Missing Link: Wo steht Europas Raumfahrt 50 Jahre nach GrĂĽndung der ESA?

Die USA und China greifen nach Mond und Mars, Indien und Russland mischen im Weltall mit. Wo steht Europa 50 Jahre nach der GrĂĽndung seiner Raumfahrtagentur?

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Ein Raum voller Bildschirme

Raumflugkontrollzentrum der ESA in Darmstadt

(Bild: ESO)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Rachel BoĂźmeyer
  • dpa
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Ein möglicherweise unzuverlässiger Partner, ein fehlender eigener Zugang zum All und Neuerungen, die hinterherhinken: 50 Jahre nach der Gründung der Raumfahrtbehörde ESA muss sich Europa erneut grundlegend damit befassen, wo es in der Raumfahrt stehen will. Ein Überblick anlässlich des Jubiläums:

Schon 2027 wollen die USA erstmals nach Jahrzehnten wieder Menschen auf den Mond bringen. China plant bis 2030 eine bemannte Mondlandung und Indien bis 2040.

Missing Link

Was fehlt: In der rapiden Technikwelt häufig die Zeit, die vielen News und Hintergründe neu zu sortieren. Am Wochenende wollen wir sie uns nehmen, die Seitenwege abseits des Aktuellen verfolgen, andere Blickwinkel probieren und Zwischentöne hörbar machen.

Auch Europa hofft, bis 2030 eine Frau oder einen Mann aus Europa zum Mond bringen zu können. Doch das Vorhaben hat einen erheblichen Haken: Die Europäer haben es nicht selbst in der Hand. Ihre Astronauten sollen im Zuge des US-amerikanischen Projekts Artemis mitfliegen.

Doch US-Präsident Donald Trump und sein Berater, der Raumfahrtunternehmer Elon Musk, schielen eher zum Mars. Die Befürchtung ist, dass Artemis eingestampft werden könnte, noch bevor ein Europäer mit an Bord war.

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Auch ein autonomer Zugang zum All fehlt Europa noch immer, zumindest für die bemannte Raumfahrt. Zwar gibt es in Kourou in Französisch-Guayana einen europäischen Weltraumbahnhof und mit der Vega C und der Ariane 6 verfügt der Kontinent über eigene Trägerraketen, doch Menschen kann Europa nicht mit eigenen Mitteln in den Weltraum bringen – sondern setzt dafür derzeit auf die NASA.

Überhaupt arbeitet Europa in der Raumfahrt viel mit den USA zusammen. Da mit Trump aber nun die Verlässlichkeit getroffener Abmachungen und das Interesse an gemeinsamem Vorgehen infrage gestellt scheint, ist die Dringlichkeit noch einmal größer, eigenständiger zu werden und andere Partnerschaften zu vertiefen.

ESA-Chef Josef Aschbacher betonte zu Jahresanfang: "ESA und Europa werden bereit sein, sich anzupassen, eigene Prioritäten zu finden, die sicherlich in Verbindung damit stehen, unsere Stärke, unsere Autonomie, unsere Fähigkeiten im All zu stärken und international ein sehr guter Partner zu sein."

Schon jetzt arbeitet die ESA zum Beispiel eng mit der japanischen Raumfahrtagentur JAXA zusammen. Zu Indien und Südkorea wurde die Beziehung kürzlich intensiviert, wie es von der ESA heißt. Auch mit etlichen anderen Raumfahrtbehörden in der Welt arbeitet die Organisation zusammen.

Aus Sicht von Ludwig Moeller, dem Leiter des Raumfahrt-Thinktanks Espi, sind die ESA und Europa weltweit anerkannte und vertrauensvolle Partner, "ein höchstes Gut in heutiger Zeit, welches wir gemeinsam weiter ausbauen und nutzen sollten". Mit Blick auf die Sicherheit Europas und Europas künftige Rolle im All sollte es aus seiner Sicht Ziel sein, die Raumfahrt als ein Mittel verstärkter internationaler Kooperation und zur Umsetzung diplomatischer Ziele für eine friedlichere Welt einzusetzen.