ChatEurope: Medienhäuser starten KI-Nachrichtenseite, die an ihre Grenzen stößt
15 Medienhäuser aus ganz Europa haben mit ChatEurope die erste KI-basierte Plattform für europäische Nachrichten veröffentlicht.
(Bild: Agence France-Presse)
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und 14 weitere Partner und Medienhäuser aus ganz Europa haben heute mit ChatEurope die erste KI-basierte Nachrichtenplattform für europäische Themen gestartet. Unter chateurope.eu können Bürgerinnen und Bürger ab sofort in sieben Sprachen alle Fragen rund um Europa stellen und sollen fundierte und verifizierte Antworten erhalten – unter anderem zur Vorbeugung von Fake News. Dabei handelt es sich um ein Experiment.
"ChatEurope leistet für alle Menschen in Europa einen wertvollen Beitrag. Die Arbeit der EU wird transparenter. Die dpa bringt ihre unabhängige und verifizierte Berichterstattung in das Projekt ein und stärkt damit eine europaweite Allianz gegen Desinformation und Fake News", sagt dazu dpa-CEO Peter Kropsch.
Geprüfte Informationen beteiligter Medienhäuser
Die Nachrichtenplattform vereint einen intelligenten Chatbot und vielfältige Social-Media-Kanäle. Der Chatbot basiert auf einem Sprachmodell von Mistral und beantwortet Nutzerfragen ausschließlich mit geprüften Informationen der beteiligten Medienhäuser. Entwickelt wurde die Informationsseite samt Chatbot von der rumänischen Firma DRUID AI. Jede Antwort verweist auf die verwendeten Quellen, die aus den Nachrichten der Partner stammen.
Chatbot sehr eingeschränkt
Bei einem ersten Test zeigt sich, dass der Chatbot bei allgemeinen Fragen gelegentlich auf veraltete Informationen zurückgreift, mitunter zwischen den Sprachen wechselt und langsam antwortet. Auffällig ist jedoch, dass zu wichtigen Themen wie dem Europäischen Gesundheitsdatenraum keine Auskünfte erteilt werden. Häufig kann ChatEurope keine Antworten liefern, weil sich sein "Wissen – aussschließlich auf die Artikel, die auf der ChatEurope-Plattform veröffentlicht wurden [beschränkt]".
Dazu befragt, auf welche Daten der Chatbot zurückgreifen kann, widerspricht er sich selbst und nennt verschiedene Daten. Zwar wusste es, wann Friedrich Merz Bundeskanzler wurde, aber nicht, wann Angela Merkel Chefin von Deutschland wurde. ChatEurope bleibt weit hinter der von aktuellen US-Chatbots zurückbleibt. Positiv hervorzuheben ist aber, dass mit Mistral ein europäisches Sprachmodell zum Einsatz kommt.
(Bild: Agence France-Presse)
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ChatEurope richtet sich mit aktuellen Nachrichten, Analysen, Erklärstücken, Videos und Dokumentarfilmen an Europäer jeden Alters. Die Plattform ist in sieben Sprachen verfügbar: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Rumänisch und Polnisch. Die dpa verantwortet das Projektmanagement, die Kommunikationsstrategie und die Produktion der Inhalte über ihren Geschäftsbereich Custom Content.
Zum internationalen Konsortium zählen neben dpa und der Deutschen Welle auch die französische Nachrichtenagentur AFP, die italienische ANSA sowie Medienhäuser aus Polen, Rumänien, Spanien und weitere renommierte Partner. Gefördert wird ChatEurope von der Europäischen Union. Auch die Deutsche Welle und AFP sehen in der Plattform einen Meilenstein für vertrauenswürdige, digitale Nachrichtenvermittlung in Zeiten von KI und Desinformation. Die redaktionelle Unabhängigkeit bleibt dabei jederzeit gewahrt.
Ergänzt, dass der Chatbot etwas beschränkt ist.
(mack)