Buchkritik: "Computerspiele: 50 zentrale Titel" von Feige, Inderst (Hg.)

Die Aufsätze des Bandes aus der kulturwissenschaftlichen "Game Studies"-Reihe nehmen 50 prägende Computer- und Konsolenspiele der letzten 40 Jahre in den Blick.

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Buchkritik: Daniel Martin Feige und Rudolf Inderst (Hg.), Computerspiele
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan Bojaryn

Abenteuer, Actionorgien, Simulationen und Kombinationsrätsel auf Computern und Konsolen sind nicht bloß ein Freizeitvergnügen, sondern auch Gegenstand wissenschaftlichen Interesses. Das beweisen Games-Professor Rudolf Inderst und Philosoph Daniel Martin Feige mit dem Sammelband, den sie gemeinsam herausgegeben haben. Bereits in der Einführung betonen sie die Vielfalt möglicher Perspektiven auf das Thema. Beiträge zahlreicher Autoren behandeln 50 richtungweisende Games; die Spieleauswahl deckt Vertreter diverser Genres aus den letzten 40 Jahren ab. Die Aufsätze begründen im Einzelnen, warum die Autoren Pong, Planetfall, Ingress oder GTA V für besonders zentral erachten.

Der Kreis der Autoren versammelt geballte Kompetenz. Außer Soziologen, Psychologen, Historikern und Kulturwissenschaftlern kommen auch Praktiker zu Wort. So behandelt etwa Lena Falkenhagen das 1993er Grafikadventure Myst. Sie lehrt nicht nur über Games, sondern ist selbst Entwicklerin. Der Journalist Robert Glashüttner wiederum breitet sein tiefes Pac-Man-Verständnis nicht nur im Text aus, er kann auch auf persönliche Wettbewerbserfolge verweisen.

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Viele Aspekte werden nur angerissen; mehr geben die 420 Seiten für 50 Spiele nicht her. Aber die Aufsätze liefern viele erhellende Details und gute weiterführende Lesetipps. Der Grundtenor ist auf angenehme Art kritisch. Es geht nicht um gefühlige Spielenostalgie: Bei FIFA sind naheliegenderweise auch Mikrotransaktionen im Blick, bei Anno kommt die verklärende Darstellung des Kolonialismus zur Sprache. Viele der Texte kommen dem Wesen der Spiele wirklich nah: Was haben sie bedeutet, was haben sie bewirkt, was für Spuren hinterlassen? Ein differenziertes Bild entsteht.

Ein solcher Band ist allerdings keine Feierabendlektüre, die Spielefreunde ohne akademisches Interesse aus Spaß genießen werden. Es handelt sich um eine illustrationslose Textwüste mit fundierten und informationsreichen, aber stocknüchternen Ausführungen. Der transcript-Verlag wendet sich mit dem Band vorwiegend an Studierende und Forschende, Pädagogen und Journalisten.

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Buchkritik: Computerspiele

Daniel Martin Feige, Rudolf Inderst (Hg.)

Computerspiele

50 zentrale Titel

  • transcript, Bielefeld 2025
  • ISBN 978-3837668254
  • 420 Seiten 39 €
  • (PDF-E-Book: 39 €)

(psz)