Uplink-Rekord mit 5G-Advanced-Modem: 550 Mbit/s im Netz von T-Mobile USA

Viele 5G-Netze liefern nur Bruchteile davon. Mit der Uplink-Beschleunigug bereitet die Telekom-Tochter den Boden fĂĽr 4K-Video und Echtzeit-Gaming.

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(Bild: T-Mobile USA)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Der US-amerikanische Netzbetreiber T-Mobile ist der erste der Welt, der nach eigenen Angaben mit einem Frequenzspektrum unterhalb von 6 GHz eine Uplink-Geschwindigkeit von 550 Mbit/s erreicht. Das meldet die US-Tochter der Deutschen Telekom. Für die Live-Demo an einer öffentlichen 5G-Basisstation in Seattle haben T-Mobile, der Netzwerkzulieferer Nokia und der Modemlieferant MediaTek zusammengearbeitet. MediaTek hat zu Jahresanfang zusammen mit Ericsson und Telstra einige Aufmerksamkeit mit seinem 5G-Modem geerntet, das erstmals 10 Gbit/s im Empfangsmodus lieferte.

Der Rekord sticht heraus, weil viele Netzbetreiber traditionell die Empfangsgeschwindigkeit der Mobilfunktechnik in den Vordergrund stellen, obwohl die Senderichtung allmählich an Bedeutung gewinnt und Anwendungen wie die Cloud-Synchronisierung oder der Versand von hochaufgelösten Videos in den Blickpunkt rücken.

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Ulf Ewaldsson, President of Technology bei T-Mobile, glaubt sogar "Uplink wird das nächste große Ding". Das Unternehmen will damit den Boden bereiten für Spiele in Fast-Echtzeit und Profi-Applikationen wie die Fernwartung mit AR- und VR-Headsets.

Für die Live-Demo haben die drei Partner eine Basisstation und einen nicht näher bezeichneten Smartphone-Prototyp gemäß der 3GPP-Norm Release 17 mit Uplink-Switching Tx Switching eingesetzt. Im Smartphone steckte das anlässlich des Mobile World Congress 2025 vorgestellte M90-Modem von MediaTek. Nokia steuerte AirScale-Funk- und Systemmodule sowie Software-Funktionen gemäß 5G-Advanced bei, erklärte ein Sprecher auf Nachfrage. Zur Entfernung oder den genauen Funkbedingungen äußerten sich die Partner nicht.

Tx-Switching ist eine vergleichsweise neue Technik, die vor allem Smartphones vor Herausforderungen stellt. Für die Senderichtung können sie bestenfalls zwei Antennen nutzen und brauchen dafür moderne Techniken wie die Uplink-Carrier-Aggregation (UL-CA) und Uplink-MIMO (UL-MIMO), um mehrere Funkbänder effizient zu bündeln. T-Mobile hat dafür in der Nokia-Basisstation insgesamt 135 MHz an Funkspektrum konfiguriert. Davon entfielen 35 MHz auf das Band n25 und 100 MHz auf n41.

Näher besehen handelt es sich um eine fast schon typische Tx-Switching-Konfiguration: Dabei werden zwei Funkbänder in zwei Betriebsarten gebündelt, ein FDD- und ein TDD-Band. Dieses Konzept hat auch Vodafone im Januar 2024 bei seinem UL-Tx-Switching-Rekord von 273 Mbit/s umgesetzt.

Doch wenn man Netzbetreiber nicht gerade einem Rekord nachjagen, versorgen sie Kunden allein mit FDD-Bändern. Dabei sind die Sende- und Empfangsrichtung auf verschiedene Spektrumteile aufgeteilt, die aber gleich breit sind, beispielsweise je 5, je 10 MHz oder je 20 MHz pro Richtung (Frequency Division Duplex). Sobald ein Mobilfunkgerät auf ein erstes FDD-Band eingerastet hat, kann es Daten sowohl senden als auch empfangen. Weil bei den meisten Nutzern die Empfangsrichtung dominiert, liegt in der FDD-Betriebsart ein Teil des Sendespektrums normalerweise brach.

Im TDD-Modus (Time Division Duplex) laufen beide Verkehrsrichtungen in einem Funkband, aber in unterschiedlichen Zeitslots. Weil Netzbetreiber die Zeitslots nach Bedarf zuweisen können, gilt der TDD-Modus als Beschleuniger der Hauptverkehrsrichtung: Wenn man erwartet, dass Kunden hauptsächlich Downloaden, erhalten sie zusätzlich zu einem oder mehreren FDD-Bändern mindestens ein TDD-Band, das den Großteil der Slots für den Downlink reserviert und damit Downloads drastisch beschleunigt. Für den Uplink-Rekord dreht man die Slot-Aufteilung um und weist der Senderichtung überproportional viele Zeitschlitze zu.

Die Deutsche Telekom antwortete auf Anfrage des c't-Magazins, dass sie bei ihren Kunden eine zunehmende Nachfrage nach mehr Upload-Kapazität beobachtet. Deshalb setze das Unternehmen "erste Varianten" des Uplink-Tx-Switching schon seit einer Weile ein. "Im 3,6-GHz-Band setzen wir Uplink Multi-User-MIMO und Uplink Carrier Aggregation ein, um die Netzkapazität gezielt zu steigern. Aufgrund technischer Rahmenbedingungen bündeln aktuelle Endgeräte derzeit meist nur zwei Uplink-Carrier", so eine Sprecherin des Unternehmens.

Insgesamt erscheinen die Fortschritte willkommen, wenngleich noch wenige Nutzer auf Echtzeit-Gaming und VR-Headsets im Zusammenspiel mit Mobilfunknetzen setzen. Auch sind in einem künftigen Alltag stationäre 5G-Router mit Uplink Tx-Switching wünschenswert, einfach, weil sie den für die Mehrleistung erforderlichen Strom aus der Steckdose ziehen können. Der Uplink-Turbo dürfte den überschaubaren Energievorrat von Smartphones viel zu schnell aufbrauchen. Stationäre Router scheinen auch perspektivisch interessant, weil sie genügend Platz für vier Sendeeinheiten und damit für noch höhere Sendegeschwindigkeiten bieten.

(dz)