KI-Update kompakt: MS Build, AI Overviews, Apple Intelligence, Darth Vader
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
Agentisches Web: Microsoft stellt ein KI-Internet in Aussicht
Microsoft hat auf seiner Build-Konferenz eine Vision für das Internet der Zukunft präsentiert: ein agentisches Web, in dem KI-Agenten Entscheidungen treffen und Aufgaben erledigen. Statt der Befürchtung, dass KI das Internet mit minderwertigen Inhalten überflutet, zeichnet der Konzern ein optimistischeres Bild. Zentral dabei ist das Model Context Protocol (MCP), ein Open-Source-Standard, dem Microsoft ähnliche Bedeutung zuschreibt wie einst dem Hypertext-Protokoll.
Parallel dazu stellt Microsoft "NLWeb" (Natural Language Web) vor – ein offenes, technologieunabhängiges Projekt, das als "HTML des agentenbasierten Webs" fungieren soll. Mit wenigen Codezeilen sollen Webseiten natürliche Sprachschnittstellen erhalten, über die Menschen und KI-Agenten interagieren können. Um die hohen Rechenkosten für ein "KI-Gedächtnis" zu senken, entwickelt Microsoft zudem die "Structured Retrieval Augmentation", die Erinnerungen stark komprimiert.
KI-Antworten verändern das Web grundlegend
Eine neue Studie zeigt, wie Googles KI-Antworten das Internetverhalten tiefgreifend verändern. Die Einführung von "AI Overviews" in der Suchmaschine verringert die Klicks auf externe Webseiten dramatisch – auf Desktop-Geräten um zwei Drittel, auf Mobilgeräten um fast 50 Prozent. Die meisten Nutzer überfliegen nur den oberen Teil der KI-Antwort und verlassen sich auf bekannte Marken oder vertrauenswürdige Domains.
Besonders jüngere und digital affine Menschen akzeptieren die KI-Antworten schnell als endgültig, während Ältere die klassischen Links bevorzugen. Für Webseitenbetreiber bedeutet dies eine fundamentale Veränderung: Nicht mehr Klicks, sondern die Präsenz in KI-Antworten wird zur neuen Währung. Entscheidend wird künftig sein, wer zitiert wird und im oberen Drittel einer KI-Antwort erscheint.
Warum KI-Modelle schlechte Entscheidungen treffen
Große Sprachmodelle können komplexe Probleme erklären, scheitern aber oft an einfachen Entscheidungen. Eine Studie der Johannes Kepler Universität Linz und Google DeepMind hat nun die Ursachen für schlechte KI-Entscheidungen identifiziert: Die Modelle handeln voreilig, bevorzugen Bekanntes und nutzen ihr eigenes Wissen nicht effektiv. Bei textbasierten Spielen wie Tic-Tac-Toe testen sie oft nur einen Bruchteil der verfügbaren Optionen – manchmal nur zwei oder drei von zehn Möglichkeiten.
Gezieltes Nachtraining mit Reinforcement Learning und "Chain-of-Thought"-Begründungen verbesserte die Leistung deutlich – im Tic-Tac-Toe-Test stieg die Gewinnrate von 15 auf 75 Prozent. Besonders wirksam war, das Modell anfangs zu zwingen, jede Option einmal auszuprobieren. Die Studie zeigt: KI benötigt nicht nur Wissen, sondern auch Geduld und Neugier – Eigenschaften, die sich trainieren lassen.
Apple reformiert sein KI-System unter Zeitdruck
Apples KI-Bemühungen stecken in der Krise. Das Unternehmen hat sein Siri-Team komplett umstrukturiert und arbeitet laut Bloomberg an einem reinen LLM-System, das vorwiegend in Zürich entwickelt wird. Angeblich erreicht es bereits teilweise ChatGPT-Niveau – doch bis zur Markteinführung könnte es bis 2026 dauern. Ein riskanter Zeitplan in der schnelllebigen KI-Welt.
Apple startete intensive KI-Aktivitäten erst 2022, als Software-Chef Craig Federighi erstmals ChatGPT nutzte. Seither versucht der Konzern, sein traditionelles maschinelles Lernen zu modernisieren – bisher mit begrenztem Erfolg. Doug Kittlaus, Siri-Erfinder, kommentierte, Apple besitze zwar alle Zutaten für einen erfolgreichen digitalen Assistenten, doch Siri benötige "ein Gehirntransplantat, um wirklich gut zu werden".
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KI-generierte Stimme Darth Vaders in Fortnite sorgt fĂĽr Wirbel
In Fortnite können Spieler während des "Star Wars Monats" mit Darth Vader interagieren, der ihre Fragen mit einer KI-generierten Kopie der Stimme von James Earl Jones beantwortet. Während die Familie des 2024 verstorbenen Schauspielers das Projekt unterstützt, hat die Gewerkschaft SAG-AFTRA, die über 10.000 Medienschaffende vertritt, Beschwerde eingelegt. Der Grund: Niemand habe mit ihnen über die Nutzungsbedingungen verhandelt.
Die Gewerkschaft steht KI-generierten Stimmen nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. Bereits vor etwa 18 Monaten schloss sie einen Vertrag mit einer Medienfirma, der die Entschädigung von Synchronsprechern für KI-generierte Inhalte in Videospielen regelt. Im aktuellen Fall zeigt sich eine ungewöhnliche Konstellation: Die Familie des Betroffenen befürwortet die Nutzung, während die Gewerkschaft Einwände erhebt.
Google bringt NotebookLM auf Smartphones
Google hat seine KI-Notizen-App NotebookLM nun auch für Android und iOS veröffentlicht. Die mobile Version führt eine praktische Neuerung ein: Automatisch generierte Audio-Zusammenfassungen können heruntergeladen und offline oder im Hintergrund abgespielt werden. Bei aktiver Internetverbindung erlaubt die App zudem Interaktionen mit den Audio-Hosts – Nutzer können Fragen stellen oder um Unterhaltung bitten.
Inhalte aus Webseiten, PDFs oder YouTube-Videos lassen sich direkt über die Teilen-Funktion des Smartphones in bestehende Notebooks integrieren. Google plant bereits weitere Updates mit zusätzlichen Funktionen.
(igr)