heise meets … Die E-Rechnung ist eine verpasste Chance
Bei der Einführung der E-Rechnung wurde die Chance verpasst, einen verbindlichen Standard festzulegen. Cross Industry Invoice (CII) wäre eine gute Wahl gewesen.
Die Einführung der E-Rechnung zum 1. Januar 2025 ist laut Softwareentwickler Stepan Rutz grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung, um Verwaltungsprozesse zu verschlanken, Kosten zu senken und die Transparenz zu erhöhen.
Allerdings habe man es nicht geschafft, einen einheitlichen Standard festzulegen, was zu Verwirrung führe. Stattdessen gebe es viele verschiedene Formate und Versionen, wie Unternehmen eine E-Rechnung erzeugen können. Das führe dazu, dass bei Gesprächen über die E-Rechnung viele Begriffe fallen und am Ende alle verwirrter seien als vorher.
Rutz kritisiert, dass es Fehler im System gebe, die zu Missverständnissen führen können. So sei es beispielsweise möglich, dass die Informationen in einem PDF und dem dazugehörigen XML voneinander abweichen.
Laut einem Schreiben des Bundesfinanzministeriums ist im Zweifelsfall das XML verbindlich. Das habe zur Folge, dass man das PDF eigentlich gar nicht anschauen müsse, wenn man sorgfältig arbeite. "Direkt beim Eingang wegschmeißen", sagt Rutz überspitzt, weil es nur falsch sein könne.
Es gibt bessere Formate
Aus Sicht der Gesellschaft wäre es laut Rutz am besten gewesen, wenn man sich auf ein Format geeinigt hätte, am besten auf CII (Cross Industry Invoice). Allerdings sei der Schmerz für Unternehmen nicht so groß – daran würden sie nicht sterben, meint Rutz.
Letztendlich würden Unternehmen es überstehen, wenn sie PDFs bekämen, bei denen etwas fehle. Trotzdem sei es schade, weil überflüssig und man es einfacher hätte haben können.
Auch das Thema Sicherheit sieht Rutz bei der E-Rechnung als kein all zu großes Problem. Zwar könne man E-Rechnungen durchaus manipulieren, da es keine digitale Signatur gebe. Allerdings ändere sich im Vergleich zu früher nichts.
Mit der E-Rechnung entstehe kein Plus an Sicherheit, aber auch kein erhöhtes Risiko. Die Empfänger müssen ohnehin stets prüfen, ob berechnete Leistungen tatsächlich erbracht wurden.
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Keine Panik, aber verschenktes Potenzial
Für Unternehmen sei die Einführung der E-Rechnung nicht so schlimm, lautet das Fazit von Rutz. Die Software-Anbieter würden früher oder später alle Probleme lösen.
Allerdings sollten Unternehmen, die branchenspezifische Lösungen für den elektronischen Rechnungsaustausch nutzen, bis 2028 prüfen, ob sie diese zugunsten der E-Rechnung ablösen müssen.
Insgesamt sei die E-Rechnung kein Grund zur Panik. Sie ist nur eine verpasste Chance, den elektronischen Rechnungsaustausch deutlich einfacher und einheitlicher zu gestalten.
Ein vollständiges Transkript der aktuellen Podcast-Episode von heise meets gibt es unter den Shownotes bei Podigee zu lesen.
(vbr)