Medienbericht: Deutsches Konsortium möchte KI-Rechenzentrum bauen
FĂĽnf deutsche Tech-Unternehmen planen den Bau eines gemeinsamen KI-Rechenzentrums und planen, sich dafĂĽr um EU-Gelder zu bewerben. Noch sind viele Fragen offen.
(Bild: Gorodenkoff / shutterstock.com)
Mehrere große deutsche Technologieunternehmen wollen gemeinsam ein gewaltiges Datenverarbeitungszentrum für Künstliche Intelligenz (KI) in Deutschland bauen. Das berichtete am Dienstag das Handelsblatt. Nach Informationen der Zeitung verhandeln SAP, Deutsche Telekom, Ionos, die Schwarz-Gruppe und Siemens über eine gemeinsame Bewerbung bei der Europäischen Union (EU) für eine solche KI-Gigafabrik.
"Es geht nur in Partnerschaft, das ist ganz klar. Welches Modell das richtige ist, wird gerade diskutiert", sagte SAP-Vorstandsmitglied Thomas Saueressig laut Handelsblatt über das Rechenzentrumsprojekt. Ionos-Chef Achim Weiß bezeichnete die Initiative als einen "wichtigen Schritt für mehr digitale Souveränität" und kündigte an, sich an einer entsprechenden EU-Ausschreibung zu beteiligen.
Plan für einen "Europäischen KI-Kontinent"
Auf dem KI-Gipfel (AI Action Summit) Anfang Februar in Paris stellte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine neue KI-Initiative namens "InvestAI" vor. Ziel der Initiative ist es, Investitionen von insgesamt 200 Milliarden Euro in die europäische KI-Entwicklung zu stecken. Das Kernstück ist ein neuer europäischer Fonds mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro, der den Aufbau von fünf KI-Gigafabriken finanzieren soll, die ab 2026 entstehen sollen.
Diese Einrichtungen werden mit jeweils etwa 100.000 KI-Chips der neuesten Generation ausgestattet – etwa viermal mehr als in aktuellen KI-Fabriken. Die Gigafabriken sollen sich auf das Training besonders komplexer KI-Modelle spezialisieren, etwa für Anwendungen in Medizin und Wissenschaft. Mit ihrem Plan für einen "Europäischen KI-Kontinent" will die EU-Kommission gegenüber anderen KI-Standorten auf der Welt aufholen, etwa den Vereinigten Staaten oder China.
Offene Fragen
Wie das Handelsblatt berichtet, befindet sich das deutsche Konsortium in Gesprächen, um eine der fünf geplanten KI-Gigafabriken zu bauen. "Die beteiligten Akteure wollten sich diese Woche zusammensetzen, um final zu klären, mit welchem Konzept Deutschland ins Rennen geht", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Zeitung. Wichtige Details seien noch offen, beispielsweise, an welchen Standorten die Rechenzentren entstehen sollen, aber auch Fragen der Finanzierung.
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In ihrem „Aufruf zur Interessenbekundung“ schlägt die EU eine Public-Private-Partnership vor, eine Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Wirtschaft. Bis zu 35 Prozent der Investitionssumme soll der Staat beisteuern, den Rest müssen die beteiligten Unternehmen aufbringen. Die Frist für die erste Interessenbekundung läuft laut Handelsblatt am 20. Juni ab.
"Die Gelegenheit, eine eigene, unabhängige Infrastruktur dafür zu schaffen, bietet sich jetzt", sagte Christine Knackfuss-Nikolic, Chief Technology Officer der Telekom-Sparte T-Systems, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters und fügte hinzu, dass ihr Unternehmen eine führende Rolle anstrebe. Ionos erklärte gegenüber Reuters, man führe Gespräche über eine deutsche KI-Gigafactory mit mehreren Unternehmen und der Bundesregierung. Man sehe die Initiative der Europäischen Kommission als "einen wichtigen Schritt zu mehr digitaler Souveränität" und sei interessiert, daran teilzunehmen.
(akn)