Montag: Meta-Brillen mit KI-Gesichtserkennung, Aus für Umweltsiegel Energy Star
Metas Abkehr vom Datenschutz + Kritik an Energy-Star-Abschaffung + Merz gegen Lieferkettengesetz + Microsoft Teams ohne Screenshots + Schadenersatz wegen Cloud
(Bild: KI-Bild erstellt mit Bing Image Creator)
Facebook-Mutter Meta Platforms entwickelt offenbar Funktionen zur Gesichtserkennung für seine Smart Glasses. Damit könnten Personen im Blickfeld ohne deren Wissen identifiziert werden. Der Konzern vermied diese Technik dort bisher aus Datenschutzgründen und zum Schutz der Privatsphäre der betroffenen Personen. Änderungen gibt es auch bei US-Behörden. Der blaue Energy-Star-Sticker auf elektrischen Geräten weist seit 1992 auf höhere Effizienz hin. Doch Donald Trump will das Programm beenden. Das führt zu Kritik seitens Branchenverbänden und Klimaschützern, denn aufgrund des Umweltzeichens wurde in den letzten 32 Jahren erheblich Energiekosten gespart. Derweil hat Bundeskanzler Merz bei seinem Antrittsbesuch in Brüssel nachdrücklich das Aus für die EU-Lieferkettenrichtlinie verlangt. Damit soll Bürokratie abgebaut werden. Allerdings widerspricht dieser Vorstoß dem Koalitionsvertrag, denn dort werden die EU-Richtlinien noch unterstützt – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.
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Meta arbeitet offenbar an zwei neuen, mit erweiterten Funktionen mit Künstlicher Intelligenz (KI) aufgerüsteten Modellen für smarte Brillen. Die Smart Glasses mit den Codenamen Aperol und Bellini sollen eine biometrische Gesichtserkennung an Bord haben. Darüber könnte die Brille beispielsweise Namen von Personen in der Nähe einblenden, die die Meta-KI automatisiert erkannt hat. Doch Optionen, unauffällig Aufnahmen von Personen zu machen und diese potenziell zu identifizieren, werfen bei intelligenten Brillen seit Jahren erhebliche Datenschutzbedenken auf. Kritiker befürchten, dass solche Technologien missbraucht werden, um Menschen ohne deren Wissen oder Zustimmung zu überwachen: Meta will wohl doch Gesichtserkennung in smarte Brillen einbauen.
Den blauen Aufkleber mit der Bezeichnung "Energy Star" auf Computern und Haushaltsgeräten gibt es seit über 30 Jahren und weist Konsumenten darauf hin, dass das entsprechende Produkt langfristig Strom sparen und damit klimafreundlich ist. Doch der Energy Star ist ein freiwilliges Programm der US-Regierung, und Donald Trump plant, dieses im Rahmen von Sparmaßnahmen bei den eigenen Umweltbehörden einzustellen. Das haben sowohl Klimaschutzverbände als auch Branchenverbände teils heftig kritisiert. Denn das Energy-Star-Programm hat US-Verbrauchern in den letzten 33 Jahren geschätzte 500 Milliarden US-Dollar Stromkosten gespart: US-Regierung will "Energy Star" stoppen, Branche und Klimaschützer protestieren.
Der frisch gebackene Bundeskanzler Friedrich Merz hat an die EU-Gremien appelliert, die erst voriges Jahr beschlossene europäische Lieferkettenrichtlinie möglichst schnell wieder abzuschaffen. "Wir werden in Deutschland das nationale Gesetz aufheben", betonte der Konservative mit Blick auf die hiesigen einschlägigen Bestimmungen, über die die sogenannte Corporate Sustainability Due Diligence Directive der EU teils hinausgeht. "Ich erwarte auch von der Europäischen Union, dass sie diesen Schritt nachvollzieht", erklärte Merz bei seinem Antrittsbesuch bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Doch im schwarz-roten Koalitionsvertrag ist von einem Ende des EU-Lieferkettengesetzes keine Rede: Merz fordert Abschaffung des EU-Lieferkettengesetzes wegen zu viel Bürokratie.
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Microsoft Teams soll künftig die Möglichkeit bieten, unerlaubte Bildschirmaufnahmen von Teams-Konferenzen zu verhindern. So sollen die Inhalte der Konferenz wie geteilte Bildschirminhalte oder die Webcam-Ansichten der einzelnen Teilnehmer besser geschützt werden. Laut Microsoft365-Roadmap arbeitet das Softwareunternehmen an einer entsprechenden Funktion namens "Prevent Screen Capture" ("Bildschirmaufnahme verhindern"). Wenn diese aktiviert ist, färbt sich das Windows-Fenster mit der Teams-Konferenz schwarz, sobald ein Nutzer versucht, eine Bildschirmaufnahme zu machen. Allerdings ist noch einiges unklar, ob etwa die neue Funktion standardmäßig eingeschaltet sein wird: Microsoft Teams verhindert mit neuer Funktion Screenshots.
Ein Arbeitnehmer kann einen Anspruch auf Schadenersatz wegen Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) geltend machen, wenn der Arbeitgeber zu viele personenbezogene Informationen über ihn direkt oder indirekt über eine andere Gesellschaft in die Cloud überträgt. Das hat das Bundesarbeitsgericht klargestellt. Das beklagte Unternehmen verarbeitete personenbezogene Daten ihrer Beschäftigten unter anderem zu Abrechnungszwecken schon seit vielen Jahren im eigenen Haus mit einer Software zur Personalverwaltung, doch sattelte 2017 konzernweit auf eine cloudbasierte Lösung um. Dies war einschließlich des Datenumfangs in einer Betriebsvereinbarung duldungsweise geregelt. Doch es landeten zu viele Daten in der Cloud: Arbeitnehmer erhält Schadenersatz nach der DSGVO.
Auch noch wichtig:
- Die afrikanische IP-Adressregistry Afrinic steckt in einer tiefen Krise, bei der auch das globale System der IP-Adressverwaltung infrage steht, berichtet Missing Link: Fällt Afrinic und die Selbstverwaltung von IP-Adressen?
- Über ein Bremer Online-Meldeportal kann man anonym Hinweise zu Kriminalität abgeben. Jahrelang dachte die Justiz, es seien keine Meldungen eingegangen: Meldeportal für Hafenkriminalität jahrelang ohne Funktion.
- Am 11. Mai 1995 sagte Steve Race von Sony nur die Ziffer "299" als Ankündigung des US-Preises der ersten Playstation. Ein PR-Stunt mit Folgen: 30 Jahre "299" - wie Sony den Konsolenmarkt umkrempelte.
- Kosten und Nutzen, Einbaupflicht und Wunscheinbau, Regeln für Mieter und Vermieter: Wir beantworten die häufigsten Fragen zu Smart Metern im FAQ.
- Microsoft hat Skype endgültig beerdigt. Nutzer klagen über die Radikalität der Umstellung – und fragen, was mit ihrem eingezahlten Geld wird. So läuft es ab nach der radikalen Umstellung: Aus Skype wurde Teams – doch was ist mit dem Prepaid-Geld?
- Laut Bundesnetzagentur haben Anrufe per WhatsApp, Signal und Co. die Telefonie über das Mobilfunknetz überholt. Am stärksten wächst Chat: Das Smartphone wird immer weniger als Telefon genutzt.
- Nach einer massiven KI-Offensive bei Klarna sind jetzt wieder andere Töne zu hören. Der Chef des Unternehmens sieht nun doch Grenzen für den KI-Einsatz: Nach KI-Offensive setzt Klarna wieder verstärkt auf menschliche Kundenbetreuung.
- Eine seit mehr als 50 Jahren um die Erde kreisende sowjetische Weltraumsonde ist am Samstag unkontrolliert in den Ozean gestürzt, heißt es aus Russland: Sowjetische Venussonde laut russischer Weltraumagentur in den Ozean gestürzt.
- Mit dem Workshop-Konzept modellieren Softwarearchitekten und Stakeholder gemeinsam Anforderungen, Architektur und Geschäftsprozesse. Das ist Collaborative Modeling: Software-Architektur mit den Stakeholdern gestalten.
- Seit Jahren lagen Texas und Google im Clinch um Datenschutz und Privatsphäre. Nun hat man sich ohne Urteil geeinigt: Google beerdigt Rechtsstreit um Gesichtserkennung für 1,4 Milliarden Dollar.
(fds)