Textildiscounter KiK erneut am Datenschutz-Pranger

Laut dem ARD-Magazin Panorama hat der Textildiscounter KiK massenhaft Bonitätsauskünfte über Beschäftigte eingeholt, um sich dann gezielt von all jenen Mitarbeitern zu trennen, die in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten stecken. Dies schildert zumindest ein ehemaliger KiK-Bezirksleiter.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Das ARD-Magazin Panorama berichtet in seiner Sendung am heutigen Donnerstag (22:00 Uhr) erneut über fragwürdige Mitarbeiterüberprüfungen beim Textildiscounter KiK. Das Unternehmen hat danach schon in den 1990er-Jahren Bonitätsauskünfte über Beschäftigte bei der Creditreform eingeholt. Panorama zitiert aus einem internen Schreiben des für Personal zuständigen KiK-Geschäftsführers Heinz Speet aus dem Jahr 1998, in dem Speet "streng vertraulich" mitteilt, KiK hole "über alle neu eingestellten Aushilfsbeschäftigten eine telefonische Auskunft bei der Creditreform ein". Ziel, so Panorama, sei gewesen, sich von Mitarbeitern zu trennen, die in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten stecken.

Neu sind die Vorwürfe gegen den Textildiscounter nicht: Bereits im vergangenen Jahr ermittelte die Staatsanwaltschaft Dortmund gegen KiK, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen in den Jahren 2008 und 2009 mehr als 49.000 Creditreform-Auskünfte eingeholt hatte. Im März 2010 wurde das Ermittlungsverfahren jedoch eingestellt. "Wir hätten beweisen müssen, dass KiK systematisch die Mitarbeiter aussiebt, die eine schlechte Creditreform-Auskunft haben, und das war nicht beweisbar", zitiert Panorama die Dortmunder Oberstaatsanwältin Ina Holznagel. Doch das könnte sich jetzt womöglich ändern.

Denn in Panorama schildert ein ehemaliger KiK-Bezirksleiter, dass sich das Unternehmen von jedem Mitarbeiter trennte, der eine "Eidesstattliche Versicherung" oder eine "Haftandrohung" hatte. Hätte man als Bezirksleiter diese schriftliche Anweisung der Zentrale nicht befolgt, sei man darauf hingewiesen worden, dass man für mögliches Fehlverhalten der betreffenden Mitarbeiter haften müsste. Es sei von der KiK-Führung zudem verboten worden, den Betroffenen den wahren Grund für die Trennung zu sagen, betont der ehemalige Bezirksleiter. Man habe sich dann etwas aus den Fingern saugen müssen. Viele Mitarbeiterinnen hätten geweint, "weil sie gar nicht wussten, was los ist."

KiK hatte früher zunächst erklärt, eine Creditreform-Abfrage werde nur bei Mitarbeitern durchgeführt, die in sensiblen Bereichen wie den Kassen arbeiten. Später teilte das Unternehmen mit, dass eine "Abfrage aller bei KiK beschäftigten Mitarbeiter" nicht mehr stattfinde. Eine Zeitung hatte zuvor aus einem internen KiK-Schreiben zitiert, in dem von automatischen Abfragen aller Bestandsmitarbeiter viermal pro Jahr die Rede war. Gegenüber Panorama erklärte das Unternehmen jetzt, dass man "seit Oktober 2009 nicht mehr mit der Creditreform und auch mit keiner anderen Wirtschaftsauskunftei" zusammenarbeite. Weitere Details habe das Unternehmen auch auf Nachfrage nicht mitgeteilt, heißt es bei Panorama. (pmz)