Onlyfans soll für 8 Milliarden US-Dollar verkauft werden

Die soziale Plattform für vorwiegend erotische Inhalte könnte verkauft werden – das Geschäftsmodell ist nicht unumstritten.

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Großaufnahme der Brille eines Mannes, darin die Spiegelung einer Frau im Bikini

(Bild: Tero Vesalainen/Shutterstock.com)

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Die inzwischen hochbeliebte Plattform Onlyfans könnte womöglich für acht Milliarden US-Dollar den Besitzer wechseln. Onlyfans ist eine soziale Plattform, bei der die Teilnehmer ihrem Publikum gegen Geld Inhalte zur Schau stellen – meistens der erotischen Art. Während der Corona-Pandemie boomt das Geschäft, es ist jedoch auch nicht unumstritten.

Die Gespräche laufen zwischen Fenix International Limited, dem Londoner Betreiberunternehmen von Onlyfans und einer Gruppe von Investoren, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mehrere anonyme Quellen berichtet. Angeführt wird die Gruppe demnach von der US-Investmentfirma Forest Road Company mit Sitz in Los Angeles. Sie ist unter anderem auf Medien und erneuerbare Energien spezialisiert.

Fenix International und Forest Road wollen den Vorgang bisher nicht kommentieren. Fenix ist laut Reuters-Informationen auch im Gespräch mit anderen Interessenten.

Onlyfans startete schon 2016 ihren Betrieb, so richtig beliebt wurde die Seite aber zu Beginn der Corona-Pandemie. Seitdem haben Privatpersonen, darunter auch bekannte Musiker wie CardiB oder Aaron Carter, hier viel Geld damit verdient, ihren Abonnenten gegen Geld pornografische Bilder und Videos zur Verfügung zu stellen. Manche berichteten davon, schnell bei fünf- bis sechsstelligen Monatseinnahmen angelangt zu sein. Auch die Umsätze von Onlyfans explodierten regelrecht: Erzielte die Plattform im Geschäftsjahr 2020 noch einen Umsatz von 375 Millionen US-Dollar, waren es 2023 schon 6,6 Milliarden US-Dollar, schreibt Reuters.

Forest Road denke auch über einen Börsengang von Onlyfans nach. Bereits 2022 soll das Forest Road-Management Teil von Gesprächen darüber gewesen sein, Onlyfans nach einer möglichen Übernahme an die Börse zu bringen. Der Ausgang der jetzigen Gespräche sei laut Informationen von Reuters jedoch ungewiss.

Viele feierten die soziale Porno-Plattform zu Beginn des Trends 2020 als modernen Feminismus, darunter auch die Wissenschaftlerin Madita Oemig von der Universität Paderborn. "Weil dort Frauen und queere Menschen die Möglichkeit haben, über ihre eigenen Körper zu bestimmen, zu verfügen", sagte sie in einem Interview auf YouTube. Sie hätten dort sehr große Kontrolle über das, was sie dort machen. OnlyFans diene als digitales Geldverdienen für alle, nicht nur für pornografische Inhalte und "es ist auch offen für alle anderen Inhalte", sagt Oemig. Andere Stimmen loben auch die einfache Alternative zu Model-Agenturen oder Produktionsfirmen, die Onlyfans bietet. Oemig sieht aber auch Risiken, zum Beispiel, dass junge Menschen sich durch Rückmeldungen des Publikums unter Druck gesetzt fühlen.

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Doch es gibt auch Schattenseiten: Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch auf Onlyfans sind vielfach bekannt. Ermittler beklagen hier, dass es bei Onlyfans nicht nur eine einzelne Paywall gibt, um sich Zugang zu pornografischem Material zu verschaffen, sondern praktisch jeder OnlyFans-Anbieter seine eigene Paywall setzt. Das erschwere entsprechende Ermittlungen und man sei auf die Zusammenarbeit mit dem Plattformbetreiber angewiesen. OnlyFans selbst spielt das Problem herunter und verweist auf die eigene Überwachung.

Demnach hat die Plattform vorletztes Jahr 347 solcher Fälle gemeldet, im Jahr zuvor waren es 310 Fälle. Allerdings sei dies kaum überprüfbar, so die Ermittler. Für die meisten Banken und Investoren ist Onlyfans wegen der schwer überschaubaren Porno-Produktion deshalb auch ein rotes Tuch. In Schweden ist Onlyfans auch von einem neuen Gesetz betroffen, das die Bezahlung für sexuelle Handlungen aus der Ferne unter Strafe stellt.

(nen)