Kurswechsel in Bayern: Tablets erst ab 8. Klasse
Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Im vergangenen Jahr wurden Tablets ab der 5. Klasse beschlossen, jetzt will Bayern mehr "klassische" Bildung.
(Bild: katuSka/ Shutterstock.com)
Die bayerische Regierung aus CSU und Freien Wählern ist beim Thema Tablets ab der fünften Klasse zurückgerudert. Wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Rahmen einer zweitägigen Kabinettsklausur bekannt gab, wolle man "klassische Bildungsideale" in Bayern halten und digitale Lernmittel erst dann für den Gebrauch im Klassenzimmer fördern, wenn Schreiben, Lesen und Handschrift vorher ausreichend geschult wurden. Im Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2023 und auch laut Kabinettsbeschlüssen aus dem Jahr 2024 gab es vorher eine ganz andere Stoßrichtung.
Erfolgreicher Pilotversuch
Bayern wollte dem Koalitionsvertrag (PDF) zufolge die "digitale Schule und den digitalen Unterricht von morgen weiter kraftvoll vorantreiben." Dort wurde auch ein klarer Fahrplan formuliert: "Bis spätestens 2028 sollen sukzessive alle Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse mit digitalen Endgeräten ausgestattet werden. Wir stellen Mittel bereit, um die Beschaffung mobiler Endgeräte durch die Erziehungsberechtigten an weiterführenden allgemeinbildenden Schulen zu bezuschussen." Im Februar 2024 folgte ein entsprechender Beschluss des Kabinetts. Ein erfolgreicher Pilotversuch habe demnach gezeigt, dass sich der Unterricht mithilfe mobiler Endgeräte "innovativ weiterentwickelt" habe, "die Medienkompetenz gefördert und schulisches und häusliches Lernen miteinander verschränkt" wurden.
Die Kehrtwende wird nun unter die Überschrift "umso jünger, umso weniger digital, dafür mehr klassisch" gestellt und fügt sich in die momentan teils polarisierend geführten Debatten zu digitalen Geräten und Angeboten im Schulumfeld ein. Ministerpräsident Söder erklärte, dass der Vorschlag von Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) eingebracht wurde. Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk erklärte sie, dass es an Bayerns Schulen zukünftig "noch mehr Augenmaß bei der digitalen Bildung" geben solle als bisher. Digitale Bildung brauche immer einen pädagogischen Mehrwert und einen zielgerichteten und verantwortungsvollen Einsatz. Gerade in den ersten Schuljahren sei der Erwerb von analogen Kompetenzen entscheidend. Söder führte den geänderten Kurswechsel auch auf Entwicklungen im Ausland zurück. Schweden kehre beispielsweise seit Mitte 2023 wieder zu Schulbüchern und -heften in Grundschulen zurück.
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Ab der 8. Klasse, mit Ausnahmen frĂĽher
In der Regel soll es nun eine 1:1-Ausstattung ab der 8. Klasse geben, Schulen, die einen besonderen Schwerpunkt auf die Vermittlung digitaler Kompetenzen legen, könnten auch schon in der 7. Klasse starten. In der Grundschule und in der 5. und 6. Klasse sei eine sukzessive Heranführung vorgesehen. Dafür sollen weiterhin schulische Leihgeräte genutzt werden können. Derzeit soll es etwa 140.000 mobile Endgeräte an Grundschulen geben. Im ganzen Schulsystem sollen es 450.000 sein.
(kbe)