Buchkritik: Generation TikTok

FĂĽr die meisten Eltern ist TikTok eine fremde Welt. Der Lehrer und TikToker Niko Kappe beschreibt in seinem Ratgeber, was Jugendliche daran fasziniert.

vorlesen Druckansicht
Buchkritik: Niko Kappe, Generation TikTok
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dorothee Wiegand

Als Lehrer kennt Niko Kappe den Schulalltag, als Produzent von TikTok-Videos ist er mit den Gepflogenheiten auf der derzeit von Jugendlichen stark frequentierten Plattform vertraut. Mit diesem Wissen möchte er Eltern mitnehmen in die für sie oft fremde Welt der sozialen Medien.

Der Autor schreibt umgangssprachlich, ab und an fast flapsig. So berichtet er, seine Tochter habe es im Grundschulalter "wahnsinnig toll" gefunden, mit der Grafik-App Canva zu arbeiten, oder beendet brisante Aussagen mit "Okay, durchatmen!". Inhaltlich haben viele Ausführungen durchaus Tiefgang, zumal Kappe sich auf den Austausch mit etlichen Lehrer- und TikTok-Kollegen stützt. Erkenntnisse daraus fasst er stets unter der Überschrift "Gespräch mit …" zusammen – ein redlicher Umgang mit Informationen.

Mehr Buchrezensionen

Immer mal wieder irritiert die Argumentation des Autors. In einer Art Zirkelschluss postuliert er zunächst Sachverhalte, um das in den Raum gestellte dann als nicht sachgerecht zu kritisieren. So beginnt das Kapitel "Medienkompetenz ist kein Allheilmittel" mit einem fiktiven Wörterbucheintrag. Der definiert Medienkompetenz als "reflexartige Forderung", welche "überwiegend von politischen Akteuren erhoben wird". Redlicherweise hätte er den Erziehungswissenschaftler Dieter Baacke nennen sollen, der den Begriff geprägt hat. Die Aussage, dass mehr Medienkompetenz nicht automatisch zu mehr Demokratie führt, geht in dem Scheingefecht beinahe unter.

Die im Untertitel versprochenen Ausführungen zu KI fallen knapp aus. Über Sinn und Unsinn der KI-Nutzung für Hausaufgaben und Prüfungen in der Schule erfährt der Leser nichts.

Als erstes oder einziges Buch für ratsuchende Eltern eignet sich "Generation TikTok" kaum. Zu einseitig fällt Kappes mitunter fast aggressives Plädoyer für TikTok und weitere soziale Netzwerke aus. Wer aufmerksam liest, findet im Buch aber – eher versteckt – auch kritische Anmerkungen und durchaus gute Ratschläge. Ein oft wiederholter lautet: So viel wie möglich selbst ausprobieren! Lehrer, Erzieher und Eltern, die das Phänomen TikTok auf diese Weise ergründen wollen, erhalten dazu Denkanstöße.

Mehr Infos

Niko Kappe

Generation TikTok

Keine Angst vor Social Media und KI – Wie wir unsere Kinder in die digitale Zukunft begleiten

  • Goldegg, Berlin 2025
  • ISBN 978-3990604779
  • 224 Seiten, 20 €

Videos by heise

(psz)