Volkshochschulen auf KI-Kurs, Rahmenvertrag mit Fobizz weiterer Baustein
Eine neue Rahmenvereinbarung zwischen dem Dachverband der deutschen Volkshochschulen und Fobizz soll KI-Tools und -Kompetenzen in Verwaltung und Lehre bringen.
(Bild: Milan Ilic Photographer/ Shutterstock.com)
Der Dachverband der deutschen Volkshochschulen (DVV) hat eine Rahmenvereinbarung mit dem digitalen Bildungsanbieter Fobizz geschlossen, der unter anderem Weiterbildungen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bildungskontext und den Zugriff auf entsprechende KI-Tools ermöglicht. Heise online hat beim Dachverband nachgefragt, wie die generelle Nachfrage nach Bildungsangeboten zu Künstlicher Intelligenz sowohl in Belegschaft als auch unter Kundinnen und Kunden der Volkshochschulen aussieht. Christina Bellmann, Referentin in der Stabstelle Digitalisierung des DVV, hat geantwortet.
(Bild:Â DVV)
Der DVV hat einen Rahmenvertrag mit Fobizz abgeschlossen. Gab es auf der Beschäftigtenseite innerhalb der verschiedenen Landesverbände eine gestiegene Nachfrage nach KI-Tools und entsprechenden Weiterbildungen?
Ja, wir beobachten im Verband und unter den Volkshochschulen insgesamt ein deutlich gestiegenes Interesse an Künstlicher Intelligenz und deren Anwendungsmöglichkeiten im Bildungsbereich. Insbesondere der didaktisch sinnvolle Einsatz von KI-Tools im Unterricht ist für viele Mitarbeitende und Kursleitende an Volkshochschulen interessant. Der DVV hat selbst in letztem Jahr zum Thema KI schon eine sehr gut besuchte Fortbildungsreihe angeboten ("Mit KI auf Kurs"), die in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der Initiative "Digital für alle" auch noch einmal fortgesetzt werden soll. Die Zusammenarbeit mit Fobizz ist für uns ein weiterer Baustein, der unsere bisherigen Bemühungen optimal ergänzt.
Ist die Kurs-Nachfrage zu den Themen KI bei den Volkshochschulen gestiegen? Welche Bevölkerungsgruppen besuchen entsprechende Kurse und was für Kurse werden in der Regel zum Thema KI angeboten?
Ich will kurz vorausschicken, dass wir zur Nachfrage nach einzelnen Kursangeboten leider keine handfesten Zahlen haben. Zwar erfasst das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) mit der jährlichen vhs-Statistik Kurs- und Belegungszahlen der Volkshochschulen. Allerdings liegen hier aktuell nur Zahlen bis 2023 vor und leider ist darin der Themenbereich KI auch nicht einzeln erfasst; vielmehr finden sich Kursangebote ja nach thematischer Ausrichtung in unterschiedlichen Programmbereichen.
Abseits einer echten Evidenz ist es aber definitiv so, dass die Volkshochschulen uns von einer großen Nachfrage nach Kursen zu Künstlicher Intelligenz berichten. Entsprechend groß ist auch das Angebot an Kursen. Allein im vhs-Kursfinder finden sich aktuell mit dem Stichwort "KI" über 1300 Einträge. Besonders nachgefragt werden sowohl allgemeine Einführungsveranstaltungen für interessierte Bürger:innen als auch praxisorientierten Formate für Berufstätige. Die Kursangebote reichen von niedrigschwelligen Workshops wie "Was ist KI?" über praxisorientierte Formate zur Nutzung von ChatGPT und Bildgeneratoren im beruflichen Kontext bis hin zu kritischen Diskussionsformaten zu ethischen und gesellschaftlichen Fragestellungen im Zusammenhang mit KI.
Gehen Sie davon aus, dass sich viele Volkshochschulen aufgrund der Rahmenvereinbarung fĂĽr die Nutzung von Fobizz entscheiden werden?
Wir hoffen natürlich, dass viele Volkshochschulen die neue Rahmenvereinbarung mit Fobizz als Chance sehen, den Zugang zu innovativen digitalen Weiterbildungsangeboten für ihre Lehrkräfte und Teams zu erleichtern. Die Plattform bietet zahlreiche praxisnahe Fortbildungen und Tools, die gut auf die Bedarfe der Weiterbildungseinrichtungen abgestimmt sind – insbesondere im Bereich digitaler und KI-gestützter Lehre.
Könnte die Nutzung von Fobizz für einige Volkshochschulen aufgrund von Budgetbeschränkungen trotzdem nicht möglich sein?
Ja, das ist leider nicht auszuschließen. Obwohl die Rahmenvereinbarung vergünstigte Konditionen bietet, können knappe Haushaltsmittel vor allem kleinere Volkshochschulen vor finanzielle Herausforderungen stellen. Deshalb wäre es aus unserer Sicht wichtig, dass auch politisch etwas getan wird, um die digitale Weiterentwicklung der Weiterbildungseinrichtungen und die Qualifizierung ihrer Lehrkräfte gezielter zu unterstützen. Der im Koalitionsvertrag angekündigte "Digitalpakt Weiterbildung" könnte hierzu ein erster Schritt sein.
Was an dem Angebot von Fobizz hat den Dachverband besonders ĂĽberzeugt? Welche Tools oder auch Fortbildungsangebote passen besonders gut zu Volkshochschulen und deren Anforderungsprofilen?
Besonders überzeugt hat uns die didaktisch hochwertige Aufbereitung der Inhalte, die praxisnahe Orientierung sowie die breite Themenvielfalt – von digitaler Grundbildung über Medienpädagogik bis hin zu KI-gestütztem Lehren und Lernen. Zudem war uns wichtig, dass Fobizz – im Gegensatz zu vielen anderen Anwendungen in diesem Bereich – datenschutzrechtlich unbedenklich einsetzbar ist. Denn das ist für Volkshochschulen als öffentliche Einrichtungen besonders wichtig.
Gibt es Landesverbände, die bereits Lizenzen erworben haben?
Hierzu haben wir leider noch keine konkreten Informationen. Das Angebot ist ja noch recht frisch, sodass wir aus verbandsinternen Gremien hierzu noch nichts gehört haben und die Nutzung auch noch nicht abfragen konnten.
Zur Rahmenvereinbarung
Durch die Vereinbarung mit Fobizz will der DVV dafür sorgen, dass alle Mitarbeitende aller Volkshochschulen in Deutschland "zukünftig einen datenschutzkonformen Zugang zu KI-Werkzeugen und entsprechenden KI-Fortbildungsangeboten erhalten". Aus Sicht des Verbands wird hiermit die digitale Transformation in der Erwachsenenbildung nachhaltig gefördert. Zugleich ermögliche die Zusammenarbeit, Verwaltungsprozesse und Lehrmethoden der Volkshochschulen zu optimieren und den Lernenden zeitgemäße Bildungsangebote zu bieten. Vier Bundesländer haben mittlerweile Fobizz-Landeslizenzen für Lehrkräfte im Schulsystem erworben.
Die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag erklärt, dass "der souveräne, sichere und kritische Umgang mit digitalen Tools und Medien [...] die Resilienz unserer Gesellschaft, die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft [steigert]". CDU/CSU und SPD wollen deshalb eine "altersübergreifende digitale Kompetenzoffensive" starten. Dafür müssten aber unter anderem Wege gefunden werde, die Bevölkerungsgruppen zu erreichen, die bereits aus dem formalen Bildungssystem ausgeschieden sind und beispielsweise auch nicht mehr über betriebliche Weiterbildungen erreicht werden. Da die neue Bundesregierung auch das Prinzip "Digital Only" für einige Verwaltungsangebote durchsetzen will, könnte sich der Druck auf verschiedene Bevölkerungsteile erhöhen, digitale Grundkompetenzen zu erwerben und nicht mehr "Offliner" zu bleiben.
(kbe)