Obacht: Die GIFs von Geocities kommen zurĂĽck
Sapperlot! Die Datenautobahn droht, wieder von kleinen Bewegtbildchen bescheidenen Informationsgehalts verstopft zu werden. Schuld ist das Internet Archive.
Meine Augen!
(Bild: Screenshot)
Das hat uns gerade noch gefehlt: Die Rückkehr der animierten GIFs von Geocities. Genau in diesem Schutthaufen schürft eine neue Suchmaschine des Internet Archive. Sie heißt unverschämt GifCities und fördert kleine Bewegtbildchen zutage, die einst auf Geocities-Webpages blinkten. GIF (Graphics Interchange Format) ist ein 1987 veröffentlichtes Bitmap-Dateiformat für Bilder, die seit 1989 auch animiert sein können.
Eigentlich hätten wir darüber lieber den Mantel des Schweigens gebreitet. Und einem erstem Anlauf des Internet Archive zu einer GIF-Suchmaschine war auch nur bescheidener Erfolg vergönnt. Das 2016 eröffnete GifCities.org erlaubte zwar die Suche, der Abgleich beschränkte sich jedoch auf Dateinamen.
Die Neuauflage ist vergleichsweise diabolisch: Sie erlaubt die semantische Suche. GifCities findet GIFs also nach dargestelltem Inhalt, nicht nur nach Dateinamen. Möglich macht dies laut Mitteilung des Internet Archive ein Large Language Modell namens CLIP-ViT L/14. Übrigens kann weiterhin nach Dateinamen gesucht werden.
Außerdem können die Suchergebnisse bei GifCities nach Größe der zu findenden Bildchen gefiltert werden. Dem nicht genug, ist jedes gefundene Bildchen mit einem Hyperlink versehen, der zu einer archivierten Kopie der einstigen Geocities-Webpage führt. Das macht es Nostalgikern leicht, viele Stunden ihres Lebens beim Stöbern in Geocities-Relikten zu verschwenden.
GifGram: Persönliche Mitteilung mit GIFs
Wer sich lieber an zufällig ausgewählten Geocities-Relikten ergötzt, wird von den Forschern Olia Lialina und Dragan Espenschied bedient. Deren Blog One Terabyte of Kilobyte Age zeigt alle 20 Minuten einen Screenshot einer ehemaligen Geocities-Webpage.
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Das Internet Archive legt sogar noch einen drauf: Mit GifCities kann man auch sogenannte GifGrams erstellen. Das sind Mitteilungen an Dritte, die der Absender mit aus dem Geocities-Bestand geretteten GIFs "verschönern" kann. Viewer discretion is advised.
GeoCities war einst der größte Anbieter persönlichen Hostings. Ab 1995 konnten User dort gebührenfrei Homepages erstellen. Die Web-Adressen waren wie bei einer Stadt aus Stadtvierteln, Straßennamen und Hausnummern aufgebaut. 1999, mitten in der Dotcom-Blase, übernahm Yahoo den Dienst für eine Milliardensumme. Zehn Jahre später ließ Yahoo die Abrissbirne schwingen und stellte Geocities 2009 ein. Nur in Japan lief das Angebot noch ein weiteres Jahrzehnt.
(ds)