"Cybersicherheit": US-Militär stoppt Weitergabe von Satellitendaten an Forscher
Seit mehr als einem halben Jahrhundert sammeln US-Militärsatelliten Wetterdaten, seit Jahrzehnten gingen die auch die zivile Forschung. Damit ist Schluss.
(Bild: NASA images/Shutterstock.com)
Angeblich, um ein signifikantes Cybersicherheitsrisiko für die Infrastruktur abzuwenden, wird das US-Militär Ende Juli aufhören, Daten seiner Satelliten für die Klimaforschung und Wettervorhersage aufzubereiten beziehungsweise weiterzugeben. Das geht aus einer Mitteilung der NASA hervor. Damit soll eine mehrere Jahrzehnte alte Praxis abrupt enden, die unter anderem bei der Vorhersage von und den Warnungen vor Hurrikans geholfen haben, ergänzt das US-Nachrichtenportal NPR. Ursprünglich war sogar vorgesehen, dass das Programm mit noch weniger Vorwarnzeit schon Ende Juni eingestellt wird. Nach Kritik der Betroffenen wurde der Termin um einen Monat nach hinten verschoben.
Weitergabe seit Jahrzehnten
Die bald nicht mehr weitergegebenen Informationen stammen vom sogenannten Defense Meteorological Satellite Program (DMSP). Dafür sammeln Satelliten seit mehr als 60 Jahren Daten zu verschiedenen Wetterphänomenen, darunter etwa Hurrikane. Die Beobachtungen sind vor allem für das US-Militär gedacht, seit Jahrzehnten werden sie aber von einer speziellen Einheit der US-Marine für die zivile Nutzung aufbereitet und an Forschungseinrichtungen weitergegeben. Ende Juni hieß es nun, dass damit ein "signifikantes Cybersicherheitsrisiko für das High-Performance-Computing" einhergehen würde. Deshalb werde diese Praxis beendet. Der Termin wurde dann zwar noch einmal verschoben, aber an der geplanten Einstellung hat sich nichts geändert.
Videos by heise
Nachfragen zu dem Schritt hat die US-Marine nicht beantwortet, schreibt NPR. Der Chef einer Einrichtung zur Erforschung von Schnee- und Eisdecke, die seit 1979 auf die Daten zugreift, hat ergänzt, dass es in dem Fall wohl nicht um die Kosten geht. Die neue US-Regierung unter Donald Trump sorgt seit Monaten mit immensen Budgetkürzungen für Aufsehen, von denen auch die Forschung betroffen ist. Das National Scow and Ice Data Center erwarte jetzt Unterbrechungen bei der Kartierung der Ausdehnung von Meereis am Nord- und Südpol. Die US-Ozeanografiebehörde NOAA habe derweil versichert, dass die Einstellung der Datenweitergabe nichts an der Genauigkeit von Hurrikanvorhersagen ändern werde, ergänzt NPR noch. Verbleibende Satelliten sollen ausreichen.
Als das Ende der Weitergabe der Daten bekannt wurde, hat CNN zudem berichtet, dass die Trump-Regierung darauf hinarbeitet, eine Messstation auf Hawaii zu schließen, die eine zentrale Rolle bei der Erforschung des Klimawandels spielt. Das Mauna Loa Observatory sammelt seit 1958 Daten zur Zusammensetzung und Veränderung der Erdatmosphäre. Am Nordhang des gleichnamigen Vulkans ist es nicht nur weit von menschlichen Ansiedlungen und den damit verbundenen Emissionen entfernt, wegen der spärlichen Vegetation hat auch die Fauna einen geringen Einfluss. Weltbekannt ist die dortige Messung, die den Anstieg der CO₂-Konzentration zeigt. Diese "Keeling-Kurve" ist einer der bekanntesten Belege für die von Menschen verursachte Klimaerwärmung.
(mho)