Warner Bros. Discovery: Aufspaltung angekündigt

In einer umfassenden Umstrukturierung trennt der US-Konzern seine Filmstudios samt Streaming vom klassischen Kabelsender-Geschäft.

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Eine Hand hält eine weiße Fernbedienung

(Bild: REDPIXEL.PL/Shutterstock.com)

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Von
  • Andreas Knobloch
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Der US-Medienkonzern Warner Bros. Discovery (WBD) hat am Montag angekündigt, das Unternehmen in zwei börsennotierte Firmen aufzuspalten. Das Streaming-Geschäft und die Studios werden von der stagnierenden Kabelsendersparte getrennt. Diese Entscheidung zielt laut WBD darauf ab, das Potenzial beider Geschäftsbereiche zu maximieren. Die geplante Aufspaltung soll "Werte für die Aktionäre freisetzen und Chancen für die beiden neuen Unternehmen schaffen, um zu gedeihen", so Warner Bros. Discovery in einer Mitteilung. Wie andere Unterhaltungsunternehmen kämpft auch Warner Bros. Discovery mit sinkenden Einschaltquoten und Einnahmen bei seinen Kabelsendern, da die Verbraucher ihre Abonnements für Bezahlfernsehen zugunsten von Streaming-Diensten aufgeben.

Mit dem am Montag angekündigten Schritt wird die Fusion von WarnerMedia und Discovery aus dem Jahr 2022 rückgängig gemacht. Damals gab AT&T seine WarnerMedia-Sparte für 43 Milliarden US-Dollar an Discovery ab. Durch den Zusammenschluss wollten sich die Firmen stärker auf dem Streaming-Markt etablieren.

Im Rahmen der jetzigen Umstrukturierung wird der Geschäftsteil "Streaming & Studios" aus Warner Bros. Television, Warner Bros. Motion Picture Group, DC Studios, HBO und HBO Max sowie deren Film- und Fernsehbibliotheken bestehen, so die Ankündigung. Die Nachrichtenagentur Reuters spricht von den "Kronjuwelen der Unterhaltungsbibliothek von Warner Bros. Discovery". Die Fernsehsender in den Bereichen Unterhaltung, Sport und Nachrichten, darunter CNN und TNT Sports in den USA, Discovery, europäische TV-Sender sowie digitale Produkte wie der Streaming-Dienst Discovery+ und Bleacher Report werden in "Global Networks" überführt. Es sei bemerkenswert, dass Discovery+ nicht dem Streaming-Segment zugeschlagen werde, schreibt das US-Techportal TechCrunch, "was darauf hindeutet, dass WBD ihm möglicherweise nicht so viel Priorität einräumt wie HBO Max.”

"Indem wir in Zukunft als zwei eigenständige und optimierte Unternehmen agieren, geben wir diesen ikonischen Marken die nötige Fokussierung und strategische Flexibilität, um in der sich wandelnden Medienlandschaft von heute am effektivsten zu bestehen", wird der Präsident und CEO von Warner Bros. Discovery, David Zaslav, in der WBD-Mitteilung zitiert. Zaslav wird nach der Aufspaltung die Streaming- und Studioeinheit leiten, während Finanzchef Gunnar Wiedenfels an die Spitze von Global Networks rückt. "Diese Trennung wird die jeweiligen Unternehmen stärken, indem sie ihre Stärken und spezifischen Finanzprofile nutzen können. Dies wird es jedem Unternehmen auch ermöglichen, wichtige Investitionsmöglichkeiten zu verfolgen und den Wert für die Aktionäre zu steigern", sagte Wiedenfels. Global Networks werde sich darauf konzentrieren, "weitere innovative Wege zur Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern zu finden, um sowohl für lineare als auch für Streaming-Zuschauer weltweit Mehrwert zu schaffen".

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Die Aufspaltung wird als steuerfreie Transaktion strukturiert, heißt es, und soll bis Mitte 2026 abgeschlossen sein. Der Großteil der Schulden des Konzerns wird laut Reuters auf Global Networks übergehen. Der Nachrichtenagentur zufolge hatte Warner Bros. Discovery im März eine Bruttoverschuldung von 38 Milliarden US-Dollar. Laut WBD wird Global Networks nach der Aufspaltung einen Anteil von bis zu 20 Prozent an Streaming & Studios halten, den das Unternehmen steuergünstig veräußern will, um Schulden abzubauen.

Die Aufspaltung erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Warner Bros. Discovery versucht, seinen Streaming-Dienst HBO Max wieder als Anbieter von Premium-Inhalten zu positionieren. Zunächst setzte das Unternehmen darauf, mit einer Mischung aus HBO-Dramen und Discovery-Lifestyle-Inhalten seine Attraktivität zu steigern, wie Reuters schreibt. Im März hatte HBO Max demnach etwa 122 Millionen Abonnenten; bis Ende 2026 soll die Zahl auf über 150 Millionen Abonnenten anwachsen. HBO Max läge damit aber immer noch weit hinter Marktführer Netflix.

Einige Analysten glauben, dass die Umstrukturierung von Warner Bros. Discovery die Bühne für weitere Deals im Medien- und Unterhaltungssektor bereiten könnte und verwiesen auf die Pläne des US-Kabelnetzbetreibers Comcast. Dieser plant, die meisten seiner Kabelnetze, einschließlich MSNBC und CNBC, auszugliedern. "Die Aussichten für das Kabelsendergeschäft im Allgemeinen sind ziemlich schlecht", sagte Jeff Wlodarczak von der Beratungsfirma Pivotal Research Group gegenüber Reuters. Er gehe davon aus, "dass es dort zu Konsolidierung kommen wird".

(akn)