Außergewöhnliches Paar: Stern entdeckt, der einst in anderem Stern unterwegs war
Theoretisch kann ein Stern innerhalb eines anderen Sterns unterwegs sein, ohne dass beide verschmelzen. Nun wurde womöglich erstmals ein Beispiel entdeckt.
Künstlerische Darstellung eines jungen Neutronensterns
(Bild: ESO/L.Calçada.)
Ein Forschungsteam aus China hat offenbar zum ersten Mal ein Doppelsternsystem entdeckt, das durch einen Prozess entstanden ist, bei dem einer der beiden innerhalb des anderen unterwegs war. Das hat die Forschungsgruppe jetzt im Wissenschaftsmagazin Science öffentlich gemacht und erklärt, dass es sich bei den beiden Objekten um einen enorm schnell rotierenden Pulsar und einen sogenannten Heliumstern handelt. Wie solch ein System entstehen kann, sei "nicht vollständig verstanden", die Theorien dazu enthalten aber eine sogenannte Common-Envelope-Phase (CE) (Englisch für "gemeinsame Hülle"), bei der ein Stern in der Atmosphäre des anderen unterwegs ist und ihm dabei dessen Hülle entreißt.
Selten, aber nicht einzigartig
Wie Forschungsleiter Jin Lin Han von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften dem US-Magazin Gizmodo erklärt hat, haben er und sein Team die Signale des Neutronensterns vor fünf Jahren gefunden. Wenige Monate später konnten sie demnach bestätigen, dass es sich um einen Pulsar handelt, der aber einen Begleiter hat, den er einmal alle 3,6 Stunden umkreist. Für ein Sechstel dieser Zeit wird er dabei aber von diesem unsichtbaren Begleiter verdeckt, was "seltsam" sei, denn dafür müsste der größer sein. Normalerweise werden Pulsare von Weißen Zwergsternen begleitet, dem kompakten Überrest eines gestorbenen Sterns. Hier handle es sich aber wohl um den Kern eines Sterns, dem all sein Wasserstoff entzogen wurde.
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Die mutmaßliche Entstehungsgeschichte des Sternsystems hat die Gruppe mithilfe von Simulationen ermittelt. Demnach hat sich der Neutronenstern seinem Begleiter immer weiter angenähert, bis er schließlich in dessen äußere Hülle eingedrungen ist. Dort hat er das Material regelrecht abgesaugt, wobei sich seine Rotationsgeschwindigkeit immer weiter erhöht hat. Nach gerade einmal etwa 1000 Erdenjahren blieb keine Hülle mehr übrig, von dem zweiten Stern existiert seitdem nur noch der Heliumkern. Der Pulsar selbst rotiert inzwischen einmal alle 10,55 Millisekunden um seine Achse. Das Forschungsteam meint, dass es in der Milchstraße zwischen 16 und 84 solcher Systeme geben dürfte.
(mho)