Was es mit Zahlensendern auf sich hat: Spionage, Agenten und geheime Nachrichten
Seit Jahrzehnten senden Geheimdienste verschlĂĽsselte Botschaften per Zahlensender an Agenten. Wir zeigen, wie man ihnen lauschen kann: Tri, pyat, vosim, dva ...
(Bild: KI, Collage c't)
Die Zeiger der Uhr am Handgelenk des Mannes stehen auf kurz vor sechs Uhr morgens, gleich beginnt die Übertragung. Vor dem Radio liegen bereits Stifte, Papier und ein kleiner notizblockähnlicher Gegenstand, auf dessen Seiten Unmengen Zahlen in Fünferblöcken gedruckt sind. Der Mann schaltet das Radio an und dreht die Knöpfe, um die richtige Frequenz einzustellen, doch aus den Lautsprechern dringt ein leises Rauschen. Erst nach ein paar Minuten wird es abrupt von einer kurzen Melodie unterbrochen, dann beginnt eine Frauenstimme Zahlen zu diktieren. Emsig schreibt er mit: Eins, Acht, Eins, Acht …
Wir haben uns dieses Szenario ausgedacht, aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass es so oder ähnlich abläuft, wenn ein Spion Instruktionen über das Radio empfängt. Auch heute noch, obwohl diese Methode besonders zu Zeiten des Kalten Krieges verbreitet war. Ihre Ursprünge reichen jedoch bis in den Ersten Weltkrieg zurück: Geheimorganisationen von Ländern sendeten an ihre Spione im Ausland Botschaften, die man bequem mit jedem Radio empfangen konnte.
- Zahlensender sind Radiostationen, die von Geheimdiensten betrieben werden, um ĂĽber Kurzwelle Nachrichten an Spione zu schicken.
- Auch die 2011 verhafteten russischen Agenten in Deutschland erhielten ĂĽber Zahlensender Befehle.
- Die Nachrichten von Zahlensendern sind nicht versteckt, sondern für alle ganz leicht mithörbar, sogar im Browser.
So mussten die Agenten keine komplizierten Gerätschaften mit sich herumschleppen, die sie hätten enttarnen können, sondern einfach nur über ein Radio verfügen und im richtigen Moment zuhören. Damit nicht feindliche Agenten oder unbeteiligte Dritte sensible Informationen mitbekommen, wurden die Nachrichten kodiert, etwa in Zahlen, woher die Radiostationen auch ihren Namen bekamen: Zahlensender (engl. Number Stations). Es waren aber auch andere Formate üblich, etwa Morse- oder digitale Codes. Diese Art der Kommunikation ist sicherer, als Botschaften über andere Kanäle wie einen Computer zu senden, weil man bei Kurzwelle nicht nachvollziehen kann, wer die Botschaft empfangen hat.
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