Kommentar zu Wehrdienstdebatte: Boomer an die User-Front

Freiheitsdienst für alle? Statt Panzer zu fahren, könnten Boomer Behördenportale testen – und so der Digitalisierung auf die Sprünge helfen, meint Tim Gerber.

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Von
  • Tim Gerber
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In der Diskussion um eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht haben unlängst die Grünen vorgeschlagen, einen verpflichtenden "Freiheitsdienst" für alle zwischen 18 und 67 Jahren einzuführen. Im ersten Moment habe ich mich besorgt gefragt, was sie denn mit uns vielen Boomern machen wollen, die straff auf den Ruhestand zugehen? Von meiner persönlichen Aversion gegen jedes Militär abgesehen: Zum Panzerfahren fehlt mir die Beweglichkeit und am Schießen hindert mich die bereits deutlich nachlassende Sehschärfe.

Ein Kommentar von Tim Gerber
Ein Kommentar von Tim Gerber

Tim Gerber ist gelernter Theaterbeleuchter und Beleuchtungsmeister; Jura-Studium in Leipzig, seit 2001 c't-Redakteur. Dort anfangs für Drucker zuständig, aktuell für Programmierung, Löten und Basteln mit Elektronik sowie für Verbraucherthemen in der Rubrik "Vorsicht, Kunde".

Doch als ich neulich mal wieder versuchte, irgendeine Verwaltungsanforderung über ein lieblos zusammengestricktes Behördenportal zu erfüllen, und mich fragte, ob die Verantwortlichen den unübersichtlichen Mist jemals ausprobieren, ehe sie ihn online aufs Volk loslassen, kam mir die zündende Idee: Tester verpflichten! Den Verantwortlichen in Politik und Verwaltungen, die uns seit gut zwei Dekaden den Durchbruch bei der digitalen Staatsmodernisierung versprechen, fehlt es ja sicher nicht an gutem Willen. Aber ganz offenbar fehlt es an der strukturierten Auswertung von "Nutzererfahrung".

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Vielleicht fehlt es auf der anderen Seite an der Bereitschaft, solche Rückmeldungen zu verarbeiten. Aber auch das Problem würde ein Heer von verpflichteten Test-Usern für all die Verwaltungsportale von Bund, Ländern und Kommunen ja lösen. Aussagekräftige statistische Auswertungen über die am häufigsten bemängelten Hemmnisse und damit eine treffsichere Priorisierung der Verbesserungen könnte die Horde auch ermöglichen. Von ein paar behördeninternen Mitarbeitern lässt sich sinnvolles Userfeedback hingegen kaum generieren.

Dieser "Freiheitsdienst" würde uns sicher von allerhand Hürden beim Onlinezugang zur Verwaltung befreien. Also, liebe Mitbürger aus den geburtenstarken Jahrgängen: Fragt nicht, was die Digitalisierung für Euch tun kann, fragt lieber, was Ihr für die Digitalisierung tun könnt!

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(tig)