EU-Cloudanbieter: Broadcom hat VMwarelizenzen um 800 bis 1500 Prozent verteuert

Es hagelt weiter Beschwerden ĂĽber Broadcoms Lizenzpolitik bei VMware: Laut EU-Cloudverband CISPE wurden die Preise um 800 bis 1500 Prozent hochgetrieben.

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VMware-Logo auf einem Smartphone

(Bild: Shutterstock/Igor Golovniov)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Broadcom steht weiter für seine Lizenzpolitik beim 2023 übernommenen Virtualisierungsspezialisten VMware im Feuer der Kritik. Die vom EU-Cloudanbieterverband CISPE eingerichtete Beobachtungsstelle ECCO wirft dem Unternehmen in einem neuen Bericht unter anderem vor, mit seinen Lizenzänderungen für Preissteigerungen von 800 bis 1500 Prozent bei den CISPE-Mitgliedsunternehmen gesorgt zu haben. Broadcom führe seine "weitreichende und brutale Auferlegung von unfairen Vertragsbedingungen für Cloud-Infrastruktur-Dienstleister" unvermindert fort.

Broadcom habe etwa einseitig Lizenzbedingungen fĂĽr wichtige Virtualisierungssoftware gekĂĽndigt und Dauerlizenzen durch Abos ersetzt, kritisiert ECCO in dem Bericht. Ebenfalls fĂĽhre die BĂĽndelung von vorher einzeln verfĂĽgbaren Lizenzen dazu, dass Firmen oft ĂĽber Bedarf buchen mĂĽssten. ECCO hatte Broadcom bereits im Februar scharf kritisiert. Inzwischen habe sich die Situation sogar noch etwas verschlechtert, unter anderem bei den VergĂĽtungsstrukturen im Partnerprogramm.

Francisco Mingorance, Generalsekretär des EU-Cloud-Verbands CISPE, erklärte dazu: "Im Gegensatz zu Microsoft zeigt Broadcom kein Interesse daran, Lösungen zu finden oder gar mit europäischen Cloud-Infrastrukturanbietern zusammenzuarbeiten. Broadcom kann berichten, dass die meisten von ihnen neue Verträge unterzeichnet haben, aber wir wissen, dass diese Verträge mit Strafen verbunden sind und die Lebensfähigkeit von Dienstleistern bedrohen, die an das VMware-Ökosystem gebunden sind."

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Laut dem Appendix zum Bericht hätten bis auf einen alle der über 30 kleineren Cloudanbieter, die sich im CISPE organisiert haben, die neuen Verträge unterzeichnen müssen. Extrem kurze Ankündigungsfristen, die Schnelligkeit der Änderungen und die Unverzichtbarkeit der VMware-Software hätten die Akzeptanz der neuen Bedingungen letztlich erzwungen. Alternativen wie Nutanix oder auch von den großen Hyperscalern taugten derzeit noch nicht für alle Workloads, machten erhebliche Infrastruktur-Änderungen nötig oder sorgten für neue Abhängigkeiten, heißt es in dem Bericht.

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An Broadcom lauten die Forderungen unter anderem, künftig eine Vorankündigung von mindestens sechs Monaten zu garantieren, bevor Änderungen an Vertragsbedingungen oder Preisstrukturen erfolgen. Ebenso sollten die Preise flexibler und transparenter gestaltet werden. Die Lösungsbereitschaft Microsofts, von der Mingorance lobend spricht, dürfte übrigens wohl darin bestehen, dass der Softwarekonzern im Sommer 2024 20 Millionen Euro für die Beilegung von Streitigkeiten mit dem CISPE gezahlt hat. Nachdem Microsoft Änderungen an den Lizenzbedingungen zugesagt und die CISPE-Mitglieder entschädigt hatte, zog der Verband eine EU-Beschwerde zurück.

Der deutsche IT-Anwenderverband Voice, auf den ECCO auch verweist, hatte bereits Anfang Mai bei der EU-Kommission Beschwerde über Broadcom eingereicht. Voice kritisiert ähnlich wie ECCO, dass Broadcom VMwares marktbeherrschende Stellung ausnutze und mit Produktbündelungen bei Lizenzumstellung "exorbitante und unfaire Preiserhöhungen" durchgedrückt habe. "Broadcom nutzt die Abhängigkeit seiner Kunden von den VMware-Produkten in höchst bedenklicher Weise aus", erklärte VOICE-Geschäftsführer Robin Kaufmann. Ein direkter Dialog mit Broadcom habe nichts gebracht.

Mitte April hat Broadcom laut einem Reuters-Bericht nach zahlreichen Beschwerden bei EU-Institutionen auch bereits ein Auskunftsersuchen von der EU-Wettbewerbsbehörde erhalten. Broadcom-Chef Hock Tan hatte wohl in Reaktion darauf auch eine Vereinfachung des Produktportfolios bei VMware in Aussicht gestellt und eingestanden, dass die Änderungen bei den Lizenzbedingungen bei Kunden und Partnern für "etwas Missfallen" gesorgt hätten.

Broadcom erklärte auf Anfrage der iX-Redaktion zur Kritik der Verbände, dass man strategischer Partner von über 140 europäischen Cloudservice-Providern sei, daran arbeite, "die Ziele der Europäischen Union für eine staatliche Cloud voranzutreiben" und Unternehmen dabei helfen wolle, "Innovationen zu beschleunigen". Zudem begrüße man "die Gelegenheit zu einem konstruktiven Dialog mit CISPE". Auf die konkreten Vorwürfe ging Broadcom nicht ein.

Zuletzt hatte das Unternehmen die Einstiegsversion des Hypervisors vSphere wieder kostenfrei zur Verfügung gestellt, die zuvor im Februar 2024 ersatzlos eingestellt worden war. Auch die Entscheidung, die Mindestanzahl lizenzierbarer Kerne von 16 auf 72 zu erhöhen, hatte Broadcom nur eine Woche nach der Ankündigung bereits wieder revidiert. Ob dahinter jedoch ein echter Kurswechsel steckt oder es sich lediglich um ein taktisches Manöver zur Imagekorrektur handelt, bleibt fraglich.

Denn andererseits hat Broadcom laut Berichten auch VMware-Kunden mit unbegrenzten Nutzungslizenzen Unterlassungsaufforderungen zugeschickt, nachdem deren Supportverträge ausgelaufen waren. Ebenso hat VMware in den USA die US-Sparte sowie mehrere Tochterfirmen von Siemens wegen Softwarenutzung ohne Lizenz verklagt. Das deutet eher auf eine Strategie in Richtung Zuckerbrot und Peitsche.

Update

Stellungnahme von Broadcom ergänzt.

(axk)