Airbus will Militär-Transportflugzeug A400M zum Drohnen-Mutterschiff umbauen

Das Militär-Transportflugzeug A400M kann mehr als nur Material transportieren. Airbus will die Maschine unter anderem zum Drohnen-Mutterschiff umrüsten.

vorlesen Druckansicht 151 Kommentare lesen
A400M in der Luft

Airbus will das Transportflugzeug A400M fĂĽr neue Einsatzgebiete nachrĂĽsten.

(Bild: Airbus)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Der Luftfahrtkonzern Airbus beabsichtigt, das taktische Transportflugzeug A400M für die Anforderungen moderner Kriegsführung vorzubereiten. Dazu gehört, dass von dem Flugzeug aus Drohnen in Konfliktgebiete geschafft und vom A400M aus gesteuert werden. Außerdem soll der A400M zu einer fliegenden Kommunikationszentrale werden, um etwa große Datenübertragungen über Breitband-Satellitenverbindungen zu ermöglichen. Auch die Selbstverteidigungsoptionen sollen erweitert werden. Derzeit testet Airbus die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten.

Airbus hat mit dem A400M offenbar viel vor. Die Zuladungskapazitäten und die Möglichkeit, lange in der Luft zu bleiben – etwa durch Luft-zu Luft-Betankung, machen das Flugzeug auch für andere Einsatzzwecke als nur den reinen Lufttransport tauglich. Im Mittelpunkt steht der Einsatz als schnelle und sichere Kommunikationszentrale in der Luft. Solche fliegenden Kommunikations-Hubs werden bei militärischen Missionen dazu benötigt, um die Kommunikation über weite Strecken aufrechtzuerhalten.

Der A400M könnte dazu verwendet werden, um im Rahmen des European Future Combat Air Systems (FCAS), ein Teil der Plattformen einer gemeinsamen Combat Cloud zu sein. Das FCAS soll aber erst im Jahr 2040 fertig aufgebaut und einsatzbereit sein. Über die Combat Cloud können über breitbandige Verbindungen Echtzeitinformationen an Einsatzleiter am Boden und in der Luft übermittelt werden. Dazu gehört etwa die Übertragung von Live-Videobildern bei militärischen Einsätzen.

Bisher sind A400M mit schmalbandigen, verschlüsselten Datenkommunikationssystemen ausgestattet, die lediglich eine begrenzte Datenkapazität haben. Airbus will das nun ändern und sichere Breitband-Satellitenverbindungen über den A400M ermöglichen. Außerdem sollen breitbandige Kommunikationsverbindungen über Sicht hergestellt werden können. Damit könnte das Transportflugzeug ein Knotenpunkt des FCAS werden und missionskritische Daten aus der Luft sammeln und innerhalb des Systems verteilen.

Airbus testet auch die Verwendung des A400M als Drohnen-Hub. 2022 hatte Airbus den Einsatz als Drohnen-Mutterschiff bereits ausprobiert. Bis zu 50 kleine oder zwölf große Drohnen können in dem Flugzeug in Einsatzgebiete gebracht und vom A400M aus gestartet und gesteuert werden. Die Drohnen unterstützen dann bemannte Flugzeuge bei ihren Missionen. Angedacht ist, dass das Transportflugzeug bereits vor dem Jahr der Fertigstellung des FCAS als Drohnen-Mutterschiff eingesetzt wird.

Der A400M soll außerdem weitere Selbstverteidigungssysteme erhalten. Etwa 23 von 45 bisher ausgelieferten Maschinen der Bundeswehr werden mit Direct Infrared Counter Measures (DIRCM) ausgerüstet, um Lenkflugkörper mit Infrarot-Suchköpfen abwehren zu können.

Airbus ist der Ansicht, dass das Transportflugzeug auch für die elektronische Kriegsführung eingesetzt werden kann. Die große Reichweite des Flugzeugs zusammen mit den vier leistungsfähigen Triebwerken ermöglicht das Fliegen längerer Störmissionen. Genügend Platz für den Einbau mehrerer Antennen für die Störsysteme sei in der Maschine vorhanden. Feindliche Systeme könnten so aus sicherer Entfernung von einem A400M aus gestört werden.

Die Verwendung des A400M sei jedoch nicht nur auf militärische Einsätze beschränkt. Airbus entwickelt ein Feuerlösch-Add-on, um das Flugzeug zum Löschflugzeug umzurüsten. Strukturelle Änderungen der Maschine seien dafür nicht nötig. Das System wird einfach in die Maschine eingeschoben und kann so auch wieder entfernt werden. Erste Tests wurden in Frankreich kürzlich durchgeführt. Das Ablassen von bis zu 20.000 Liter Löschmittel auf einmal sei damit möglich.

Videos by heise

Airbus beabsichtigt, die A400M über einen längeren Zeitraum immer wieder über Upgrades auf dem neuesten Stand zu halten. In Kürze soll ein neues Upgrade kommen. Das "Block Upgrade 0" soll das Flugzeug dann auf den neuesten NATO-Standard bringen. Zudem sollen einzelne Systeme taktische Verbesserungen erhalten sowie ein satellitengestütztes Landesystem hinzugefügt werden.

(olb)