Ausgediente Smartphones sollen als Mini-Datenzentren Umwelt überwachen
Alte Smartphones sollen weiterverwendet werden. Forscher haben deshalb vier davon zu einem Mini-Datenzentrum umgebaut, das Umweltdaten sammelt und auswertet.
Das Mini-Rechenzentrum bündelt die Leistung von vier ausgedienten Smartphones und sammelt Daten.
(Bild: University of Tartu)
Ein Forschungsteam des Institute of Computer Science der University of Tartu hat einen Weg gefunden, ausrangierte Smartphones sinnvoll weiterzunutzen. Die Wissenschaftler verbanden dazu vier alte Smartphones miteinander und erstellten eine Art Mini-Rechenzentrum, um Umweltdaten unter Wasser zu erfassen.
Die Anzahl ausgedienter Smartphones weltweit, die in irgendwelchen Schubladen schmoren, steigt stetig. Allein in Deutschland gibt es rund 195 Millionen Altgeräte (Stand 2025), die nicht mehr genutzt werden. Im schlimmsten Fall landen sie auf dem Schrott, im besten Fall werden sie recycelt. So oder so ist diese Ressourcenverschwendung eine starke Belastung für die Umwelt.
Die Forscher der University of Tartu haben jedoch einen besseren Weg gefunden, um alte Smartphones weiterzunutzen, wie sie in der Studie "Supporting Sustainable Computing by Repurposing E-Waste Smartphones as Tiny Data Centers" schreiben, die in IEEE Pervasive Computing erschienen ist. Sie erstellten einen Prototyp, bei dem vier Smartphones zusammengeschaltet wurden, um deren Rechenleistung zu bündeln und ein Mini-Rechenzentrum zu erhalten. Die Smartphone-Elektronik packten die Forscher in ein 3D-gedrucktes Gehäuse. Die Originalbatterien wurden entfernt, um mögliche Risiken für die Umwelt auszuschließen. Sie wurden durch externe Batterien ersetzt.
Mini-Rechenzentrum zur Umwelterfassung
Den Prototyp setzten die Forscher unter Wasser ein. Dabei sammelte das Gerät Umweltdaten in Form von Fotos, die auch gleich on-board aufgezeichnet und ausgewertet wurden. Das spart ebenfalls nötige externe Rechenpower in Rechenzentren ein und trägt zu einer besseren Umweltbilanz der Geräte bei. Die Kosten für den Umbau pro Smartphone belaufen sich auf 8 Euro.
Videos by heise
Die Forscher schlagen mit diesem dezentralen Mini-Rechenzentrum gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen können so alte Smartphones wiederverwendet und der Anteil des Elektroschrotts reduziert werden. Zum anderen erhalten die Altgeräte eine sinnvolle Aufgabe und sorgen für eine Entlastung herkömmlicher Rechenzentren.
Der Einsatz des kleinen Smartphone-Rechenzentrums beschränkt sich jedoch nicht nur auf Umweltüberwachungsaufgaben. Die Forscher sehen auch andere Anwendungsszenarien. So könnten sie etwa zur dezentralen Datenauswertung in der Forschung eingesetzt werden oder etwa bei der Datenerfassung im öffentlichen Nahverkehr Fahrgäste in Echtzeit zählen, um mit den Daten öffentliche Verkehrsnetze zu optimieren.
(olb)