"Igitt": Test mit KI-generierten Zusammenfassungen auf Wikipedia gestoppt
Die Wikimedia Foundation wollte die Wirkung von KI-generierten Zusammenfassungen über Wikipedia-Artikeln testen. Die Community hat das erst einmal verhindert.
(Bild: Andrey_Popov/Shutterstock.com)
Die Verantwortlichen der Wikipedia haben ein Projekt abgebrochen, in dessen Rahmen KI-generierte Zusammenfassungen vor Wikipedia-Artikeln vorbereitet werden sollten. Das geht aus einem Eintrag im Bereich der Onlineenzyklopädie hervor, in dem technische Aspekte diskutiert werden. Dort hatte eine Vertreterin der Wikimedia Foundation Anfang voriger Woche angekündigt, dass Mitarbeitende an der Wikipedia befragt werden sollen, was sie davon halten und ob sie daran mitarbeiten wollen. Auf der mobilen Seite der Enzyklopädie sollte ein kleiner Teil der Besucher und Besucherinnen die Möglichkeit bekommen, sich die KI-Zusammenfassungen anzeigen zu lassen. Nach viel Kritik folgte am Mittwoch die Kehrtwende.
"Yuck"
Wie die Verantwortlichen für das Projekt auf einer eigenen Seite erklären, geht es darum, die Enzyklopädie zugänglicher zu machen. Bisherige Projekte mit diesem Ziel seien nur begrenzt erfolgreich – darunter etwa der Bereich mit Texten in einfachem Englisch. Außerdem machen die es nötig, dass Autoren und Autorinnen bereits fertige Artikel in einfache Worte umschreiben, was anstrengend sei. Bei einem ersten – auf wenige Personen begrenzten – Experiment habe sich derweil gezeigt, dass KI-generierten Zusammenfassungen viel Vertrauen entgegengebracht wurde und die Reaktion insgesamt viel positiver gewesen sei als erwartet. Alle KI-Zusammenfassungen sollen von Menschen geprüft werden.
Videos by heise
Unter der Vorstellung des Projekts vom 2. Juni findet sich dagegen mehrfach das Wort "Yuck", das etwa mit "igitt" übersetzt werden kann. Mehrfach wird darauf verwiesen, welches Risiko solche KI-generierten Inhalte etwa für den guten Ruf der Wikipedia haben. Vor allem auf die Fehleranfälligkeit von KI-Inhalten wird immer wieder hingewiesen. Andere kritisieren den Umgang mit dem Projekt und fehlende Informationen dazu im Vorfeld. Von der Wikimedia Foundation, die die Wikipedia betreibt, kommen jetzt einsichtige Worte: Das Projekt wird zwar nicht gekippt, aber man werde die Reaktionen ernst nehmen und bald auf das Thema zurückkommen, heißt es in dem Eintrag. Bis dahin werde man damit nicht fortfahren.
Das Projekt ist damit also nicht beendet, der Betreiber der Wikipedia behält sich vor, es wieder aufzunehmen. Für das begrenzte Experiment generierte KI-Zusammenfassungen lassen sich derweil auf GitHub einsehen. Erst vor zwei Monaten hat die Wikimedia Foundation öffentlich gemacht, wie ressourcenintensiv das Training von KI-Technik für die eigene Enzyklopädie ist. Die Scraper, mit denen Wikipedia-Inhalte dafür abgegriffen werden, belasten die Seite demnach ganz anders als es Menschen tun. Das führe zu "wachsenden Risiken und Kosten", ohne dass es dafür einen Mehrwert gebe, hatte die Organisation damals kritisiert. Später hat sie KI-Werkzeuge eingeführt, die Moderatoren und Moderatorinnen unterstützten sollen.
(mho)