Mittwoch: Kurswechsel in der Subventionspolitik, YouTube wieder gegen Adblocker
Chip-Branche verunsichert + YouTube warnt Adblocker-Nutzer + Überwachungskamera nicht direkt strafbar + Rückkehr der Geocities-GIFs + Update für Nextcloud Talk
(Bild: IM Imagery/Shutterstock.com)
Deutschlands Wirtschaftsministerin Reiche will das finanzielle Füllhorn für Chipfabriken drosseln. Sie zieht gute Rahmenbedingungen für die Industriepolitik der Förderung einzelner Unternehmen vor. Die Branche ist ausgabefreudig, erwartet aber Unterstützung und kritisiert die Abkehr von der Strategie des früheren Wirtschaftsministers. Derweil häufen sich die Beschwerden von Nutzern mit Adblockern über YouTube-Warnmeldungen. Diese werden zuletzt häufiger von YouTube gewarnt und können dann keine weiteren Videos schauen. Das dürfte daran liegen, dass bislang funktionierende Adblocker-Lösungen jetzt wohl von YouTube erkannt werden. Erkannt wurde auch eine versteckte Überwachungskamera im Raum eines Mitbewohners, sodass dieser vor Gericht gezogen ist. Doch das Anbringen einer solchen Kamera verletzt dessen höchstpersönlichen Lebensbereich nicht automatisch, so ein Oberlandesgericht. Es kommt demnach auf die Qualität der Aufnahmen und die gefilmten Motive oder Szenen an – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.
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Die deutsche Halbleiterbranche sieht sich mit einem unerwarteten Kurswechsel in der Subventionspolitik konfrontiert. Von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sind kaum neue umfangreiche Förderzusagen zu erwarten, wie sie kürzlich betonte. Sie fordert "erst einmal gute Rahmenbedingungen" und eine solidere wirtschaftliche Basis für künftige Projekte, bevor Steuergeld fließt. Die Branche reagiert mit Unverständnis auf die restriktive Haltung der Ministerin, denn ihr Investitionsbedarf ist enorm. Doch sogar bestehende Förderprogramme sind massiv überzeichnet, denn durch viele Interessenten ist der Bedarf höher als die geplanten Fördermittel. Darauf reagiert die Wirtschaftsministerin: Neuer Kurs bei Chip-Subventionen verunsichert die Branche.
Verunsicherung greift auch bei Adblocker-Nutzern um sich, denn YouTube hat offenbar erneut den Kampf gegen Werbeblocker aufgenommen. In sozialen Netzwerken wie Reddit häufen sich Meldungen über Warntafeln YouTubes, dass Adblocker auf der Videoplattform nicht erlaubt sind. Dabei nutzen viele, wenn nicht alle der betroffenen Nutzer, bislang funktionierende Werbeblocker. YouTube hat wohl neue Wege gefunden, diese zu erkennen. Die Warnmeldungen sollen die Anwender dazu bewegen, Werbeeinblendungen zuzulassen oder ein kostenpflichtiges Abonnement abzuschließen. Denn YouTube spielt keine weiteren Videos ab, wenn ein Werbeblocker erkannt wird. Die Nutzer warten jetzt auf Updates ihrer Adblocker oder nutzen andere Lücken, um Werbung zu vermeiden: YouTube intensiviert offenbar den Kampf gegen Werbeblocker.
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Um private Videoaufnahmen geht es in einem Verfahren wegen heimischer Überwachung. Paragraf 201a Strafgesetzbuch schützt den höchstpersönlichen Lebensbereich und weitere Persönlichkeitsrechte vor heimlicher Ausspähung durch Bildaufnahmen. Strafbar ist trotzdem nicht jedes Foto oder Video in einem privaten Raum. Das hat das Oberlandesgericht (OLG) Hamm entschieden. Demnach bedarf es für Strafbarkeit zusätzlich der "Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs der abgebildeten Person", also ihrer Intimsphäre. Doch die versteckte Kamera hat nur relativ harmlose Aufnahmen eines Mitbewohners in schlechter Qualität gemacht, sodass dies nicht automatisch strafbar sein muss, erklärt das OLG: Heimliche Kamera im Zimmer eines Mitbewohners ist nicht per se strafbar.
Nicht strafbar, aber verzichtbar ist die Rückkehr der animierten GIFs von Geocities. Genau in diesem Schutthaufen schürft eine neue Suchmaschine des Internet Archive. Sie heißt unverschämt GifCities und fördert kleine Bewegtbildchen zutage, die einst auf Geocities-Webpages blinkten. GIF (Graphics Interchange Format) ist ein 1987 veröffentlichtes Bitmap-Dateiformat für Bilder, die seit 1989 auch animiert sein können. Einem ersten Anlauf des Internet Archive zu einer GIF-Suchmaschine war auch nur bescheidener Erfolg vergönnt. Das 2016 eröffnete GifCities.org erlaubte zwar die Suche, der Abgleich beschränkte sich jedoch auf Dateinamen. Doch jetzt gibt es eine semantische Suche, die nach dargestelltem Inhalt, nicht nur nach Dateinamen sucht: Obacht, die GIFs von Geocities kommen zurück!
Mit einem umfassenden Update von Talk baut Nextcloud seine Software für Videokonferenzen, Telefonie und Chats deutlich aus. Die neue Version namens Munich soll insbesondere Funktionen hinzufügen, die sich Kunden beim Umstieg von bislang eingesetzten US-Plattformen wie Microsoft Teams wünschen. Hierzu zählen laut Nextcloud eine "vollständig hybride Arbeitsumgebung" und ein erweitertes Talk Phone. Unter ersterer versteht Nextcloud ein zentrales Dashboard, das anstehende Termine und Erinnerungen sowie wichtige Chat-Nachrichten zusammenfasst, in denen der Nutzer erwähnt wird. Neu bei Talk Phone ist, dass sich jetzt zentral jedem Anwender auf dem Server eine eigene Durchwahl beziehungsweise Telefonnummer zuweisen lässt: Nextcloud Talk statt MS Teams.
Auch noch wichtig:
- Das chinesische Forschungsschiff Meng Xiang soll in einigen Monaten die wissenschaftliche Arbeit aufnehmen. Davon erhoffen sich Forscher wichtige Erkenntnisse: China will in den Erdmantel bohren.
- Beim dänischen Digitalministerium sollen alle Angestellten ohne Microsoft auskommen. Stattdessen werde man Linux und LibreOffice nutzen, sagt die Ministerin zum Abschied bis Herbst: Dänisches Digitalministerium kehrt Microsoft den Rücken.
- Apple renoviert das Aussehen seiner Betriebssysteme und umgarnt die Entwickler. Aber wie stark sitzt dem iPhone-Hersteller das KI-Thema im Nacken? Eine Analyse zur WWDC 2025-Keynote: Apple will (wieder) gut aussehen.
- Auch im professionellen Umfeld setzt AMD zur 3D- und Video-Beschleunigung auf quelloffene Treiber, die Linux-Distributionen seit langem standardmäßig nutzen: AMD gibt proprietäre 3D-Grafiktreiber für Linux auf.
- Der Elroq 85 erweist sich im Test als unaufgeregtes E-SUV, das keine Herzen bricht, sie aber emotionslos schnell erobert: Bequemer Begleiter Skoda Elroq 85 im Test.
- Apple ergänzt den Funktionsumfang seiner Ohrstöpsel einmal mehr. Verbesserte Audioqualität für Anrufe, "Studio-Mikrofon" und Kamerafernsteuerung kommen bald: Apple motzt AirPods mit neuer Firmware iOS 26 auf.
- Der Jülicher Jupiter Booster belegt Rang 4 der Top500-Liste der weltschnellsten Supercomputer und ist damit der schnellste Supercomputer in Europa: Europas schnellster Supercomputer steht wieder in Deutschland.
- Mit Material 3 Expressive hat Google das Design überarbeitet und ansprechender gemacht. Android 16 bringt eine größere Kontrolle über Netzwerkberechtigungen. Das zeigt Android 16 im Test: Frischere Optik und mehr Sicherheit.
- Das EU-Projekt bietet wahlweise Filter für den Jugendschutz und welche mit Werbeblockern an, aber auch ungefilterte DNS-Resolver. Der Dienst ist kostenlos: EU startet eigenen DNS-Dienst mit praktischen Funktionen für digitale Souveränität.
- Gnadenfrist für User ohne Apple Silicon: Apple bringt macOS 26 noch auf einige Intel-Maschinen. Mit macOS 27 ist aber Schluss. Auch das LaunchPad sagt Tschüss, nicht nur bei Intel-Macs: macOS 26 macht das Licht aus – Launchpad-Ende für alle.
- Milan Kovac, Chef der Entwicklung des humanoiden Roboters Optimus bei Tesla, verlässt das Unternehmen überraschend. Der Weggang könnte sich negativ auswirken und gilt als Rückschlag für den Optimus Bot: Chef der Robotersparte verlässt Tesla.
- Der Apple-Pionier und Naturfotograf Bill Atkinson ist Anfang Juni an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Er wurde 74 Jahre alt. Ein Nachruf auf den Mann, der Apples Kronjuwelen programmierte: Zum Tod von Bill Atkinson.
(fds)