Gigaset soll wieder verkauft werden

Die Beteiligungsgesellschaft Arques Industries AG will sich noch in diesem Jahr vom DECT-Telefon-Spezialisten Gigaset trennen. Das Unternehmen, das rund 80 Prozent an der früheren Siemens-Tochter hält, blickt auf das "schwierigste Jahr in der Unternehmensgeschichte" zurück. Für 2009 steht ein Fehlbetrag von 153 Millionen Euro in den Büchern.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Beteiligungsgesellschaft Arques Industries AG will sich laut ihrem Vorstandsvorsitzenden Hans Gisbert Ulmke noch in diesem Jahr vom DECT-Telefon-Spezialisten Gigaset trennen. Arques hatte im Jahr 2008 rund 80 Prozent der Gigaset-Anteile von Siemens übernommen. Der Kaufvertrag sieht den Angaben zufolge vor, dass die Beteiligungsgesellschaft, die am heutigen Freitag ihre Bilanz für das Geschäftsjahr 2009 vorlegte, im September eine Option zur Übernahme der restlichen Gigaset-Anteile ziehen kann. Doch Siemens soll sich Medienberichten zufolge gegen den Verkauf seiner Anteile an Arques stemmen.

Das Verhältnis der Gigaset-Eigentümer ist schwer zerrüttet. Nach gerichtlichen Auseinandersetzungen um die Führung von Gigaset stellte Siemens zuletzt sogar Strafanzeige gegen Arques-Vorstand Michael Hütten wegen des Verdachts auf Untreue. Die Münchner Staatsanwaltschaft durchsuchte daraufhin Büros von Gigaset, Arques sowie die Wohnung von Hütten. Der Arques-Vorstand war im Oktober 2009 in die Geschäftsführung von Gigaset eingetreten, musste sich aber schon zwei Monate später aufgrund eines von Siemens erwirkten Gerichtsbeschlusses wieder zurückziehen.

Außer personellen Querelen gibt es vor allem Streit um die Auslegung des Kaufvertrages sowie um Geldforderungen. So soll Arques Gigaset eine zugesagte Finanzhilfe in Höhe von knapp 20 Millionen Euro vorenthalten. Auch fordert Siemens die Zahlung einer ersten Kaufrate in Höhe von 15 Millionen Euro und besteht auf Zahlung zweier weiterer Raten von jeweils 15 Millionen Euro, während Arques die Rechtsauffassung vertritt, "dass die Kaufpreisrate über 15 Millionen Euro von der Siemens AG derzeit nicht verlangt werden kann". Zudem umfasse die Zahlungszusage an Gigaset lediglich 6,6 Millionen Euro.

Gigaset ist nicht der einzige Problemfall bei Arques, das im Geschäftsbericht für 2009 vom "schwierigsten Jahr in der Unternehmensgeschichte" spricht. Der Umsatz der Unternehmen, an denen Arques beteiligt ist, ging laut Bilanz (PDF-Datei) gegenüber dem Vorjahr um über zwei Milliarden auf 3,49 Milliarden Euro zurück. Unter dem Strich steht ein Fehlbetrag von 153 Millionen Euro. Die liquiden Mittel der Arques Industries AG selbst beliefen sich zum Jahresende 2009 laut Bericht auf lediglich 4,2 Millionen Euro. Für den Arques-Vorstand wurden für das Jahr 2009 Vergütungen in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro verbucht, davon 516.000 Euro als "Erfolgsbonus".

Ein Strategiepunkt für 2010 ist bei Arques neben dem "Turnaround" und der "Liquiditätssicherung" die "Lösung des Konflikts mit dem Gigaset-Altgesellschafter". Allen Beteiligten sei klar, dass man das Unternehmen nur gemeinsam mit einer Einbindung von Siemens verkaufen könne, verdeutlichte Vorstandschef Ulmke am Freitag. Wie eine Einigung aussehen könnte, sagte Ulmke allerdings nicht. Seinen Angaben zufolge gibt es für Gigaset eine Reihe von Interessenten, "intensive Gespräche" würden bereits geführt. Zeitlich unter Druck wolle man sich aber nicht setzen lassen. (pmz)