Teufel-Entwickler: "Es tut nicht weh, den Schaltplan zu veröffentlichen"
Der Lautsprecherhersteller Teufel hat die Baupläne für einen Lautsprecher unter eine Open-Source-Lizenz gestellt. Wir sprechen über Motivation und Hindernisse.
Die Entwickler des Mynd: Erik Habermann (links) und Jonathan MĂĽller-Boruttau (rechts)
(Bild: Maximilian Voigt / Bearbeitung heise medien)
- Maximilian Voigt
Mit dem Inkrafttreten der neuen EU-Ökodesignverordnung für Smartphones und Tablets im Juli steigen die Anforderungen an unsere Alltagsgegenstände. Ihr Design soll längerlebig und besser reparierbar gestaltet sowie leichter zu recyceln sein. In den nächsten Jahren werden diese Regeln auf weitere Produktgruppen ausgeweitet.
Wie so ein nachhaltiges Produkt aussehen könnte, zeigt der Berliner Hersteller Teufel mit seinem mobilen Bluetooth-fähigen Open-Source-Lautsprecher Mynd. Über Motivation und Schwierigkeiten haben wir mit dem Elektroingenieur Jonathan Müller-Boruttau und dem Produktdesigner Erik Habermann gesprochen, die beide zum Entwicklerteam des Mynd gehören.
Die EU entwickelt neue Ă–kodesign-Verordnungen, in Deutschland haben wir seit Anfang des Jahres eine nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie: Ist der Mynd die Antwort auf ein zukunftsorientiertes Produktdesign?
Erik Habermann: Wir müssen uns auf die neuen Anforderungen vorbereiten und dieses Projekt ist eine mögliche Antwort darauf. Aber es ist nicht leicht, vor allem, weil viele der neuen Regeln nicht besonders klar formuliert sind.
Wie nehmt ihr die EU-Regeln wahr: Sind es bremsende Eingriffe oder gute Innovationsanlässe?
Habermann: Für mich als Produktdesigner ist es beides. Einerseits sind neue Herausforderungen immer schön, andererseits sind die Regeln oft sehr schwammig und dadurch schwer zu implementieren.
Jonathan Müller-Boruttau: Insgesamt gehen die Regeln in eine gute Richtung, aber die Klärung der Unschärfe kostet viel Zeit. Selbst Profis im Bereich Compliance sind an manchen Stellen ratlos. Aber es ist dennoch gut, dass wir mit den neuen Regeln einen gleichen Rahmen schaffen, den alle erfüllen müssen. So werden Firmen nicht benachteiligt, deren Produkte aufgrund besserer Reparierbarkeit teurer sind. Und andere merken plötzlich, dass es auch anders geht und Akkus nicht verklebt werden müssen. USB-C ist dafür ein Paradebeispiel. Wer weiß, ob Firmen freiwillig einen gemeinsamen Standard entwickelt hätten, anstatt weiterhin mit ihren eigenen Netzteilen Gewinn zu machen.
Noch gibt es keine Regeln fĂĽr tragbare Lautsprecher, trotzdem habt ihr mit dem Mynd ein Produkt auf den Markt gebracht, das EU-Anforderungen ĂĽbererfĂĽllt. Wie kam es dazu?
Habermann: Wir haben uns sehr intensiv damit auseinandergesetzt, was Nachhaltigkeit wirklich bedeutet und wollten das ernsthaft zu Ende denken. Es bedeutet nicht, ein bestehendes Produkt zu nehmen und es mit recycelten Materialien zu versehen, sondern die Langlebigkeit in den Vordergrund zu stellen. Wir haben eine Lebenszyklusanalyse durchgeführt, die errechnet, wie groß der CO₂-Fußabdruck eines Produkts ist. Die Rechnung ist relativ einfach: Je länger ein Produkt genutzt wird, desto geringer wird der Fußabdruck. Denn das meiste CO₂ wird bei der Produktion ausgestoßen. So kam eins zum anderen. Was ist zum Beispiel, wenn die Front des Gehäuses bricht? Kommt der Lautsprecher dann auf den Schrott? Es wäre doch schön, wenn Kundinnen und Kunden die Teile mit einem 3D-Drucker selbst nachdrucken können. Diese Denkart haben wir immer weiterverfolgt, um ein Produkt zu erhalten, das wirklich durchgehend nachhaltig ist.