vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Menschen, die Kisten stapeln – in der Cloud

(Bild: iX)

Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Dominik Kress
Inhaltsverzeichnis
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Platform Engineering und KI sind derzeit die heißesten Trends in der Softwareentwicklung und -bereitstellung. Viele Organisationen haben bereits begonnen, eigene Plattformen zu entwickeln – doch wo sie aktuell mit ihrer Plattform stehen, welchen Zweck sie erfüllen soll und wie sie dieses Ziel erreichen, sind für viele noch offene Fragen. Das Platform Engineering Maturity Model kann helfen, Antworten auf diese Fragen zu finden.

Cloud Native Kolumne: Dominik Kress
Cloud Native Kolumne: Dominik Kress

Dominik Kress ist Technischer Produktmanager bei Giant Swarm und hat sich zum Ziel gesetzt, das Leben von Entwicklern durch intuitive Entwickler-Plattformen zu vereinfachen. Vor über sieben Jahren startete er seine Karriere als Full Stack Software Engineer, fand seine Leidenschaft in DevOps und Produktmanagement und spezialisierte sich mit dem Sprung zum Produktmanager auf Cloud-Technologie. Er engagiert sich aktiv in der Cloud-Community.

Cloud Native Kolumne der DCNC

Die DOAG Cloud Native Community (DCNC) vernetzt Interessierte und Anwender aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für den Informations- und Erfahrungsaustausch zu Themen rund um Cloud Native. Gemeinsam organisieren sie überregionale Veranstaltungen wie die CloudLand ("Das Cloud Native Festival"), die sich wichtigen Themen widmet: AI & ML, DevOps, Compute / Storage / Network, Data & BI, Security & Compliance, Public Cloud, Architecture, Organization & Culture, Customer Stories, Sovereign Cloud und Cloud-native Software Engineering. Im Rahmen der Cloud Native Kolumne beleuchten Expertinnen und Experten aus der Community regelmäßig die verschiedensten Trends und Aspekte Cloud-nativer Softwareentwicklung und -bereitstellung.

Wie wichtig das Thema Platform Engineering ist, hat nicht zuletzt die diesjährige KubeCon EU 2025 in London deutlich gemacht. Auf der Hauptkonferenz gab es nicht nur einen eigenen Track für Platform Engineering, sondern die ausrichtende Cloud Native Computing Foundation (CNCF) widmete dem Thema sogar noch einen Extra-Tag, den Co-Located Platform Engineering Day.

Videos by heise

Obwohl schon viele Organisationen eigene Plattformen oder Plattform-Teams aufgebaut haben, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass auch alles wunschgemäß funktioniert. Denn wie Kubernetes- und Cloud-Native-Experte Kelsey Hightower schon im vergangenen Jahr so treffend formulierte: "Platform Engineering ist wie eine Fitnessstudiomitgliedschaft. Jeder kann sich eine kaufen, aber Ergebnisse erfordern tatsächliche Arbeit."

Kelsey Hightower auf X (fka Twitter) über Platform Engineering (Abb. 1).

Wie beim Fitnessstudio gilt auch beim Platform Engineering: Man muss nicht gleich der nächste Arnold Schwarzenegger werden, um erfolgreich zu sein. Für die meisten Menschen reicht der Besuch im Studio, um fit und gesund zu bleiben. Was eine gute Plattform darstellt, hängt also in erster Linie von der eigenen Erwartungshaltung ab.

Wie und wann ist die eigene Entwicklerplattform gut genug? Um diese Frage zu beantworten, muss man zuerst einschätzen, wo die eigene Plattformorganisation steht und was man für die Zukunft erwartet. Um das zu vereinfachen, hat die CNCF Platforms Working Group das Platform Engineering Maturity Model erstellt. Dabei handelt es sich um ein Reifegradmodell, das fünf Kernaspekte in der Organisation des Platform Engineering (Investment, Adoption, Interfaces, Operations und Measurement) mit vier Reifegraden (Provisional, Operational, Scalable und Optimizing) abgleicht.

Das Platform Engineering Maturity Model der CNCF (Abb. 2).

(Bild: CNCF)

Anhand recht offen gehaltener Charakteristika und Beispielszenarien lässt sich für jeden Kernaspekt einschätzen, welcher Reifegrad auf die eigene Organisation zutrifft. Gehen Anwender die einzelnen Aspekte des Modells durch und markieren die Reifegrade, deren Charakteristika oder Beispielszenarien am ehesten zur eigenen Situation passen, erhalten sie ein klareres Bild der derzeitigen Plattformreife.

Dabei ist zu beachten, dass die unterschiedlichen Aspekte nur selten ein einheitliches Bild im Reifegrad ergeben. Meist befinden sich einzelne Aspekte bereits in fortgeschrittenen Reifegraden, während andere noch dahinter liegen. Das ergibt sich in der Regel vor allem dadurch, dass in manchen Organisationen einige der aufgelisteten Aspekte eine wichtigere Rolle spielen als andere. Unabhängig davon müssen Organisationen auch nicht zwingend anstreben, im Platform Engineering Maturity Model bei jedem Aspekt stets den höchsten Reifegrad zu erreichen.

Wie beim Bodybuilder im Fitnessstudio ist auch beim Maturity Model der höchste Fitnessgrad nur mit viel Aufwand und Anstrengung zu erreichen. Das umfasst sowohl zeitliche als auch finanzielle Investitionen. Gerade für kleine Organisationen kann das schnell zu einem erheblichen Mehraufwand führen, ohne Mehrwert zu liefern. Selbst für große Organisationen wird wahrscheinlich der höchste Reifegrad nur in einzelnen Aspekten erstrebenswert sein. Wie bereits erwähnt, hängt das vom eigenen Kontext und den Erwartungen ab.

Der bessere Ansatz ist daher, anhand der Charakteristika und Beispielszenarien nicht nur den aktuellen Zustand der Entwicklerplattform zu dokumentieren, sondern auch ein Zielbild pro Aspekt zu definieren. Anschließend lassen sich anhand der Abweichungen Möglichkeiten zur Verbesserung ableiten. Eine Priorisierung der Aspekte liefert anschließend eine konkrete Roadmap hin zur der Plattform, die am besten geeignet für die eigene Organisation ist.

CloudLand 2025 – das Cloud Native Festival

(Bild: cloudland.org)

Vom 1. bis 4. Juli 2025 finden Interessierte beim Cloud Native Festival CloudLand ein prall gefülltes Line-up mit mehr als 200 Highlights – darunter auch das Thema Platform Engineering. Besucherinnen und Besucher erwartet eine bunte Mischung überwiegend interaktiver Sessions, Hands-ons und Workshops, begleitet von einem umfassenden Rahmenprogramm, das zum aktiven Mitmachen einlädt.

Verteilt auf bis zu zehn Streams, die von Themen aus den Communities der Cloud-Hyperscaler AWS, Azure und Google geprägt sind, gibt es Sessions zu:

  • Cloud-native Software Engineering
  • Architecture
  • AI & ML
  • Data & BI
  • DevOps
  • Public Cloud
  • Security & Compliance
  • Organization & Culture
  • Sovereign Cloud
  • Compute, Storage & Network

Tickets für das Festival und Unterkünfte im Heide Park Soltau lassen sich über die Festival-Homepage buchen.