Spieleabo: Ist der Game Pass für die Microsoft-Kündigungswelle verantwortlich?
Der Gründer des Spielestudios Arkane stößt nach der Xbox-Entlassungswelle die Grundsatzdebatte an: Ist das Spieleabo Game Pass schlecht für die Branche?
(Bild: Shutterstock.com/Anthony McLaughlin)
Katerstimmung in der Spielebranche: Nach Microsofts jüngster Entlassungswelle bei seinen Xbox-Studios diskutieren Entwickler und Branchenvertreter darüber, wie der Weg aus der Dauerkrise aussehen könnte. Raphael Colantonio, Gründer des französischen Entwicklerstudios Arkane, hat einen Verantwortlichen für die seit Jahren schwierige Situation der Spieleindustrie ausgemacht: Microsofts Spieleabo Game Pass.
"Warum spricht niemand über den Elefanten im Raum", fragt Colantonio auf X. "Ich denke, der Game Pass ist ein unhaltbares Modell, das der Branche seit einem Jahrzehnt zunehmend schadet." Der Game Pass werde bisher von Microsoft subventioniert, um die Konkurrenz abzuhängen, schreibt Colantonio weiter. Er glaube daher nicht, dass der Game Pass langfristig mit anderen Modellen koexistieren kann.
Wenn der Game Pass irgendwann den Markt dominiert, argumentiert Colantonio, dann werde Microsoft den Geldhahn abdrehen. Das Resultat wären höhere Abopreise und schlechtere Spiele. "Die Gamer mögen den Game Pass, weil das Angebot zu gut ist, um wahr zu sein", schreibt Colantonio. "Aber irgendwann werden auch sie ihn hassen, wenn ihnen die Auswirkungen auf die Spiele auffallen."
Colantonios Entwicklerstudio Arkane ("Dishonored", "Prey") gehört seit dem Bethesda-Deal zu Microsoft, er selbst arbeitet aber nicht mehr bei dem Unternehmen. Dennoch hat sein Tweet für Diskussionen in der Branche gesorgt, die auch auf Reddit und in der Spielepresse aufgegriffen werden. Ob Spieleabos wie Microsofts Game Pass nun gut oder schlecht für die Industrie sind, wird tatsächlich aber schon seit Jahren aus verschiedenen Perspektiven diskutiert.
"Keiner mag den Game Pass"
Zu den bekanntesten Kritikern der Spieleabos gehört Larian-Chef Swen Vincke: "Es wird schwieriger sein, gute Inhalte zu bekommen, wenn sich das Abomodell durchsetzt", schrieb Vincke im vergangenen Jahr. "Abonnementmodelle werden immer als Kosten-Nutzen-Analysen mit dem Ziel der Gewinnmaximierung enden." Es sei fast unmöglich, unter diesen Umständen von Idealismus getriebene Videospiele auf den Markt zu bringen. Vinckes Studio hat mit "Baldur's Gate 3" einen der größten Spielehits der vergangenen Jahre entwickelt.
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Während sich Vincke mit seiner Kritik aber vor allem auf qualitative Auswirkungen der Spieleabos konzentrierte, gibt es auch Bedenken über ihre Wirtschaftlichkeit: Im Rahmen des FTC-Verfahrens gegen Microsofts Activision-Übernahme bezeichnete der damalige Playstation-Chef Jim Ryan Microsofts Game Pass als "destruktiv": "Ich habe mit allen Publishern gesprochen, und keiner von ihnen mag den Game Pass", sagte Ryan damals. In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Spielefirmen einen Abodienst an den Markt gebracht – darunter Electronic Arts mit EA Play, Ubisoft mit Ubisoft+ und Sony selbst mit Playstation Plus.
Seit Mittwoch informiert Microsoft seine Mitarbeiter über bevorstehende Stellenstreichungen. Insgesamt sollen 9000 Stellen gestrichen werden – viele davon in der Xbox-Sparte. Am härtesten trifft es das Studio The Initiative in Santa Monica, das komplett geschlossen wird. Zudem werden zahlreiche Angestellte bei den Studios Rare ("Sea of Thieves") und Turn 10 ("Forza Motorsports") entlassen.
(dahe)