Betriebskrankenkassen: E-Rezept etabliert, Patientenakte und Telemedizin weniger
Versicherte wollen mehr Orientierung und zeigen Interesse an digitalen Angeboten. Das geht aus dem diesjährigen Kundenreport der Betriebskrankenkassen hervor.
(Bild: janews/Shutterstock.com)
Laut dem diesjährigen Kundenreport der Betriebskrankenkassen (BKK) und der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK) sind 79 Prozent der gesetzlich Versicherten mit ihrer Krankenkasse zufrieden. Beim Thema Versorgung zeigt sich dem Report zufolge jedoch, dass sich viele mehr Orientierung, niedrigere Hürden beim Zugang zu Fachärzten und eine aktivere Rolle der Kassen wünschen.
Besonders bei fachärztlichen Terminen hapert es: Nur 12 Prozent der Befragten gaben an, problemlos einen Termin zu bekommen. 68 Prozent empfinden den Zugang als schwierig. In der hausärztlichen Versorgung sieht es besser aus – 53 Prozent berichten hier von guten Erfahrungen. Die Mehrheit der Versicherten wünscht sich laut der SBK, die den Report vorgestellt hat, eine aktive Begleitung der Krankenkassen bei der Navigation durch das Gesundheitssystem. Konkret sehen 70 Prozent der Befragten die Krankenkassen nicht nur als "Finanzverwaltung", sondern wünschen sich eher eine Lotsenfunktion.
(Bild:Â BKK)
Auch digitale Anwendungen werden zunehmend erwartet. Zwar ist das E-Rezept angekommen, doch nur 17 Prozent nutzen derzeit die elektronische Patientenakte, 8 Prozent wollen sie auch in Zukunft nicht nutzen. Digitale Gesundheitsanwendungen oder Symptomchecker werden bislang kaum eingesetzt – jeweils rund 10 Prozent der Befragten haben diese Angebote genutzt. Telemedizinische Angebote wie Videosprechstunden sind immerhin 58 Prozent der Versicherten bekannt, aber nur 14 Prozent haben sie bisher tatsächlich genutzt.
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Im Bereich Pflege zeigt der rund 100 Seiten umfassende Report (PDF), dass 16 Prozent der Befragten Angehörige zu Hause betreuen, einige auch ohne Pflegegrad (6 Prozent). Dieser Sachverhalt werde oft unterschätzt. Ungefähr die Hälfte der Befragten fühlt sich dem Bericht zufolge ausreichend über die Leistungen der Pflegeversicherung informiert.
Mehr Transparenz gefordert
Bei der Vorstellung des Reports setzt sich die SBK-Vorständin Dr. Gertrud Demmler für ein Transparenz- und Feedback-System für das gesamte Gesundheitssystem ein. Ziel ist eine "dringend" benötigte Qualitätsorientierung und das Verständnis dafür, wie sich das System weiterentwickelt. Die BKKen seien bereits seit Jahren darum bemüht, Transparenz zu schaffen. Mit dem BKK-Echo, einer telefonischen Kundenzufriedenheitsbefragung von Juli bis Oktober, wollen Krankenkassen wie die Bertelsmann BKK mehr "ehrliches Feedback" einholen. Von der Politik fordert Demmler, dass Transparenz die Regel ist und sich das "Gesundheitssystem am Interesse der Versicherten und Patienten ausrichtet und nicht an den Interessen von Sektoren oder einzelnen Akteuren".
Der Kundenreport basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von 5000 gesetzlich und privat Versicherten, die gemeinsam mit dem Institut für angewandte Marketing- und Kommunikationsforschung GmbH durchgeführt wurde.
(mack)