Seismische Wellen liefern Hinweise auf Ozean im Marsboden
Die Sonde InSight hat Meteoriteneinschläge und ein Marsbeben erfasst. Eine Auswertung der Daten deutet auf ein Wasserreservoir tief unter der Oberfläche hin.
(Bild: ESA/DLR/FU Berlin/G. Michael)
In seiner Frühzeit war der Mars ein wasserreicher Planet. Die Frage ist, was mit dem Wasser passiert ist. Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass das Wasser noch vorhanden ist – in einem riesigen Ozean unter der Oberfläche.
Ein internationales Team unter der Leitung von Weijia Sun vom Institute of Geology and Geophysics der chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking hat die Daten der Marssonde InSight ausgewertet. Die Sonde landete im Herbst 2018 auf dem Mars. Sie war mit einem Seismometer ausgestattet, das die seismischen Wellen von zwei Meteoriteneinschläge 2021 und einem Marsbeben 2022 erfasste.
Bei der Untersuchung einer bestimmten Art von Schwingungen, Scherwellen genannt, sei ihnen "eine signifikante Anomalie im Untergrund" aufgefallen, schreiben Sun und Hrvoje Tkalčić, Geophysiker an der Australian National University, in einem Beitrag in dem Onlinemagazin The Conversation. Es soll sich um eine Schicht 5,4 bis 8 Kilometern unter der Marsoberfläche handeln, in der sich die Schwingungen langsamer bewegten. Diese Schicht besteht mutmaßlich aus sehr porösem Gestein, das mit flüssigem Wasser gefüllt ist, vergleichbar einem Schwamm.
Wohin ist das Wasser verschwunden?
In der Frühzeit des Mars, in der Zeit zwischen 4 Milliarden und 3,1 Milliarden vor heute, gab es sehr viel flüssiges Wasser auf dem Mars – genug, um den ganzen Planeten mit einem 700 bis 900 Meter tiefen Ozean zu bedecken. Als das Magnetfeld des Planeten schwand und die Atmosphäre dünner wurde, verschwand auch das meiste Oberflächenwasser – die Frage ist, wohin?
Ein Teil findet sich heute als Eis in den Polkappen, ein Teil ist in Mineralien eingeschlossen und schließlich entschwand ein Teil des Wassers ins All. Doch das reicht nicht als Erklärung für den Verbleib der gesamten Wassermenge, die es einst auf dem Mars gegeben haben muss.
Die Hypothese ist, dass es in die Kruste eingesickert und dort in flüssigem Zustand gespeichert ist. Nach den Berechnungen der Forscher, die sie in der Fachzeitschrift National Science Review veröffentlicht haben, hat die rund drei Kilometer dicke, poröse Schicht genug Kapazität, um das Wasser, das früher auf dem Mars schwappte, aufzunehmen.
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Flüssiges Wasser ist für Leben, wie wir es kennen, unabdingbar. Es könnte sich darin Leben entwickelt haben und noch heute geben – auch auf der Erde existieren Mikroben im Gestein, das mit Wasser gefüllt ist. Für eine mögliche künftige Besiedlung wird es ebenfalls sehr wichtig: Gereinigt kann es als Trinkwasser dienen. Es kann in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten werden, die dann als Atemluft oder Treibstoff für Raketen genutzt werden können. Die Frage wird sein, wie man das Wasser fördert, das mehrere Kilometer unter der Oberfläche lagert.
(wpl)