KI-Update: KI unter Schülern und im Büro, neue KI-Industrie, Tesla Bot, GPT-4.1
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Marko Pauli
- The Decoder
Digitale Schulwelt: Fortschritte bei maroden Gebäuden
Deutschlands Schulen präsentieren ein widersprüchliches Bild: Während 40 Prozent der Schüler ihre Schulgebäude als "kaputt" bezeichnen – eine Verdoppelung seit 2023 – verbessert sich die digitale Infrastruktur merklich. Eine Bitkom-Umfrage unter 14- bis 19-Jährigen zeigt, dass Beschwerden über schlechtes WLAN von 87 auf 59 Prozent zurückgingen. Dennoch bleibt die Kluft zwischen digitalem Angebot und Schülerwünschen beträchtlich.
Besonders auffällig: 88 Prozent wünschen sich mehr digitale Lernmedien, 75 Prozent fühlen sich dadurch motivierter. Während das Smartphone als Lerngerät bei Schülern beliebt ist, fehlt es oft an Bildungsangeboten zu Themen wie Umgang mit Hate Speech oder Datenschutz. Einzig bei Programmiersprachen übersteigt das schulische Angebot die Nachfrage – ein seltener Fall von digitalem Überangebot im deutschen Bildungssystem.
KI-Nutzung im Büro: Das heimliche Produktivitätsdilemma
Wer KI-Tools am Arbeitsplatz einsetzt, riskiert seinen Ruf. Eine Studie der Duke University mit über 4.000 Teilnehmern zeigt, dass KI-Nutzer oft als faul und inkompetent wahrgenommen werden. Entscheidend ist dabei die KI-Affinität der Vorgesetzten: In der Studie wurden fiktive Bewerber mit KI-Kenntnissen bevorzugt, wenn auch die Führungskraft solche Tools nutzt – andernfalls droht die Ablehnung.
Für deutsche Unternehmen wird die Flut KI-generierter Bewerbungen zunehmend zum Problem. Pro Stellenausschreibung müssen etwa zehn Arbeitstage für das Aussortieren irrelevanter KI-Bewerbungen aufgewendet werden. Jeder dritte Betrieb greift inzwischen selbst auf KI-Anwendungen zurück, um dieser Herausforderung zu begegnen.
Saudi-Arabiens KI-Offensive mit US-Technologie
Saudi-Arabien strebt mit dem neuen Staatsunternehmen Humain nach einer führenden Position in der globalen KI-Landschaft. Das Königreich plant bis 2030 eine KI-Infrastruktur mit fast zwei Gigawatt Rechenleistung aufzubauen, unterstützt von Nvidia, AMD und Amazon Web Services. Nvidia wird Hunderttausende seiner leistungsstärksten Chips liefern, darunter 18.000 des neuen GB300 Grace Blackwell Prozessors.
Die Initiative ist Teil einer geopolitischen Neuausrichtung, bei der US-Unternehmen leichteren Zugang zu staatlich geförderten "Sovereign AI"-Projekten im Ausland erhalten, während gleichzeitig die Restriktionen gegenüber China verschärft werden. Für die beteiligten US-Technologieriesen bedeutet dies lukrative neue Absatzmärkte – mit entsprechenden Kursgewinnen von bis zu sechs Prozent.
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Musk warnt vor KI-Risiken, schwärmt von humanoiden Robotern
Elon Musk hat auf dem Saudi-US Investment Forum in Riad vor einer möglichen "Terminator"-ähnlichen Zukunft durch KI gewarnt und gleichzeitig die Chancen humanoider Roboter gepriesen. Der Tesla-Chef prognostiziert, dass künftig "dutzende Milliarden" solcher Roboter die Erde bevölkern werden – als persönliche Assistenten, in der Industrie und im Dienstleistungssektor.
Diese Entwicklung werde zu einem Überfluss an Waren und Dienstleistungen führen und ein "universell hohes Einkommen" ermöglichen. Tesla strebt an, mit seinem Optimus Bot jährlich bis zu einer Million humanoider Roboter zu produzieren, die sowohl in der Industrie als auch in privaten Haushalten eingesetzt werden können.
Teslas Optimus gegen chinesische Konkurrenz
Teslas Optimus Bot macht zwar Fortschritte bei der verkörperten Intelligenz, kann jedoch mit den chinesischen Robotern von Unitree nicht mithalten. Der Unterschied liegt in den Trainingsmethoden: Während Tesla auf klassisches Reinforcement Learning in Simulationen setzt, nutzt Unitree mit seinen Modellen H1 und G1 Bewegungsdaten realer Menschen, die durch LAFAN-1-Motion-Capture aufgezeichnet wurden.
Der chinesische Ansatz berücksichtigt Endpositionsbeschränkungen, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Gelenkpositionen der Roboter – eine offenbar effektivere Methode, wie Vergleichsvideos der tanzenden Roboter demonstrieren.
DeepMind stellt algorithmenschaffende KI vor
Google DeepMind hat mit AlphaEvolve ein System entwickelt, das selbstständig Algorithmen entwirft und optimiert. Die Kombination aus Gemini Flash für Programmvorschläge und Gemini Pro für deren Analyse ermöglicht einen automatisierten Verbesserungsprozess. Das System wird bereits zur Optimierung von Googles Rechenzentren und KI-Trainingsprozessen eingesetzt.
In mathematischen Anwendungen übertraf AlphaEvolve in 20 Prozent der Fälle bekannte Bestwerte. Google DeepMind sieht weiteres Potenzial in der Materialforschung, Wirkstoffentwicklung und bei industriellen Prozessen und plant eine benutzerfreundliche Schnittstelle sowie ein Zugangsprogramm für akademische Einrichtungen.
OpenAI integriert GPT-4.1 in ChatGPT
OpenAI hat GPT-4.1 für zahlende Nutzer in ChatGPT eingeführt, während die kompaktere Variante GPT-4.1 mini allen Nutzern zur Verfügung steht. Das neue Modell gilt als besonders präzise bei der Umsetzung von Anweisungen und Programmieraufgaben.
Im Vergleich zum gesprächigeren GPT-4o liefert GPT-4.1 ähnlich gute Ergebnisse, jedoch mit weniger Small Talk – ein konzentrierterer Ansatz für effiziente Problemlösung.
Samsung bringt Googles Gemini auf Wearables
Samsung wird Googles KI-Assistent Gemini in seinen Smartwatches und In-Ear-Kopfhörern implementieren. Diese Erweiterung folgt auf die bereits erfolgte Integration in die Galaxy-S25-Serie, wo Gemini den hauseigenen Assistenten Bixby ersetzt hat.
Mit dem kommenden Software-Update sollen die KI-Funktionen auf alle Galaxy-Geräte ausgeweitet werden. Auch Sony plant laut Google, Gemini in seine In-Ear-Kopfhörer zu integrieren – ein deutlicher Trend zur Verbreitung von KI-Assistenten in tragbarer Technologie.
(mali)