Trolltech gibt Vorschau auf Qt4 frei

Die norwegische Software-Schmiede Trolltech hat die erste Technology Preview von Qt4 veröffentlicht. Die vierte Ausgabe des plattformübergreifenden Frameworks zur Entwicklung grafischer Bedienoberflächen sei schneller und belege gleichzeitig weniger Speicher als die Vorgänger, versprechen die Norweger. Damit richte man sich unter anderem an Embedded-Entwickler, die in puncto Performance noch Qt2 anstelle der aktuellen 3er-Version bevorzugten.

Für die Release 4 haben die Entwickler in der Klassenbibliothek aufgeräumt. In der Folge wird es einige der in Qt3 verfügbaren Klassen in Qt4 nicht mehr geben. Für Migrationswillige bringt Qt4 eine so genannte Extension Library mit, gegen die sich bestehende Qt3-Applikationen linken lassen. Zahlreiche Tools, Hilfedokumente und Bibliotheken sollen die Portierung erleichtern.

Nutzer integrierter Entwicklungsumgebungen wie Visual Studio .NET, KDevelop oder XCode wird es freuen, dass sich der bisher nur separat nutzbare Qt-Designer nahtlos in die IDE einklinken soll -- so, wie man es etwa vom VS-Designer oder Apples Interface Builder gewohnt ist.

Die neue Paint Engine heißt Arthur. Sie erlaubt über eine einheitliche Schnittstelle den Zugriff auf Plattformspezifika wie Mac OS X Quartz, die X11-Xlib oder das Windows-GDI. Die Scribe genannte Text Engine kommt anders als ihr Vorgänger auch mit Unicode-Zeichen klar. Zur optisch ansprechenderen Textdarstellung wird Scribe das so genannte Kerning (Unterschneiden von Zeichen) unterstützen. Qt4 bringt darüber hinaus ein neues Model/View-Framework namens Interview mit, über das sich große Datenbestände in verschiedenen Ansichten (etwa Tabellen, Listen oder Bäumen) aufbereiten lassen.

Neue Containerklassen (Codename Tulip) sollen für übersichtlicheren Code sorgen: Wem beispielsweise die Iteratoren in der Standard Template Library (STL) zuwider sind, dem bietet Qt4 in Gestalt der leichter zu handhabenden foreach-Konstrukt eine Ausweichmöglichkeit. An der Typsicherheit geht dank der dafür verwendeten C++-Templates nichts verloren.

Die Qt4 Technology Preview stellt Trolltech unter einer nicht-kommerziellen Lizenz zum kostenlosen Download bereit. Folgende Betas und die für das erste Quartal 2005 angekündigte endgültige Version wollen die Norweger wie von Qt3 bekannt unter zwei unterschiedlichen Lizenzen anbieten: einer nicht-kommerziellen (GNU General Public License, GPL, beziehungsweise Q Public License, QPL), die unter anderem die Offenlegung des Quellcodes erfordert, sowie einer kostenpflichtigen kommerziellen, unter der man seinen Code geheim halten darf. (ola)