Kommentar: Stoppt die sinnfreie KI-Schwemme!

KI-Tools sind überall, verbrauchen viele Ressourcen, schwächen Denken – ihr Einsatz sollte überdacht werden, meint Greta Friedrich.

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Immer mehr Menschen nutzen KI-Tools – ja, kein Wunder! Schließlich bekommen sie diese überall unter die Nase gerieben. Zum Beispiel die KI-Ergebnisse der Google-Suche oder den KI-Assistenten in WhatsApp: nicht deaktivierbar, aber immer schön präsent. Wie viele andere ihrer Art sammeln die Tools vor allem Daten, verdummen Menschen und verpulvern Ressourcen.

Ein Kommentar von Greta Friedrich
Greta Friedrich

Greta Friedrich ist Redakteurin bei c’t. Im Ressort für Internet, Datenschutz und Anwendungen testet sie unter anderem Tools und Apps, recherchiert zu gesperrten Microsoft-Konten, stellt Websites vor und erklärt Messenger. Dabei lernt sie täglich Neues und wenn das Grundlagenwissen aus ihrem Studium im Bereich Technische Redaktion nicht reicht, fragt sie ihre Kolleginnen und Kollegen aus.

Dabei sind sie oft intransparent. Nutzer können kaum ermessen, was mit ihren Daten geschieht. Meta-Chef Mark Zuckerberg glaubt zum Beispiel, dass Menschen unbedingt KI-Freunde brauchen. Damit die lebensecht antworten, füttert Mark sie mit Instagram- und Facebook-Inhalten. Brrr.

Wie viele Ressourcen ein KI-Klönschnack verbraucht, lassen die Anbieter im Dunkeln. Nutzer können kaum herausfinden, mit wie viel Trinkwasser ein Rechenzentrum irgendwo auf der Welt gekühlt wird und ob Mensch und Natur dort verdursten; wie viel Energie dieses Zentrum benötigt und woher sie kommt. Studien wie der UN Digital Economy Report 2024 zeigen: Rechenzentren fressen sehr viel und immer mehr Energie und Wasser.

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Ständig entstehen neue hungrige Rechenzentren, auch weil KI in zahllose Lebensbereiche einzieht. Solange aber nicht 100 Prozent der Energie weltweit aus erneuerbaren Quellen stammen, klauen überflüssige KI-Tools wichtigen Einsatzbereichen saubere Energie. Von Versiegelung, Flächen- und Materialverbrauch ganz zu schweigen.

Darüber hinaus warnen Studien, dass naiver KI-Einsatz das menschliche Denken verkümmern lässt, ähnlich wie Navi-Nutzung auf den Orientierungssinn wirkt. Forscher wünschen sich, dass Menschen bis zum Alter von 16 Jahren KI gar nicht unbegleitet und unreflektiert nutzen dürfen.

Softwareanbieter müssen aufhören, blind Trends hinterherzulaufen und überall KI einzubauen. Sie sollten reflektieren, ob ihre Tools wirklich wichtig und den Ressourceneinsatz wert sind. Denn noch sind die meisten Menschen in der Lage, selbst Ideen zu entwickeln und Antworten auf Fragen zu finden – auch wenn sie dafür vielleicht länger brauchen als die KI.

Update

Wir haben Links zu zwei Quellen ergänzt: zum UN Digital Economy Report 2024 und zum c't-Artikel „Künstliche Intelligenz: Wie Nutzer das kritische Denken verlernen“.

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(gref)