Gefährlicher Mondstaub? Dieser Stoff auf der Erde ist schädlicher für die Lunge
Wie gefährlich ist Mondstaub wirklich? Forschende haben die Auswirkungen untersucht und mit Feinstaub verglichen. Das Ergebnis überrascht.
Die Nasa will 2025 wieder Menschen zum Mond schicken. Der Minisatellit Capstone sollte vorgeschickt werden.
(Bild: Elena11/Shutterstock)
Eine Studie der Technischen Universität Sydney hat jetzt analysiert, wie sehr Mondstaub tatsächlich die menschliche Gesundheit beeinflusst. Die Ergebnisse liefern womöglich beruhigende Nachrichten: Mondstaub sei für die menschliche Lunge weniger schädlich als bisher angenommen. Der Staub soll demnach weniger toxisch sein als die Luftverschmutzung durch Feinstaub auf der Erde.
Lieber Mondstaub als Feinstaub einatmen?
Mondstaub enthält Silikat, ein Material, das häufig auf vulkanisch aktiven Planeten vorkommt. Die scharfkantigen Partikel des Staubes verursachen Reizungen der Haut, Augen und Atemwege. Außerdem können sie Raumfahrtanzüge beschädigen. Die geringe Schwerkraft auf dem Mond sorgt dafür, dass die Staubpartikel länger in der Luft bleiben und somit leichter eingeatmet werden können. Der „Mondheuschnupfen“, wie es der Nasa-Astronaut Harrison Schmitt während der Apollo-17-Mission beschrieb, verursachte bei allen zwölf Menschen, die jemals den Mond betreten haben, Symptome.
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Doch die neuen Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Partikel harmloser seien als bisher angenommen. Die Doktorandin Michaela B. Smith untersuchte mit ihrem Team die Auswirkungen von (simuliertem) Mondstaub auf die menschliche Lunge. Anschließend verglichen sie die Ergebnisse mit den Auswirkungen von Feinstaub auf die Lunge – gemessen an einer stark befahrenen Straße in Sydney. Das Ergebnis: Mondstaub kann zwar als physikalischer Reizstoff wirken, verursache jedoch keine so schweren Zellschäden oder Entzündungen wie der Staub aus städtischen Gebieten der Erde. Ihre Erkenntnisse beruhen auf Tests mit menschlichen Lungenzellen aus dem Labor, die dem Mond- und Feinstaub ausgesetzt waren.
Die Studie hat, um die Vergleichbarkeit mit dem Feinstaub auf der Erde zu ermöglichen, mit zwei neu entwickelten Simulanzen gearbeitet, die dem Staub der Mare- und Hochlandregionen des Mondes entsprechen. Demnach beschränken sie sich bei dem simulierten Mondstaub auf Partikel, die 2,5 Mikrometer oder kleiner sind. Dadurch sind sie klein genug, um tief in die Lunge eindringen zu können und die natürlichen Abwehrkräfte eines Menschen zu umgehen. Smith betont einen entscheidenden Unterschied "zwischen einem physikalischen Reizstoff und einer hochgiftigen Substanz": Das Einatmen von Feinstaub als hochgiftige Substanz stelle somit ein wesentlich größeres Gesundheitsrisiko dar als das Einatmen von Mondstaub. Demnach würde Mondstaub vor allem aufgrund seiner Scharfkantigkeit zu Gesundheitsproblemen führen und nicht, weil er eine hohe Toxizität aufweist.
Was das für Missionen auf dem Mond bedeutet
Die Erkenntnisse der Studie können dazu beitragen, die Sicherheit bei Missionen auf dem Mond zu erhöhen. Auch wenn der Mondstaub womöglich chemisch gesehen harmlos ist, können die Partikel dennoch erhebliche, wenn auch kurzfristige, Reizungen hervorrufen und die Ausrüstung von Astronauten beschädigen.
„Diese Forschung trägt zwar dazu bei, Bedenken zu verringern, aber es ist wichtig zu betonen, dass die Nasa die Staubbelastung weiterhin ernst nimmt und robuste Strategien zu ihrer Minderung entwickelt“, räumte Smith ein. Die Weltraumbehörde hat beispielsweise ein System entwickelt, bei dem Anzüge außen am Rover angedockt sind und von innen betreten werden. So soll verhindert werden, dass Mondstaub über den kontaminierten Anzug ins Innere gelangt.
Dieser Beitrag ist zuerst bei t3n.de erschienen.
(jle)