Computex

Seasonic-Netzteil schaltet ab, wenn über 12V-2x6 zuviel Strom fließt

Ein auf der Computex gezeigter Prototyp von Seasonic soll Überhitzung verhindern. Wie davor gewarnt wird, steht aber noch nicht fest.

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Seasonic-Prototyp mit Shunt-Widerständen an den 12V-2x6-Buchsen.

(Bild: YouTube / der8auer, Screenshot: heise online)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Auf der Messe Computex in Taiwan hat in dieser Woche Seasonic den Prototypen eines Netzteils gezeigt, bei dem die Ströme an den einzelnen 12-Volt-Leitungen des umstrittenen 12V-2x6-Steckers überwacht werden. Das früher als 12VHPWR bekannte Design wurde mit seinem neuen Namen nur leicht überarbeitet und sieht weiterhin keine Kontrolle der Ströme und Spannungen vor, die kleinen Sense-Pins melden nur, ob die stromführenden Leitungen verbunden sind.

Schon seit Jahren gibt es vereinzelte Berichte über schmelzende Stecker bei 12VHPWR oder 12V-2x6, mit Nvidias Geforce RTX 5090 wurde das besonders brisant. Mit einer TDP von 575 Watt liegt sie nahe dem Maximum der 600 Watt, für das die Verbindung spezifiziert ist. Verschlimmert wird die Situation, weil Nvidias Referenzdesign eine Zusammenführung der 12-Volt-Leitungen an der Grafikkarte ohne jegliche Schutzmechanismen vorsieht. Wenn eine der Leitungen einen erhöhten Innenwiderstand aufweist, etwa durch Abnutzung oder Verschmutzung der Steckverbinder, gleichen die anderen den Strom aus. Dabei muss nicht unbedingt, wie von Hardwareherstellern oft behauptet, eine Fehlbedienung durch nicht ganz eingeführte Stecker vorliegen.

Diese Leitungen und die Stecker können dann so heiß werden, dass sich die Stecker in den Buchsen am Netzteil sowie der Grafikkarte festschmelzen können, zudem droht Brandgefahr. Es gibt auch bereits einen nachvollziehbaren Bericht eines Nutzers, bei dem das an beiden Enden des Kabels mit einer RTX 4090 passiert ist. Manche Hersteller behelfen sich mit einer Überwachung der Ströme aufseiten der Grafikkarte durch Shunt-Widerstände, über deren Spannungsabfall sich die Stromstärke messen lässt. Bei den Astral-Grafikkarten mit RTX 5090 von Asus und der Sapphire Nitro+ 9070XT ist das beispielsweise der Fall.

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Seasonic will das Problem nun aufseiten des Netzteils angehen, wie unter anderem die YouTube-Kanäle der8auer und Gamers Nexus berichten. Der Hardwareentwickler Roman "der8auer" Hartung zeigt in seinem Video auch etwas detailliert den Prototypen eines Seasonic-Netzteils der Serie Prime TX-1600, also mit 1600 Watt. Bei diesem sind seiner Darstellung zufolge die 12-Volt-Leitungen der beiden 12V-2x6-Buchsen sämtlich über Shunt-Widerstände überwachbar. Wird ein bisher nicht genannter Grenzwert überschritten, soll sich das Netzteil abschalten. Es soll frühestens Anfang 2026 auf den Markt kommen.

Noch nicht entschieden hat sich Seasonic Hartung zufolge für einen eventuellen Warnmechanismus: Der Nutzer sollte ja beim spontanen Abschalten des Systems wissen, was die Ursache dafür war. Denkbar wäre hier ein Lautsprecher im Netzteil, oder vielleicht auch eine USB-Verbindung vom Netzteil zum Mainboard samt entsprechender Software. Das Abschalten des Netzteils kann nämlich auch durch andere Schutzmechanismen des Mainboards oder auch den Prozessor ausgelöst werden. Für seine eigene Lösung, das Überwachungsmodul Wireview Pro II aufseiten der Grafikkarte, ebenfalls noch im Prototypen-Stadium, hat sich Hartung für einen Lautsprecher entschieden.

Bei allen diesen Konstruktionen laufen die Hardwarehersteller hier jedoch offenbar dem Problem hinterher, dass bei den Standards rund um 12V-2x6 und PCIe 5.0 keine Überwachung und Warnmechanismen für die potenziell zu heißen Steckverbindungen vorgesehen sind. Oder, andersherum gesehen: Dass die Steckverbindungen mit so geringen Sicherheitsreserven ausgelegt wurden, dass solche Maßnahmen überhaupt nötig werden.

(nie)