3D-TVs boomen – trotz fehlender Inhalte

Am Anfang waren es nur 2, inzwischen sind es über 30: Die Modellvielfalt an 3D-Fernsehern wurde in den vergangenen Monaten erheblich ausgeweitet. Ist das der Siegeszug der 3D-Technik?

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Am Anfang waren es nur 2, inzwischen sind es über 30: Die Modellvielfalt an 3D-Fernsehern wurde in den vergangenen Monaten erheblich ausgeweitet. Entsprechend werden auch die Verkaufszahlen steigen, glauben die Marktforscher von DisplaySearch. In diesem Jahr sollen weltweit 3,4 Millionen 3D-Fernseher verkauft werden, das wäre ein Anteil von 5 Prozent am gesamten Flachbild-TV-Markt. In vier Jahren sollen die 3D-TVs dann mit knapp 43 Millionen einen Anteil von 37 Prozent erreichen.

3D-Fernseher: In diesem Jahr weltweit 3,4 Millionen abgesetzte Geräte, in vier Jahren schon zwölfmal so viele.

(Bild: DisplaySearch)

Die Erwartungen der Displayindustrie in 3D sind entsprechend hoch. Allen voran hoffen die Plasmadisplay-Hersteller, dass die Technik die Verkaufszahlen großer Fernseher trotz der noch fehlenden 3D-Inhalte kräftig ankurbelt. Laut Displaybank werden 2013 etwa 86 Prozent aller verkauften Plasmafernseher 3D-fähig sein. Im kommenden Jahr steckt nach Einschätzung von DisplaySearch in über ein Drittel aller 3D-TVs Plasmatechnik, doch ab 2012 setzen sich die LCD-TVs wieder deutlich ab – nicht zuletzt, weil die Kosten für große und schnelle LCDs sinken werden und es viel mehr Produktionskapazitäten und -Hersteller gibt als im Plasmabereich. Plasmas werden derzeit von nur drei Unternehmen, Panasonic, Samsung und LG, gefertigt.

Schwierigkeiten bereitet den Herstellern aus beiden Lagern noch der enorme Helligkeitsverlust im 3D-Betrieb: Die wahrgenomme Leuchtdichte sinkt beim dreidimensionalen Zuschauen auf weniger als 20 Prozent der Ausgangshelligkeit im herkömmlichen 2D-Betrieb. Die LCD-Hersteller hoffen, dies mit helleren LEDs im Backlight künftig wettmachen zu können. Eine weitere Hürde sind die notwendigen 3D-Brillen beziehungsweise die Frage, ob die Zuschauer bereit sind, diese zu tragen. Außerdem würden in Europa noch zu wenig 3D-Blu-ray-Player angeboten, monieren die Marktforscher.

Das größte Problem liegt derzeit allerdings nicht bei der Hardware: Es fehlen die Inhalte. Während im Kino ein 3D-Film den anderen jagt, gibt es fürs traute Heim derzeit im freien Handel lediglich zwei 3D-Filme auf Blu-ray Disc ("Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen" und "Grand Canyon Adventure"). Über den Äther kommen ebenfalls nur ganz gelegentlich 3D-Sequenzen in die Wohnzimmer. Das werde sich auch in naher Zukunft nicht grundlegend ändern, befürchten die Analysten von DisplaySearch und auch Experten wie Dietrich Westerkamp, Leiter der 3D-HD-TV-Arbeitsgruppe der Deutschen TV-Plattform, hält es für sehr unwahrscheinlich, dass wir in ein paar Jahren zu Hause im Wohnzimmer nur noch 3D gucken werden. (uk)